Bottrop. . Im Internet veröffentlicht Innovation City Neubauplänen für das Brockmann-Gelände. Doch Rat und Verwaltung haben noch nicht einmal darüber beraten, was in Zukunft mit dem Gelände geschehen soll. Inzwischen hat Innovation City das Projekt von der Internetseite entfernt.

Die Zukunft des Brockmann-Geländes ist unklar? Das mag so sein, doch geht es nach Innovation City, ist das Gelände an der Heimann­straße längst verplant. Noch bis Freitag verkündete das Klimaschutzprojekt auf seiner Internetseite für das Gelände die „Errichtung einer energieeffizienten Neubausiedlung auf einem ehemaligen Produktionsgelände im Pilotgebiet der Innovation City Ruhr.“

Von der Internetseite entfernt

Projektpartner soll, laut Innovation City, die Deutsche Reihenhaus AG sein. Die soll „auf dem rund 24 000 qm großem Grundstück soll eine nachhaltige Neubausiedlung mit 92 Wohneinheiten“ entstehen lassen. Die Rede ist von „Passivhäusern“ und einem zentralen Blockheizkraftwerk-Anlage zur Nahversorgung. Außerdem solle in der Siedlung die „kalte Fernwärme“ erprobt werden.

Nachdem die WAZ sich im Rathaus nach diesem Projekt erkundigte, wurde es von der Internetseite von Innovation City Ruhr (ICR) entfernt. Auf Bitte aus dem Rathaus, so ICR-Sprecher Rüdiger Schumann.

Denn die Sache hat einen Haken: Bisher ist das Gelände als Gewerbefläche deklariert, Wohnbebauung scheidet damit aus. Auch wenn Klaus Strehl, Vorsitzender des Planungsausschusses, Anfang April gegenüber der WAZ eingeräumt hatte, dass es Überlegungen gebe, hier Wohnbebauung zu gestatten. Einen entsprechenden Antrag gebe es jedoch noch nicht, so Strehl im April. Von Bebauungsplan oder ähnlichem können keine Rede sein. Auch bei der Stadtverwaltung ist man zurückhaltend. „Es gibt keinen Aufstellungsbeschluss“, so Stadtsprecher Ulrich Schulze. Zwar gebe es aus den 80er-Jahren einen Bebauungsplan, der sei so jedoch nicht mehr aktuell.

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Überhaupt sei auch die gewerbliche Nutzung nicht vom Tisch, so Schulze. Ein Gutachten soll klären, was auf dieser Gewerbefläche – die mitten in einem Wohngebiet liegt – möglich sei. Dann müssten Planungs- und Hauptausschuss sowie Rat beraten und entscheiden.

Ein „Affront“

Ratsmitglieder aller Parteien, die von der WAZ auf die Pläne, die Innovation City öffentlich gemacht hat, aufmerksam gemacht wurden, reagierten empört. Denn in den Gremien des Rates war bisher keine Rede von diesem Projekt. Dass Innovation City jetzt vorprescht, bezeichnen einige als „Affront“. Man habe das Thema noch nicht aufgegriffen, sei „nicht einmal ansatzweise dabei“, sich eine Meinung zu bilden. Dazu komme die immer wieder aufflammende Debatte um zu wenig Gewerbeflächen – aktuell bei der Frage nach dem Gewerbegebiet am Flugplatz.

Künftig eindeutiger kennzeichnen

Auf der Internetseite stellt Innovation City jedes Projekt vor – auch solche, deren Realisierung noch gar nicht absehbar seien, sagt Rüdiger Schumann, Sprecher von Innovation City. Und genau das gelte eben auch für das Siedlungsprojekt in der Boy. „Es gibt insgesamt 125 Projekte, einige davon stehen ganz am Anfang und werden diskutiert, andere werden bereits umgesetzt“, so Schumann.

So kündigte Innovation City das Projekt zuletzt an.
So kündigte Innovation City das Projekt zuletzt an. © Düngelhoff

Er räumt aber ein, dass es eine „generelle Frage“ sei, ob solche Projekte, die bisher allenfalls als Idee oder Plan existierten, nicht anders dargestellt werden sollten. Man hätte sicherlich besser darstellen sollen, dass das Projekt eben noch nicht so weit fortgeschritten ist. Das sei beim Lesen der Projektbeschreibung „so wohl nicht rübergekommen“, bedauert Schumann. Keinesfalls habe Innovation City durch die Veröffentlichung im Internet Fakten schaffen wollen.

Innovation City will Formulierungen überdenken

Auch Stadtsprecher Ulrich Schulze vermutet, dass auf der Innovation-City-Internetseite redaktionell nicht ganz genau gearbeitet worden sei.

Schumann wirbt aber gleichzeitig um Verständnis, dass Innovation City Ideen entwickeln müsse und diese Projektvorschläge dann erst präsentieren könne – auch vor den zuständigen Gremien. Allerdings müsste dann vielleicht wirklich eindeutiger gekennzeichnet werden, in welchem Stadium das jeweilige Projekt sei.