Bottrop.
Das Bottroper Quadrat wollte zum Kulturhauptstadtjahr zeigen, was in ihm steckt - mit Erfolg: Deutschlandweit loben Kunstkritiker das Jahresprogramm des Museums. Bis Ende Januar werden 40.000 Kunstfreunde das Quadrat besucht haben.
„Wir wollten im Kulturhauptstadtjahr zeigen, welches Potenzial in diesem Haus steckt“, stellt Dr. Heinz Liesbrock als Leiter des Quadrats fest. Diesen Vorsatz hat das Bottroper Museum nach Meinung von Kunstkritikern überregionaler Zeitungen eingelöst. Nach der traditionellen Umfrage zum Jahresende der „Welt am Sonntag“ spricht die Zeitung den drei Präsentationen in Quadrat den Titel „bestes Ausstellungsprogramm des Jahres“ zu. Die Begründung für dieses Prädikat reicht über das Kulturhauptstadtjahr hinaus: „Das kleine Haus hat sich in den vergangenen Jahren zum Geheimtipp der Kunstszene entwickelt. Mit ernsthaften, qualitativ hochwertigen Ausstellungen überzeugte Heinz Liesbrock die Kritiker“ - und das Publikum.
Denn es ist absehbar, dass bis zum 31. Dezember mehr als 40.000 Kunstfreunde das Quadrat besucht haben werden. Dies ist die beste Bilanz, seit Dr. Liesbrock 2003 die Leitung übernahm. Das Jahr begann mit einer Ausstellung, die hohen künstlerischen Anspruch mit breiter Akzeptanz des Publikums verband. Das Quadrat zeigte Industrielandschaften des Fotografenpaares Bernd und Hilla Becher und traf damit einen Nerv der Bewohner der heimischen Region, die ihre Bergwerke und ihre Lebenswelt künstlerisch gewürdigt und im Museum ausgestellt fanden. „Es war sehr bewegend, zu erleben, wie die Menschen sich aufmachen, diese Bilder zu lesen“, erinnert sich Liesbrock.
Verpasste Chance für Ruhr.2010
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Die Becher-Schau bietet Liesbrock ein Beispiel für eine Chance, die Ruhr 2010 aus seiner Sicht verpasst hat.Breitenwirkung gepaart mit niveauvoller künstlerischer Auseinandersetzung mit dem Ruhrgebiet: „Das hätte ich mir nicht entgehen lassen als Ruhr 2010“, betont der Museumsdirektor. Eine Förderung oder Einbindung ins offizielle Programm gab es für die Becher-Schau nicht.
Liesbrock hätte es auch für angemessen gehalten, im Kulturhauptstadtjahr künstlerischen Persönlichkeiten der Region wie Wilhelm Lehmbruck oder Josef Albers eine Ausstellung zu widmen, verkörpern sie doch beispielhaft die Verbindung der Kunst mit ihrer Heimat Ruhrgebiet: Daran habe kein Interesse bestanden, stellt Liesbrock fest. „Ruhr 2010 hat sich nicht entschließen können, Schwerpunkte in der Region zu fördern“, charakterisiert er eine der konzeptionellen Schwächen im Programm für die bildende Kunst im Kulturhauptstadtjahr.
Gemessen an den Besucherzahlen, erreichte das Quadrat eine mit der Becher-Ausstellung vergleichbare Resonanz weder mit der folgenden Präsentation der Werke von Alexei von Jawlensky noch mit der aktuellen Ad-Reinhardt-Schau. Doch dem künstlerischen Anspruch beider Ausstellungen zollte die Kunstkritik überregional Lob. „Wir haben uns mit diesem Programm auf der Landkarte der Kulturorte der BRD eingeschrieben.“ Es war ein gutes Jahr für das Quadrat - und auch für Bottrop, glaubt Liesbrock. Die Stadt habe mit Projekten wie dem Berliner Platz, der Fachhochschule und Innovation City eine positive Entwicklung genommen, „und wir fühlen uns als Teil dieser Entwicklung.“