Bottrop. . In Bottrop üben die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes, wie sie Angriffe leichter abwehren können. Trainer des Polizeisportvereins zeigen ihnen, wie das am besten geht mit der Selbstverteidigung. Schließlich sollen auch die Ordnungshüter abends wieder heil nach Hause kommen.

Die acht Ordnungshüter stehen in dunkelblauen Sportanzügen im Halbkreis. Sie schauen den beiden Männern in den schwarzen Kampfanzügen genau auf die Finger. Einer muss den Angreifer spielen. Also greift Christian Torres seinem Gegenüber heftig an den Arm. Doch Marco Alsen dreht nur kurz seinen Unterarm und befreit sich aus dem harten Griff.

„Geht das auch noch mal in Zeitlupe“, ruft Martina Hill den beiden Männern zu. Sie ist die einzige Frau in dem achtköpfigen Team des Kommunalen Ordnungsdienstes, das gleich in der Turnhalle der Michael-Ende-Schule üben soll, sich zu verteidigen.

Heil nach Hause

Alsen hat seinen Trainerkollegen da längst schon zu Boden gezwungen. Jetzt setzt er einen Fuß auf dessen linke Wade. Torres sieht ziemlich hilflos aus, er hat kaum eine Chance wieder aufzustehen. „Ist ja ganz einfach“, staunt Stefan Pietz, der Leiter des Kommunalen Ordnungsdienstes. Das ist es auch - für eigentlich jeden, der die Selbstverteidigungstechniken beherrscht, die die beiden Trainer Alsen und Torres ihm und seinen Leuten gerade vormachen.

„Die Kollegen im Ordnungsdienst sind ja mitunter Situationen ausgesetzt, in denen jemand zudringlicher wird“, erklärt Marco Alsen. „Wir wollen etwas dabei mithelfen, dass alle nach ihrem Dienst heil wieder nach Hause kommen“, begründet der Trainer des Polizeisportvereins die Schulung. Der 23-jährige weiß sehr genau, worüber er da redet. Alsen ist Polizeibeamter. Er ist in Oberhausen im Streifendienst. Seine Schüler sollen von ihm lernen, wie sie sich vor Angriffen schützen können, ohne selbst gewalttätig zu werden. Ziel des Trainings sei es, dass sich die Mitarbeiter des Ordnungsdienstes professioneller verhalten, falls eine Eskalation drohe. „Wir zeigen, wie sie sich deeskalierend verhalten, oder wie sie sich sicher im Raum bewegen“, erklärt der Polizist. Griffe und Techniken aus mehreren Kampfsportarten sollten die acht Ordnungsdienstler erlernen und trainieren. „Damit sie am Ende mehr drauf haben, als einen Faustschlag ins Gesicht des Angreifers“, betont der Trainer.

Den Kontakt zum Polizeisportverein (PSV) stellten die Ordnungshüter sozusagen auf dem kleinen Dienstweg her. Mitarbeiter Stefan Deubel hatte seinem Sohn bei Selbstverteidigungsübungen gesehen und fand, das sei auch etwas für ihn und seine Kollegen. Das überzeugte auch seinen Chef. „Wir haben ja von der Polizei unsere Einweisung durchaus bekommen“, sagte Stefan Pietz, „doch diese Techniken muss man schon trainieren, um sie nicht zu verlernen“. Also setzte Pietz kurzerhand die Schulung beim PSV an. Etwas dazu zu lernen, schade ohnehin nicht.

Heftigen Übergriffen seien die kommunalen Ordnungshüter auf ihren Streifengängen „nur selten ausgesetzt“, sagte Pietz, es gehe ihm darum, dass dies auch so bleibt. „Es erhöht ja bestimmt auch die Selbstsicherheit, wenn man weiß, dass man sich im Notfall verteidigen kann. Da tritt jemand ganz anders auf, und diese Sicherheit und Fitness strahlt jemand ja auch aus“, kalkuliert der Leiter des Kommunalen Ordnungsdienstes und hofft: „Das hält den einen oder anderen Kontrahenten dann auch mal davon ab, besonders übermütig zu werden“.