Bottrop. Die Krankheitswelle in Kitas hält an. Ein Bottroper Vater spricht Klartext: „Viele Eltern schicken ihre Kinder krank in die Betreuung.“

Seit Wochen legt eine Krankheitswelle zahlreiche Kita- und OGS-Gruppen lahm, Einrichtungen müssen Gruppen zeitweise schließen oder eine Notbetreuung einrichten. Die Nerven liegen flach, bei vielen Müttern und Vätern und Erzieherinnen. Was dazu beiträgt, so der Bottroper Vater Dennis Peter: verantwortungslose Eltern.

„Viele Eltern schicken kranke Kinder in die Kita“, ärgert sich Dennis Peter. Er und seine Frau haben einen zweijährigen Sohn, der eine Kita in der Boy besucht. Beide Eltern sind berufstätig, jeder Tag ohne Kita-Betreuung bedeutet für sie einen Kraftakt. Ein Beispiel aus den vergangenen Wochen gibt exemplarisch die Situation wieder.

Eine Mutter muss ihr Kind abholen, weil es sich übergeben und Durchfall hat. Eigentlich muss das Kind mindestens 48 Stunden symptomfrei sein, bevor es wieder in die Einrichtung darf. Am nächsten Tag steht die Mutter wieder vor der Tür. Zwei Tage später leidet fast die gesamte Gruppe inklusive der Erzieher unter einem Magen-Darm-Virus.

Krankenstand in den Bottroper Kitas seit Oktober außergewöhnlich hoch

„Ich weiß, es ist schwierig, wenn die Kinder nicht betreut werden können“, sagt Dennis Peter. Auch sein Sohn war nun längere Zeit krank zu Hause, Großeltern und Kinderkrankenscheine halfen. „Aber oft sind es diejenigen, die nicht arbeiten, die ihre Kinder bringen. Die berufstätigen Eltern versuchen oft alles, um ihre Kinder zu Hause zu betreuen.“

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Seit Oktober sei der Krankenstand in den neun städtischen Kindertagsstätten außergewöhnlich hoch, sagt Fachbereichsleiterin Nadine Granow-Keysers auf Nachfrage. Eine verlässliche Ausfallquote könne man nicht nennen, da sich der Krankenstand täglich ändere. Grundsätzlich bewerte die Stadt die Situation der vielen Krankheitsausfälle als schwierig. „Auch wenn versucht wird, die Betreuungszeit hoch zu halten oder Schließungen zu vermeiden, ist täglich eine Neubewertung der Situation erforderlich und die Kompensation erkrankter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfordert ebenfalls in der Organisation erhöhte Zeitressourcen.“

Kita Zweckverband setzt Mitarbeitende von Zeitarbeitsfirmen ein

Der Kita Zweckverband ist Träger von insgesamt 15 Einrichtungen in Bottrop. Zwei müssen aktuell (vor Weihnachten) ihre Öffnungszeiten reduzieren. „Grundsätzlich ist der hohe Fachkräftebedarf in der Branche allgegenwärtig. Kommen Krankheitsausfälle hinzu, ist die Personallage zusätzlich angespannt“, sagt Lina Strafer, Referentin für Kommunikation beim Zweckverband.

In den vergangenen Wochen hatten einige Einrichtungen ihre Öffnungszeiten temporär reduzieren müssen, da mehrere Mitarbeitende gleichzeitig ausgefallen waren. Zu Schließungen sei es jedoch nicht gekommen. Allerdings hatte der Kita Zweckverband zeitweise Kräfte aus Zeitarbeitsfirmen engagiert, um den Personalmangel zu kompensieren. Kurz vor Weihnachten habe sich die Situation etwas entspannt, weil viele Eltern ihre Kinder bereits zu Hause gelassen hatten – auch, um mögliche Ansteckungen zu vermeiden.

Erzieherinnen kämpfen an vorderster Front dafür, dass ich arbeiten kann. Sie helfen mir, meinen Alltag geregelt zu bekommen.
Dennis Peter, Kita-Vater

Eltern schicken kranke Kinder in die Kita: „Traurig und schändlich“

In der Kita, die der Sohn von Dennis Peter besucht, sah die Lage kurz vor Weihnachten ganz anders aus: Nur noch drei Erzieherinnen waren im Einsatz, die Betreuungsmöglichkeiten wurden reduziert. Was ihn am meisten ärgert, ist der Umgang der Eltern mit den Erzieherinnen. „Die Erzieherinnen sprechen die Eltern proaktiv an, dass die Kinder zu Hause bleiben sollen“, berichtet Dennis Peter, „und bekommen dann Beleidigungen zu hören. Das finde ich traurig und schändlich.“

Da wundere es ihn nicht, dass manche Erziehungskraft den Job an den Nagel hängt, dass der Fachkräftemangel in der Branche deutlich zu spüren ist. „Sie kämpfen an vorderster Front dafür, dass ich arbeiten kann“, weiß der Bottroper Vater zu schätzen. „Sie helfen mir, meinen Alltag geregelt zu bekommen.“