Ulm. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) muss 2009 und 2010 mit deutlich weniger Geld auskommen als bisher. Die Kirchensteuerausfälle dürften sich auf rund 500 Millionen Euro belaufen hieß es am Montag bei der EKD-Synode in Ulm. Gleichwohl präsentierte die EKD einen ausgeglichenen Haushalt.

Trotz massiver Mindereinnahmen bei der Kirchensteuer hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) einen ausgeglichenen Haushalt präsentiert. Der Etat, der am Montag bei der EKD-Synode in Ulm vorgestellt wurde, hat ein Volumen von rund 173 Millionen Euro, dazu kommen knapp zehn Millionen Euro für die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr.

Die EKD ist der Verbund der Gliedkirchen in Deutschland und finanziert sich maßgeblich aus Umlagen seiner Mitglieder. Im Jahr 2010 sind dies voraussichtlich 85 Millionen Euro, 500.000 Euro mehr als im Jahr 2009. Mit ihrem Geld finanziert die EKD Aktivitäten «von besonderer gesamtkirchlicher Bedeutung». Dazu gehört besonders die entwicklungspolitische Arbeit mit einem Volumen von 42 Millionen Euro in 2010.

Fünf Prozent weniger Einnahmen

Für die Gliedkirchen, die sich maßgeblich aus der Kirchensteuer finanzieren, sieht es dagegen wesentlich schlechter aus. Die Steuerausfälle dürften sich dieses und kommendes Jahr auf rund 500 Millionen Euro belaufen, wie das EKD-Ratsmitglied Klaus Winterhoff mit Verweis auf Berechnungen des Bundesfinanzministeriums erklärte.

Bereits für das laufende Jahr rechnet man mit einen Rückgang der Einnahmen in Höhe von etwa fünf Prozent bundesweit. Kommendes Jahr dürften die Ausfälle noch höher liegen. «2010 wird ein überaus schwieriges Jahr», sagte Winterhoff.

2006 bis 2008 brachten mehr Geld in die Kassen

Die Rückgänge sind allerdings nicht nur Folge der Wirtschaftskrise. So hätten Veränderungen des Steuerrechts wie die Wiedereinführung der Pendlerpauschale und die beschlossene Abzugsfähigkeit bei Vorsorgeaufwendungen ab 2010 Folgen, sagte der Finanzexperte. Die Kirchensteuer wird prozentual von der gezahlten Lohn- oder Einkommensteuer berechnet. Sinkt diese Steuer, gehen auch die gezahlten Kirchensteuern zurück.

Die rückläufigen Einnahmen in diesem und dem kommenden Jahr werden jedoch abgefedert von der positiven Entwicklung in den Jahren 2006 bis 2008, in denen die Einnahmen zwischen 6,4 und 9,2 Prozent gestiegen waren.

Langfristig bleibe die demografische Entwicklung mit der stetig sinkenden Zahl von Kirchenmitgliedern jedoch die größte Herausforderung für die Finanzplanung, erklärte Winterhoff.

EKD will Ehrenamt stärken

Außerdem befasste sich die Synode am Montag mit dem Thema «Ehrenamtliches Engagement in Kirche und Gesellschaft». Die Kirche sei in diesem Bereich ein unterschätzter Akteur, sagte der stellvertretende Präses der EKD-Synode, Klaus Eberl. In kirchlichen Institutionen seien deutlich mehr Menschen ehrenamtlich tätig als etwa in Sportvereinen.

«Ohne ehrenamtliches Engagement verkümmert unsere Gesellschaft», heißt es in einem Papier, das die Synode auf ihrer bis Donnerstag dauernden Tagung verabschieden will. Bürgerschaftliches Engagement sei unersetzlich für den Zusammenhalt des Gemeinwesens.

Dabei will die Kirche auch sozial Schwächere zum Engagement bewegen. «Arbeitslosigkeit und Armut sind Gift für das Ehrenamt», sagte Eberl. Die Synode plädiert deswegen für spezielle Bildungsangebote und die Zahlung von Aufwandsentschädigungen, um auch Geringverdienern oder Arbeitslosen den Weg zum Ehrenamt zu ebnen.

Entscheidung über Ratsvorsitz am Mittwoch

Am Dienstag soll die Synode einen neuen Rat wählen. 21 Kandidaten stehen für 14 Plätze zur Auswahl, nachdem der designierte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe seine Kandidatur zurückgezogen hat. Aus den neuen Ratsmitglieder wird schließlich am Mittwoch ein neuer Ratsvorsitzender gewählt. Amtsinhaber Bischof Wolfgang Huber verabschiedet sich nach sechs Jahren in den Ruhestand. (ap)