Bottrop. .
Bei einem Notruf muss die Polizei blitzschnell reagieren. Dann geht es eben auch mal mit Vollgas in die Nachbarstadt. Denn die Bottroper Wache ist auch für Gladbeck zuständig und in einer Nacht passiert in zwei Städte jede Menge.
80, 90, 100, die Tachonadel schnellt in die Höhe, und Martin Holz macht keinerlei Anstalten, seinen Gasfuß zu lüften. Im Gegenteil, erst als der Streifenwagen mit 120 Sachen über die Gladbecker Straße jagt, hat er genug. Das Blaulicht flackert und sorgt in der Nacht für freie Fahrt Richtung Gladbeck.
Wohnungsbrand in Zweckel heißt die Meldung, die auf der Bottroper Leitstelle einlief. Zwar sind die Kollegen, die in Gladbeck Dienst haben, auch schon im Einsatz, doch neben Holz sitzt Klaus Berkenbusch, Leiter der Dienstgruppe Anton und heute Nacht zwischen 22 und 6 Uhr verantwortlich für die Sicherheit in Bottrop und Gladbeck. Bei größeren Einsatzlagen ist er immer vor Ort – egal in welcher der beiden Städte. Wobei sich die Gladbecker Sache dann doch als Kleinigkeit entpuppt. Vom gemeldeten Brand keine Spur, Feuerwehr und Kollegen haben die Lage im Griff – Berkenbusch und Holz können sich zurückziehen.
Das Funkgerät piepst, rauscht und plärrt in einem fort. Meldungen von der Leitstelle in Bottrop, Meldungen von der großen Leitstelle in Recklinghausen – hier läuft alles auf: zig Ruhestörungen, Unfälle oder andere Vorfälle. Berkenbusch hat gelernt zu filtern. Sobald er die „Elf“ hört, lauscht er konzentriert. Elf ist das Rufzeichen für Bottrop und Gladbeck. Kommt gar 11/21, weiß Berkenbusch genau: Arbeit. Denn die 21 ist das Rufzeichen für den Wagen des Dienstgruppenleiters.
Jetzt kümmert er sich um einen angeblichen Palettendiebstahl in einem Neubaugebiet in Brauck. Mit einer Schubkarre soll jemand Paletten abtransportiert haben – in Richtung Südpark. Holz lenkt den Wagen durch den Park, die beiden leuchten in jeden Winkel – nichts. Dann stellen sie die Suche ein. Auch das muss sein. „Bei einem Handtaschendiebstahl oder einem Raub fahnden wir länger, aber hier . . .“, erklärt Berkenbusch. Aufwand und Ertrag müssten im Verhältnis stehen. Zumal in dem Gebiet an jeder Ecke Paletten griffbereit herumliegen.
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In gemäßigter Fahrt geht es wieder zurück nach Bottrop. Die Blicke schweifen immer wieder – rechts, links, aber es bleibt ruhig. Dann, mitten auf der Kreuzung zwischen Horster- und Aegidistraße der nächste Einsatz. Wieder ein Brand, diesmal an der Aegidistraße in Bottrop. Holz wendet, und schon winken Bewohner aufgeregt am Straßenrand. Das dürfte der Rekord für die schnellste Anfahrt sein.
Schon beim Aussteigen – beißender Gestank. Irgendetwas brennt oder schmort hier tatsächlich. Aus dem Erdgeschoss dringt Rauch. Holz und Berkenbusch laufen ums Haus, versuchen herauszufinden, ob noch jemand in der Wohnung ist. Tatsächlich scheint dort jemand auf der Couch zu schlafen. Holz klingelt, Berkenbusch klopft ans Fenster. Der Bewohner rafft sich auf, kommt schließlich raus. Denn rein in die verqualmte Wohnung – das hätten die Beamten eigentlich nicht gedurft. Ohne Atemschutz wäre die Gefahr viel zu groß gewesen. Das wäre Sache der Feuerwehr, die jetzt auch eintrifft und übernimmt.
Prügelei
Der Bewohner sitzt im Rettungswagen – eine leichte Rauchvergiftung als Ergebnis mitternächtlicher Kochversuche. Das verkohlte Irgendwas räumt die Feuerwehr vom Herd. Dann kommt der große Lüfter zum Einsatz, damit wenigstens die übrigen Hausbewohner die Nacht wieder in ihrer Wohnung verbringen können.
Berkenbusch und Holz sind derweil wieder unterwegs. Ruhestörung und Prügelei. Einsatzort diesmal: Konrad-Adenauer-Allee in Gladbeck. Schon zum dritten Mal in dieser Nacht. Dabei war die Ansage schon beim zweiten Besuch der Beamten klar und deutlich: Die Party ist vorbei, und alle gehen nach Hause. Das haben einige Gäste wohl als Aufforderung zum Straßenfest verstanden. Als Berkenbusch und Holz ankommen, sind schon vier Kollegen vor Ort. Einer der Gäste – sichtlich angetrunken – versucht immer noch zu diskutieren. Da wird es den Polizisten zu bunt: „Taschen ausleeren und Hände auf die Motorhaube“, so die klare Ansage. Es folgt ein kurzes Abtasten, und der erste Gast verschwindet, nicht ganz freiwillig, auf dem Rücksitz des Streifenwagens. „Morgen können Sie ihn in Bottrop abholen“, bekommt die Freundin zu hören. Diese Maßnahme zeigt endlich Wirkung. Die Diskussionen verstummen, und die Partygäste verziehen sich. Hier herrscht für diese Nacht Ruhe.