Bottrop. Der Kommunale Ordnungsdienst ist mit Kompetenzen ausgestattet, die denen der Polizei kaum nachstehen.

„Schicken Sie mal einen Wagen vorbei.” Diese Aufforderung von Bürgern, oft am Telefon vorgebracht, läuft ins Leere, wenn das einzige Dienstfahrzeug des KOD bereits im Einsatz ist. Vorerst kann sich der Leiter Stefan Pietz nur wünschen, dass er einen zweiten Pkw einsetzen könnte. „Wir haben auch keine Leitstelle wie die Polizei, die die Einsätze verteilt”, ergänzt Schichtführer Stefan Deubel, der seit 2007 beim Ordnungsdienst mitarbeitet.

„Wir müssen vor Ort entscheiden, was dringlich ist”, erklärt der 41-Jährige. Die akute Ruhestörung in der Nacht hat dann eben Vorrang vor dem unerlaubt entsorgten Müll. Das bedeutet auch: Manchmal müssen sich die Bottroper in Geduld fassen, bevor die Herren in ihrer markanten Berufskleidung vor Ort erscheinen: Die Bügelfalten-Hose hat ausgedient, nun prägen GSG-9-Einsatzstiefel das Bild. Das Outfit, das manchem Bürger schon zu martialisch wirkt, sei der Zweckmäßigkeit geschuldet, erklärt Pietz, denn mancher Einsatz nehme keine Rücksicht auf Stock und Stein.

Und allzu brav und bieder wolle der KOD auch nicht wirken: „Wir sind ja kein Schützenverein.” Sondern ausgestattet mit Kompetenzen, die denjenigen der Polizei - wie berichtet - kaum nachstehen. Der Kontakt mit dem Wach- und Wechseldienst der Polizei sei im Übrigen gut.

Jugendschutz durchsetzen

In der Regel sind täglich, auch an den Wochenenden, zwei Streifen des Ordnungsdienstes unterwegs, und zwar bis Mitternacht. Bekannte „Knackpunkte” wie die Diskothek Prisma in der Boy und die Tankstelle in ihrer Nachbarschaft werden oft angesteuert, erklärt Stefan Deubel. Er weiß, was sich dort abspielt. Jugendliche kaufen in der „Tanke” Alkohol zum Sofortkonsum, um danach in der Disco, wo's teurer ist, nicht soviel auszugeben. Aufgabe des KOD ist dabei, den Jugendschutz durchzusetzen.

„Manchmal sind wir auch beinahe Sozialarbeiter”, erklärt Heribert Henning. Der ehemalige Rettungssanitäter der Feuerwehr schloss sich 2008 dem Ordnungsdienst an. Oft hatte er es schon zu tun mit Jugendlichen, die sich auf Schulhöfen treffen und dabei rauchen und trinken. Dann sucht er das Gespräch und schlägt einen Ort vor, an den die jungen Leute ihr Treffen verlagern können - aber der Schulhof scheidet aus.

„Allen macht man es nicht recht”, weiß Stefan Deubel. Wenn ein Bolz- oder Spielplatz intensiv genutzt wird, beschweren sich die Anwohner, darf er zu bestimmten Zeiten nicht genutzt werden, beschweren sich die Eltern über fehlende Spielmöglichkeiten für ihre Kinder. Bei manchen Einschränkungen wünscht sich Deubel selbst eine andere Lösung nach dem Vorbild der Wagenfeldschule: Dort besitzen Eltern den Schlüssel zum Bolzplatz. Ein Modell, das die Bereitschaft der Erwachsenen voraussetzt, Verantwortung zu übernehmen - und das daher wenige Nachahmer findet, wie Deubel bemerkt hat. Trotz persönlicher Sympathien gilt aber: Der KOD achtet auf die Einhaltung von Regeln. Er hat sie nicht aufgestellt.

Eine Einsatzeinheit mit sechs Beinen komplettiert das KOD-Team: Sandra Bach, die einzige Frau, ist seit 2007 mit ihrem Hund Idefix mit von der Partie. Hinter dem niedlichen Namen verbirgt sich ein holländischer Schäferhund, der gelernt hat, seinen Stoßkorb einzusetzen. Er verleiht dem Stoß mit dem Maul durch eine Metalleinlage Nachdruck. Diese Eigenschaft hat die 39-Jährige bei der Begegnung mit einem alkoholisierten Mann im Ehrenpark übrigens sehr zu schätzen gelernt.