Bottrop. . Immer wieder berichten Anwohner und Passanten von blutigen Schlägereien in der Szene am Berliner Platz, von Drogenkonsum, Lärm, Schmutz und Pöbeleien. Die Beschuldigten wollen das so nicht stehen lassen. Ein Stimmungsbild vor Ort.
Immer wieder berichten Anwohner und Passanten von blutigen Schlägereien in der Szene am Berliner Platz, von Drogenkonsum, Lärm, Schmutz und Pöbeleien. Die Beschuldigten wollen das so nicht stehen lassen. Ein Stimmungsbild vor Ort.
Es ist fast Mittag. Der Berliner Platz ist nicht gerade überfüllt. Hier und da laufen ein paar Leute durch die Gegend, halten am Eiscafé oder sind auf dem Weg zur Post. Eine kleine Gruppe von etwa 15 Männern und Frauen sitzt am Glaspavillon. Sie bleiben unter sich. Die Passanten ziehen an ihnen vorbei, manche schauen, manche nicht. Diese Gruppe ist Teil der so genannten „Szene“ vom Berliner Platz.
„Was willste alleine?“
Immer wieder berichten Anwohner und Passanten von blutigen Schlägereien in der Szene, von Drogenkonsum, Lärm, Schmutz und Pöbeleien. Die Beschuldigten wollen das so nicht stehen lassen: „Dass hier pausenlos die Leute angemacht werden, stimmt nicht“, sagt Harald. Er ist kein Obdachloser, und betrunken ist er auch nicht. „Ich komme in erster Linie hier her, um Freunde zu treffen. Hier kann ich mich unterhalten“ sagt er. „Ich komme nicht jeden Tag und wenn, dann nur für ein paar Stunden.“ Marion steht nickend neben ihm. „Was willste denn alleine zu Hause“, fragt sie.
Die Sozialpädagogin Claudia Kretschmer kennt viele der Gesichter und die meisten der dazugehörigen Geschichten. Sie arbeitet für die Evangelische Sozialberatung Bottrop (ESB). „Obwohl sie am Rande der Gesellschaft stehen, sind es dennoch Bürger Bottrops“, stellt sie klar. „Es handelt sich um Leute, die Schwierigkeiten haben. Es sollte aber eine soziale Solidarität geben, diese Menschen trotzdem zu unterstützen.“
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Die Szene am Berliner Platz besteht aus verschiedenen Gruppen. „Die meisten kommen aus Bottrop, manche aus Essen oder Oberhausen. Manche nehmen Drogen, manche trinken, manche rauchen“, erklärt Marion. Jene, die aus anderen Städten kommend in Bottrop auftauchen, würden meistens am Methadonprogramm von Dr. Karl-Georg Büscher teilnehmen.
Wie der 28-jährige Marcel. „Wir wären wohl alle nicht hier, wenn wir im Leben immer alles richtig gemacht hätten“, sagt er. Dass sich die Leute auf der Straße einen Schuss setzen, glaubt er nicht.
Die an den Berliner Platz grenzenden Geschäftsleute haben ein Problem mit der Szene. Mit Unterschriftenlisten wollen sie erreichen, dass die Szene gestört wird. Harald hat durchaus Verständnis. Aber: „Wenn es regnet, wollen wir uns doch nur unterstellen, werden aber weggescheucht. Die Toiletten hier dürfen wir nicht benutzen. Warum gibt man uns keinen Container oder einen Ort, an dem wir uns treffen können?“
Strafen für Kippen
Es gibt Klagen über die Verschmutzung des Platzes. Von Glasscherben und Müll ist die Rede. „Wenn uns das Ordnungsamt erwischt, wie wir eine Kippe auf den Boden schmeißen, gibt es sofort eine Strafe von zehn Euro. Hier liegt nix auf dem Boden. Wir bekommen so schon genug Ärger“, hält Harald dagegen.
Sollen sie doch arbeiten, heißt es oftmals in der öffentlichen Diskussion und an den Stammtischen. - Marion ist Rentnerin. Harald war Fernfahrer, seit über einem Jahr weiß er von seinem Darmkrebs. Und Marcel, gelernter Gas-Wasserinstallateur, steht noch bis November im Methadonprogramm, darf deshalb keine Arbeit annehmen. Manchmal, so heißt es auf dem Berliner Platz, machten es sich die Leute zu leicht.