Bottrop. . Trinker sind seit Jahrzehnten in der City auf Tournee : vom Pferdemarkt bis zum Berliner Platz. Vielen Bürgern gefällt das gar nicht. Doch ob Verbote da helfen?

Trinker und Drogenkranke gehen seit Jahrzehnten auf Wanderschaft durch den Stadtkern. In den Siebzigern trafen sie sich am Pferdemarkt. Über 20 Jahre ging das so - viele Bürger hatten Angst. Dann baute die Stadt den Pferdemarkt um. Die Szene zog zum Zentralen Omnibusbahnhof. Auch den baute die Stadt um. Also trafen sich die Trinker zwischen der Kneipe „Am Hallenbad“ und dem Jugendcafé, dann an der Kneipe „Trappe“, jetzt sind sie am Berliner Platz vor dem Hansa-Zentrum, und wieder ist es vielen Bürgern mulmig.

Verbot auf Spielplätzen

Nicht nur im Stadtkern gibt es den Ärger. Auch auf dem Eigen und auf dem Marktplatz im Fuhlenbrock störten feiernde oder trinkende junge Leute die Anwohner. „Die Leute sagen uns dann meist, dass sie sich an solchen Treffs gar nicht mehr vorbei trauen“, sagt Ulrich Schulz, der im Jugendamt den Jugendschutz koordiniert, „und sie beklagen sich über Lärm und Verschmutzungen“.

Während auf dem Berliner Platz die zehn bis 30 Trinker und Drogenkranke ältere Jahrgänge sind, haben die Jugendschützer es in den Stadtteilen mit Leuten zwischen 15 und 25 Jahren zu tun. „Unser Streetworker treten dort sofort auf den Plan und nehmen Kontakt auf“, erklärt Ulrich Schulz. „Das gelingt uns auch“, versichert er, „Streetworker kommen ja nicht in Uniform“. Die jungen Leute ließen mit sich reden.

Zurzeit komme aber ohnehin kaum eine Clique an den bekannten Treffpunkten zusammen. „Ab dem Frühjahr wird das wieder mehr,“ sagt Schulz. Der Fachmann rät dazu, Verständnis für die Jugendlichen zu zeigen, betont aber auch: „Was nicht geduldet wird, sind Gesetzesverstöße“. Der Kommunale Ordnungsdienst greife dann ein. „Zum Beispiel auch, wenn Kioskbesitzer und Verkäufer Alkohol an 15-Jährige verkaufen“, erklärt Schulz. In punkto Jugendschutz kenne die Stadt da kein Pardon. So betont auch Stadtsprecher Andreas Pläsken: „Auf Kinderspielplätzen und Schulhöfen ist der Konsum von Alkohol und Tabak verboten“.

Von einem ganz anderen Kaliber

Auch bei Festen wie demnächst am Rosenmontag kümmern sich die Jugendschützer besonders um jugendliche Alkoholopfer. „Wir werden das sportliche Trinken ja nicht verhindern“, meint Pläsken, am Gleiwitzer Platz werden aber wieder Streetworker und junge Helfer zur Stelle sein. „Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit dem helfenden“, betont Ulrich Schulz, nach demselben Prinzip wie ab dem Frühjahr wieder junge Leute auf feiernde Cliquen in den Stadtparks zugehen. „Von gleich zu gleich“, erklärt der Jugendschützer, so werden Hilfe und Ratschläge akzeptiert.“

Die Szene am Berliner Platz ist allerdings von einem ganz anderen Kaliber als Cliquen in den Stadtteilen und Parks. Als die Debatte um sie im vorigen Jahr auf dem Höhepunkt war, beobachtete der Kommunale Ordnungsdienst zwei Wochen lang jeweils ab 17 Uhr das Treiben und griff bewusst nicht ein. Die Bilanz: 600 Ordnungswidrigkeiten und 30 Straftaten. Die Stadt arbeitet mit der Polizei eng zusammen, um das in den Griff zu bekommen. Ihre Haltung aber ist schon länger klar: Sie will das Problem ohne ein Alkoholverbot für ausgewählte Ort lösen, dem die NRW-CDU jetzt per Gesetz den Weg ebnen will. Das führe zu Verdrängung, heißt es im Rathaus. Lässt sich das aber nicht auch anders lösen? Gerade wird wieder ein Umbau vorbereitet - der des Hansa-Zentrums.