Bottrop. Organspende - noch immer eine Tabu- und Angstthema. Eine Woche lang haben sich die Bottroper darauf eingelassen, über die Frage nachzudenken: Möchte ich, dass ein kranker Mensch nach meinem Tod mit meinen Organen weiterleben kann?
Bottrop ist in der vergangenen Woche noch ein Stück menschlicher geworden, hat eine noch wärmere Stadt-Atmosphäre bekommen. Eine Woche lang haben sich die Bürger unvoreingenommen und bereitwillig darauf eingelassen, über ein Tabu-Thema nachzudenken; über die Frage: Möchte ich, dass ein kranker Mensch nach meinem Tod mit meinen Organen weiterleben kann?
In der Apotheke, auf dem Wochenmarkt, im Rathaus, auf Veranstaltungen wurden sie auf diese existenzielle Frage hingewiesen. Die WAZ hat dabei gern mitgemacht, hat versucht aufzuklären, Ängste zu nehmen, zu beschreiben, wie das überhaupt funktioniert: Organspende.
Denn das ist noch immer ein Tabu-Thema. Weil es eine Grenze überschreitet. Wer über eine Organspende nachdenkt, muss auch über seinen Tod nachdenken. Den aber haben wir aus unserem Bewusstsein weitgehend verdrängt. Der Tod kommt in unserer schönen Hochglanzseiten-Welt nicht vor. Da zählt nur der Gesunde, der immer Leistungsfähige.
Debatte über Organspenden
1/13
Deshalb war es mehr als nur mutig, dass Professor Markus Hollenbeck, der Chefarzt der Klinik für Nephrologie im Knappschaftskrankenhaus, das Wagnis einging, diese Aktionswoche überhaupt zu starten. Und jetzt, nach einer Woche, zeigt sich, dass es ein Vorstoß war, der aller Mühen wert war: 1000 Bottroperinnen und Bottroper haben sich nicht nur mit Thema beschäftigt, sie haben sich auch entschieden; sie haben einen Organspende-Ausweis abgeholt.
Ob alle in dem Ausweis erklären, ihre Organe zu spenden, oder ob sie darin ein „Nein“ ankreuzen, bleibt offen. Was aber zählt ist: Sie haben sich damit beschäftigt.
Und exakt darauf kam es Hollenbeck, der auch Ärztlicher Direktor des Knappschaftskrankenhauses ist, an. Sicherlich: Über jeden Organ-Spender wird der Arzt glücklich sein. Es bedeutet, dass mindestens ein Kranker mehr ein Leben führen kann ohne Beeinträchtigung, ohne Schmerzen, ohne Leid. Doch damit eine Entscheidung erst möglich wird, braucht es Information und Aufklärung. Und die hat Hollenbeck in dieser Woche reichlich gegeben. Auch deshalb war das eine äußerst erfolgreiche Aktion. Und es war eine, die ganz sicher weiter wirken wird.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.