Bottrop. Material und Elektrik der Orgel in der Kulturkirche waren so marode, dass Kurzschluss oder Brand drohten. Das haben Fachleute nun verhindert.
Irgendwann hätte es gebrannt oder einen dicken Kurzschluss gegeben oder beides: Die Elektrik der Orgel in der Kulturkirche war so marode, dass es nur eine Frage Zeit der war, wann es zum Unglück gekommen wäre. Jetzt haben Fachleute mit dem Segen des Denkmalschutzes das Innenleben des Instrumentes saniert.
Oft sind es nur die bauliche Hülle oder lediglich die Fassade eines Gebäudes, die unter Denkmalschutz stehen. Im Fall der Kulturkirche Heilig Kreuz gehört aber auch die Ausstattung dazu. Vom Altar über Kreuzweg bis zum Gestühl ist alles Denkmal. Auch die Orgel aus der Werkstatt der inzwischen untergegangenen Firma Franz Breil aus Dorsten gehört dazu.
Denkmalwürdigkeit der Orgel wurde vor zwei Jahren erneut bestätigt
Vor zwei Jahren bestätigte der Kölner Musikwissenschaftler und Orgelexperte Stephan Pollok die Denkmalwürdigkeit des markanten zweigeteilten Instruments. Die Folge: Optik, Disposition (Klangbild und Zusammensetzung wie Bauweise der einzelnen Register), Material oder Spieltisch dürfen nicht verändert werden. Aber wenn es um die Technik und da vor allem das elektrische „Herz“ der Orgel geht, weiß auch Bottrops Denkmalschützer Thorsten Kastrup, dass alt nicht immer auch gut und schon gar nicht sicher bedeutet.
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Kurz: Als der Förderverein Kulturkirche eine Generalüberholung der Orgelelektrik plante, gab es keine Einwände. Denn alte Stoffummantelungen der Kabel, einfachste Verbindungen oder überlasteten Stromkreisläufe stellen eher ein Gefahr für das gesamte Denkmal dar. „Eigentlich ein Wunder, dass hier noch kein Brand ausgebrochen ist, kein Kurzschluss das ganze Werk lahmgelegt hat“, sind sich Andreas Schröer von der Bottroper Elektrofirma Schrey und Orgelbauer Bernhard Althaus einig.
In gut einer Woche haben sie zig Meter neue Kabel verlegt, die beiden schwebenden Orgelwerke an den gegenüberliegenden Wänden des Kirchenschiffs elektrisch voneinander getrennt (bisher gab es nur eine alte Leitung, die über den Dachboden verlief) und Bernhard Althaus hat über 180 Dioden neu gelötet. „Allein damit war ich gut zwei Tage beschäftigt“, sagt der Orgelexperte, der zuletzt bei renommierten Firmen wie Klais (Bonn) oder Schuke (Berlin) arbeitete. Aber auch Breil gehört zum Lebenslauf des 65-jährigen Dorsteners.
„Ich kenne das Instrument seit den 80er Jahren, also auch dessen Schwachstellen“
„Das Instrument hier in Heilig Kreuz kenne ich seit den 80er Jahren, also auch dessen Schwachstellen, bis hin zu den großen Prospektpfeifen, die durch damals verwendetes zu weiches Material heute Statikprobleme haben. Sie knicken einfach weg, aber das ist eine andere Baustelle.“ Ansonsten sei es ein zeittypisches neo-barockes Instrument mit einer interessanten Optik in einem spannenden Raum.
Mit Andreas Schöer zeigt er auf angeschmorte Holzteile unter und im Spieltisch auf der Orgelempore. Bis hin zu früheren Lampen, die den Pedalbereich ausleuchteten, war vieles jenseits dessen, was man sicher nennen konnte. Dazu kam eine natürlich Abnutzung und Materialermüdung.
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Diese Schwachstellen sind nun behoben. Die Elektrik befindet sich nun auf neuesten Stand, ohne dass die Technik verändert wurde. Das freut auch Thorsten Kastrup. Er spricht bei der Kulturkirche von einer idealen Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen Förderverein und Denkmalschützern, bei der Möglichkeiten und Erfordernisse beider Seiten gut abgewogen würden.
Eine verlässliche Partnerschaft zahlt sich aus: An der auf 35.000 Euro bezifferte Erneuerung der Orgelelektrik steuern Stadt Bottrop und der Landschaftsverband Westfalen Lippen (LWL) je 5000 Euro aus dem Denkmalschutz-Budget bei. Doppelt so hoch fällt die Unterstützung durch die Bottroper Egon-Bremer-Stiftung aus. „Was dann noch übrig bleibt, übernimmt der Förderverein Kulturkirche“, bestätigen Heike Biskup und Dirk Helmke vom Vorstand.
Infos zur Kulturkirche und deren Veranstaltungen: kulturkirche-heiligkreuz.de.