Bottrop. . Eine Höchstarbeitszeit von 48 Stunden pro Woche sieht EU-Kommissars Laszlo Andor angeblich vor: Für Einrichtungen wie die Freiwillige Feuerwehr wäre das existenzbedrohend. „Das ist nicht zu begrüßen“, meint auch Uwe Rettkowski, Vorstand des Deutschen Roten Kreuzes, gedehnt. „Das wäre kontraproduktiv, eindeutig“, betont er.

Brüsseler Bürokraten trauen sie ja einiges zu - aber das? Die kommende Arbeitszeitrichtlinie der Europäischen Union wäre das Ende für die Freiwillige Feuerwehr, falls sie denn tatsächlich so umgesetzt würde. Eine Höchstarbeitszeit von 48 Stunden pro Woche sieht EU-Kommissars Laszlo Andor angeblich vor, egal ob diese hauptberuflich oder im Ehrenamt geleistet wird.

„Die 48 Stunden pro Woche arbeite ich ja jetzt schon“, sagt Thomas Schnell. Der Löschzugführer der Freiwilligen Feuerwehr Altstadt ist bei der Berufsfeuerwehr in Gelsenkirchen tätig. „Zwei 24-Stunden-Dienste in der Woche habe ich meistens“, sagt der stellvertretende Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren in Bottrop. Seinen ehrenamtlichen Einsatz müsste er also beenden. Acht hauptberufliche Feuerwehrleute helfen allein in der Altstadt-Wehr mit. Berufstätig sind die meisten der 38 Feuerwehrleute. „Ihnen blieben da noch vier, fünf Stunden für den Einsatz bei uns“, schüttelt Schnell den Kopf, und da das jeder Freiwilligen Wehr in Bottrop so erginge, käme auf die Berufswehr ein großes Problem zu. „Die Stadt müsste eine Menge neuer Feuerwehrleute einstellen“, meint Schnell. Das ist zwar seine persönliche Meinung, doch ohne Hilfe der freiwilligen Kräfte kommt die Berufswehr nicht aus, sei es bei Brandwachen nach dem Feuer im Busdepot oder bei Dachstuhlbränden in Fuhlenbrock.

„Das ist nicht zu begrüßen“, meint auch Uwe Rettkowski, Vorstand des Deutschen Roten Kreuzes, gedehnt. „Das wäre kontraproduktiv, eindeutig“, betont er. Das Rote Kreuz beschäftigt in Bottrop 188 hauptberuflich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Von ihnen helfen etliche auch in anderen Sektoren des DRK mit. „Das tun sie freiwillig. Wir trennen sehr klar zwischen dem hauptamtlichen und ehrenamtlichen Bereich“, betont der DRK-Vorstand. Gut 150 ehrenamtliche Kräfte zählt er. „Darunter sind der 18-Jährige, der sich als Ersthelfer einsetzt, genauso wie die 54-jährige Berufstätige, die beim Blutspendedienst mithilft“, sagte Rettkowski.Der umstrittene Entwurf der Arbeitszeit-Richtlinie treffe das Rote Kreuz genauso wie das Technische Hilfswerk, die Arbeiter-Samariter oder den Malteser Hilfsdienst, sagte der DRK-Vorstand.

„Alles Unfug“

„Stellen Sie sich mal einen Handwerker oder einen Ingenieur vor, der sich bei uns etwa beim Krankentransport engagiert oder als Sanitäter auf der Kirmes“, entwirft Rettkowski ein Beispiel, „der macht seine Arbeit, ein paar Überstunden dazu, weil er sein Haus finanzieren muss, und dann hätte er abends fürs DRK einen Einsatz. Das ginge dann ja gar nicht mehr“.

Die SPD-Europa-Abgeordnete Jutta Haug hält ähnliches für Horrorszenarien. „Alles Unfug“, sagte sie. Sie könne die Sorgen verstehen, aber dies beruhe sicher nur auf Missverständnissen. „Solche Regelungen werden keinesfalls in der neuen Arbeitszeit-Richtlinie stehen“, sagte Jutta Haug, „so’n Blödsinn“.