Bottrop.
Atemlos kommt die zehnjährige Melisa auf dem Pausenhof der Albert-Schweitzer-Grundschule zum Stehen und streift ihren Helm ab. Die Viertklässlerin hat gerade ihre Radfahrprüfung absolviert. „War gar nicht so schwer“, strahlt sie. Selbst das Linksabbiegen von der Korzmannstraße auf die Paßstraße hat sie mit Bravour gemeistert. Dabei war dieses Stück besonders schwierig, betont Rolf Grubinski von der Verkehrswacht. „Vorfahrt, rote Ampeln, Stoppschilder und Gegenverkehr beim Linksabbiegen beachten, das sind die wichtigsten Anforderungen bei der Radfahrprüfung“, sagt er. Für diejenigen, die sich beim Linksabbiegen nicht so recht trauen, hat er einen Tipp: „Absteigen, das Rad auf dem Fußgängerweg schieben und nach der Abbiegung wieder aufsteigen.“ „Trick 17“ heißt das bei den jungen Prüflingen.
Rund 1200 Kinder an 29 Grund- und Förderschulen sind diesmal in die Pedalen getreten, um den Radfahrpass, auch „Mini-Führerschein“ genannt, zu ergattern. Wenn das Fahrrad in Ordnung ist, gibt es zusätzlich eine Prüfplakette. Das ist aber nicht immer der Fall: „Am häufigsten entdecken wir Fehler bei der Beleuchtung,“, berichtet Grubinski. Auch die Bremsen müssten hin und wieder neu eingestellt werden. „Kleine Reparaturen machen wir direkt vor Ort“, sagt er, „aber die Verantwortung für die Verkehrssicherheit der Räder liegt bei den Eltern.“ Häufig gingen diese aber zu lax mit dem Thema um.
Und nicht nur das: „Viele Eltern denken, wenn ihr Kind geradeaus fahren kann, ist es schon sicher auf dem Rad“, kritisiert Rolf Schmidt, Verkehrssicherheitsberater bei der Polizei. „Wenn aber beim Abbiegen dann Handzeichen oder Gegenverkehr beachten hinzukommen, sind die Kinder oft überfordert.“ Sein Appell: „Eltern sollten verkehrsgerechtes Fahren mit ihren Kindern üben und sie nicht nur ein paar Runden über den Hof drehen lassen.“ Auch in puncto „Kopfsicherheit“ sollten die Älteren ein Vorbild sein, ergänzt Grubinski. „Nur etwa die Hälfte der Kinder trägt im Straßenverkehr einen Helm“, kritisiert er. Auch wenn die Unfallzahlen in Bottrop entgegen dem Landestrend rückläufig sind, dürften die Gefahren für Kinder im Straßenverkehr nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Für Melisa und ihre Freundinnen Sila, Yasmin und Bilcan ist das kein Thema: Alle haben einen eigenen Helm. In flotten Farben versteht sich.