Bottrop. . Reisende Täter attackieren ihre Opfer beim Geldabheben. Manchmal versuchen sie es mit Ablenkung, zuweilen werden sie rabiat, hat der Bottroper Johannes Michalski erfahren müssen. Die Polizei warnt vor dieser Masche und gibt Tipps, wie man sich schützen kann.

„Es ging so schnell, ich hatte überhaupt keine Chance zu reagieren“, erinnert sich Johannes Michalski an den Samstagmorgen. Im Foyer der Deutschen Bank stand er am Geldautomaten, und just in dem Moment, in dem der das Bargeld ausspuckte, wurde der 80-Jährige beiseite gestoßen. „Ich habe geschaut, wo der Stoß her kam, habe mir schon gedacht, dass da was faul ist und instinktiv nach dem Geld gegriffen.“ Vergebens, die Scheine fielen zu Boden, einer der Täter bückte sich ebenfalls und das Duo, eine Mann und eine Frau entkam mit einem Teil des Geldes.

Eine neue Masche

„Es waren zwar noch andere Personen im Foyer, doch die haben nichts gemerkt, so schnell ging das“, sagt Michalski, der wesentlich jünger und kräftiger wirkt, als manch anderer 80-Jähriger. Der ehemalige Krankenpfleger und Personalrat ist zudem kein Typ, der sich so einfach überrumpeln lässt. Aber trotzdem waren die Täter mit ihrer Masche bei ihm erfolgreich. „Ich hätte aber auch nie gedacht, dass so etwas am helllichten Tag in Foyer einer Bank, in dem sich noch andere Menschen aufhalten, passiert.“

Auch interessant

Nach der Tat habe er sich natürlich gefragt, was er hätte tun können. „Ich wollte währenddessen nicht schreien oder Widerstand leisten, wer weiß, was die gemacht hätten wenn sie in die Enge getrieben worden wären.“ Außerdem, so Michalskis Überlegung, wären möglicherweise auch die anderen Anwesenden in Gefahr geraten. Die Konsequenz aus dem Erlebnis: „Ich ziehe jetzt nur noch zu den Öffnungszeiten Geld, wenn auch die Angestellten da sind.“ Ein, wenn auch schwacher, Trost: Weil es sich bei der Tat um einen „räuberischen Diebstahl“ handelt wird seine Versicherung den finanziellen Schaden ersetzen.

Am Donnerstag wird Michalski außerdem die Verbrecherkartei der Polizei durchforsten, zusätzlich wertet die Polizei die Videoaufzeichnungen aus dem Foyer aus. „Wir beobachten diese Masche seit gut einem Jahr, sie ist relativ frisch“, sagt Diether Michalak vom Kommissariat Vorbeugung der Polizei. Opfer der meist reisenden Straftäter aus Südosteuropa sind keineswegs nur Senioren. Michalak: „Das kann jedem passieren.“ Die Täter versuchen es meist mit einem Trickdiebstahl: Einer lenkt das Opfer ab, wenn es gerade die PIN-Nummer eingegeben hat, ein zweiter tippt einen möglichst hohen Betrag ein und verschwindet mit dem Geld aus dem Ausgabeschacht. Wenn die Angreifer Gewalt anwenden, wird aus dem Trickdiebstahl ein Raub.

Wie kann man sich schützen? Zu zweit und innerhalb der Öffnungszeiten zum Automaten gehen, rät Michalak. Wer bedrängt wird, sollte sofort den Vorgang abbrechen und Alarm schlagen, etwa mit einem Taschenalarm aus dem Elektromarkt.