Veranstaltung in der VHS. Mediziner werben bei Bottropern: Entscheiden Sie sich.
Die Botschaft des Abends, getragen von allen Beteiligten, die bei der VHS rund ums Thema Organspende informierten, lautete: Entscheiden Sie sich! „Darum werben wir“, sagte Prof. Markus Hollenbeck, Chefarzt der Klinik für Nephrologie am Knappschaftskrankenhaus und Initiator der Bottroper Organspende-Woche, „dass die Menschen zu Lebzeiten eine Entscheidung pro oder contra Organspende fällen.“ Beides kann im Organspendeausweis dokumentiert werden. Im Falle des Hirntods helfe das sowohl den Angehörigen, die sonst in der Pflicht sind, als auch den Ärzten.
Diagnose des Hirntods
Wissens-Grundlagen für diese Entscheidung zu legen, dafür waren drei Experten sowie Dieter Schmidt und Peter Kohlen, die beide mit einem Spenderorgan (gut!) leben, Mittwochabend angetreten. Dabei ging es, natürlich, um medizinische Fakten. So interessierte die Zuhörer u.a., wie der Hirntod genau festgestellt wird – laut Hollenbeck auf jeden Fall durch zwei erfahrene Ärzte; technische Hilfsmittel sind ein hochverstärktes Langzeit-EEG (30 min) oder Ultraschall (zeigt fehlende Durchblutung). Eine andere Zuhörerin fragte, ob man als Spender mitbestimmen kann, wer das Organ nach dem Tod erhält – etwa bei einem entsprechenden Krankheitsfall in der Familie. Antwort: „Nein!“
Erschüttertes Vertrauen
Das zeigt schon, dass auch ethische Aspekte und nicht zuletzt die Frage nach dem Vertrauen in die Transplantationsmedizin eine große Rolle bei der Diskussion spielten. Dass Letzteres bei vielen nach den Unregelmäßigkeiten bei der Organ-Verteilung in Regensburg erschüttert ist, die Mediziner wissen das nur zu gut. Ja, Prof. Eckhard Nagel, der ganz frisch von Auffälligkeiten bei der Organspende in München gehört hatte, wirkte selbst erschüttert. Der ärztliche Direktor der Essener Uni-Klinik, Mitglied im Ethikrat, betonte: „Es wird Konsequenzen geben müssen.“ Die Manipulations-Möglichkeiten müssten abgestellt werden, aber Nagel weiß auch: „Kriminelle Energien kann man nicht abstellen.“ Umso dringlicher appellierte er ans Publikum, die Situation derer nicht zu vergessen, „die das Leid tragen“ und in einer lebensbedrohlichen Situation auf Organspenden angewiesen sind.
Schon zuvor hatte der Theologe Prof. Stephan Goertz, übrigens gebürtiger Bottroper, u.a. dies betont: „Die Bereitschaft, nach dem eigenen Tod seine Organe zur Verfügung zu stellen, soll freiwillig sein.“ Der tote Körper gehöre nicht automatisch der Medizin oder der Gesellschaft. Demnach sei die Organspende keine strenge moralische Pflicht, sondern ein Akt der Nächstenliebe. Zur Frage, ob Hirntote tatsächlich tot sind, führte Goertz aus: Mit dem Hirntod existiere der integrierte Gesamtorganismus nicht mehr, „und dann können wir sagen, dieses Individuum ist tot.“ Und weiter: „In der kirchlichen Tradition spricht man von der Einheit von Leib und Seele.“ Diese sei durch den Hirntod zerbrochen.