Bottrop.
Grün sticht die Stadt auf der Landkarte der Statistiker hervor: In keiner anderen Stadt des alten Kohlereviers setzen die Bauherren beim Heizen in Neubauten so auf den Einsatz erneuerbarer Energien wie hier.
Landesweit kam die Stadt 2012 beim umweltschonenden Heizen von Wohngebäuden auf Platz zwei und liegt damit ganz weit vorn, nur der Kreis Olpe schneidet ein wenig besser ab .
In 57 der insgesamt 97 genehmigten neuen Wohnhäuser in Bottrop wollten Bauherren und Architekten moderne Heizungssysteme einbauen, zum Beispiel Wärmepumpen oder Solaranlagen. Ein Jahr zuvor war das sogar bei 72,4 Prozent aller Neubauten der Fall.
Im Rathaus wird die Bilanz zufrieden zur Kenntnis genommen. „Für Klimaschutz und Energie-Effektivität ist in Bottrop ja der Boden bereitet wie sonst kaum“, meint Stadtsprecher Ulrich Schulze. Innovation City trage offenkundig dazu bei, über das eigentliche Projektgebiet hinaus ein Bewusstsein dafür zu schaffen.
Auch wenn in Bottrop der Anteil gegenüber 2011 zurückging, schneidet die Stadt weiterhin überdurchschnittlich ab. Denn im Landesschnitt wird nur gut jedes dritte der im Jahr 2012 genehmigten Wohnhäuser mit erneuerbaren Energien beheizt.
Beitrag zur Altersvorsorge
„Das ist nicht nur ein Beitrag für die Umwelt, sondern auch zur Altersvorsorge“, meint Schulze. Die meisten Bauherren zahlten die Immobilienkredite über Jahrzehnte ab. Da sei es klug, jetzt zinsgünstig mehr Geld für ein effektives Heizsystem aufzunehmen, um im Alter nicht mit noch höheren Energiekosten belastet zu sein. Bei Neubauten rechne sich der dafür nötige Kapitaleinsatz durchaus.
In Bottrop spielt dieser Aspekt beim Häuserbau offenkundig eine größere Rolle als in anderen Revierstädten. So waren in Duisburg nicht einmal bei jedem sechsten Bauvorhaben (15,5 Prozent) erneuerbare Energien die bevorzugte Heizquelle. Ähnlich niedrig sind die Werte in Bochum (17,4 Prozent), Herne (17,6 Prozent) oder Gelsenkirchen (23,9 Prozent).
Zwar werden in den größeren Städten zumeist insgesamt mehr neue Wohngebäude errichtet, dennoch blieb 2012 in Duisburg (44), Bochum (16) oder Herne (12) auch die Gesamtzahl der mit umweltschonenderen Heizungen ausgerüsteten Neubauten weit hinter Bottrop (57) zurück. In Gelsenkirchen (33) ist das ähnlich. Nur in Essen (81) waren es mehr. In Relation bleibt die Reviermetropole (28,8 Prozent) mit ihren insgesamt 283 Neubauten dennoch weit hinter dem nur etwa ein Fünftel so großen Nachbarn Bottrop (58,8 Prozent) zurück.
Investitionen auch für den Bestand
Um in den bestehenden Gebäuden in Bottrop den Einsatz modernster Heizungssysteme voranzubringen, bietet die Innovation-City-Gesellschaft bis zu 100 Hauseigentümern den Einbau von Mikro-Kraftwärmekopplungsanlagen an. Geeignet sind sie für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie für kleinere Mehrfamilienhäuser.
Diese Anlagen verbinden Strom- und Wärmeerzeugung. Sie haben einen besonders hohen Wirkungsgrad und sparen Brennstoff und CO2 ein. Hauseigentümer können diese Mikro-Kraftwerke zum Preis einer normalen Heizung bekommen. „Ein sehr gutes Angebot“, meinte Oberbürgermeister Bernd Tischler beim Innovation-City-Tag.
Die Investoren nehmen an einem wissenschaftlichen Projekt teil, das ihre neuen Anlagen über mindestens zwei Heizperioden testet.
INFO: Mehr Informationen hat Innovation-City-Mitarbeiter Jannis Heuner parat. Auch Bewerbungen für eine Projektteilnahme nimmt er unter jannis.heuner@icruhr.de an.