Bottrop. Sachverständige würdigen den Originalzustand. Weitere Orgeln der Werkstatt Breil gibt es auch in St. Cyriakus und auf Bottrops Parkfriedhof.
Auch eine Denkmalliste ist nicht in Stein gemeißelt, also längst nicht so unveränderlich, wie beispielsweise die Zehn Gebote. Derzeit stehen in Bottrop gleich drei Veränderungen an, bei denen es sich nicht um die Bauten an sich, aber wesentliche Teile der Ausstattung handelt. In diesem Fall geht es um drei Orgeln, alles Instrumente des Orgelbauers Franz Breil aus Dorsten, einer traditionsreichen Firma, die von 1836 bis 2016 bestand.
Kölner Orgelexperte macht sich für Bottroper Breil-Instrumente stark
Anlass für eine neuerliche intensive Auseinandersetzung mit der Breil-Orgel in der Kulturkirche Heilig Kreuz sind angestrebte Veränderungen, wie der Einbau einer digitalen Setzeranlage zu Voreinstellung der Registrierung, eines zweiten Spieltischs im Altarraum und notwendige Erneuerungen bei der Elektrik, vor allem aus Brandschutzgründen. Da bei einem eingetragenen Baudenkmal nichts ohne Einbeziehung der Denkmalbehörden geschieht, nahm der Kölner Musikwissenschaftler und Orgelsachverständige Stephan Pollok das Instrument unter die Lupe.
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Als Kenner, der zudem gerade die neubarocken Nachkriegsinstrumente der Dorstener Orgelwerkstatt schätzt, weitete er jetzt beim Besuch in Bottrop den Blick auf die etwas größere Breil-Orgel in der Propsteikirche St. Cyriakus und auf das wesentlich kleinere Instrument in der Kapelle des Parkfriedhofs aus. „Das ist bereits als Nachtrag in die Denkmalliste aufgenommen worden“, sagt Thorsten Kastrup von der städtischen Denkmalpflege. Die Instrumente in der gleichfalls denkmalgeschützten Propsteikirche und vor allem in Heilig Kreuz sollen nun folgen, so Kastrup.
Was bedeutet das für die Pläne von Dirk Helmke und den Förderverein Kulturkirche, der sich nicht nur um die Erhaltung des Baudenkmals, sondern auch um die Weiterentwicklung für eine möglichst vielseitige kulturelle Nutzung der profanierten Kirche bemüht? „Bei technischen Änderungen aus Sicherheitsgründen gehen wir auf jeden Fall mit“, sagt Thorsten Kastrup. „Da müssen nicht nur 60 Jahre alte Stoffummantelungen von Elektrokabeln verschwinden, sondern viele Leitungen komplett erneuert werden“, so Dirk Helmke, der die handwerklich-technische Seite aber immer auch die Kosten im Auge behält.
Neben staatlicher Hilfe hofft er auch bei diesem 10.000-Euro-Projekt wie schon so oft auf die Bottroper Egon-Bremer-Stiftung. Seine Setzeranlage wird aber wohl nicht kommen: Diese Umrüstung „würde den historischen Zeugniswert und darüber hinaus deren aufführungspraktischen Gebrauchswert mindern“, so Stephan Pollok in seinem Gutachten. Dem folgt auch die regionale Denkmalbehörde des Landschaftsverbands Westfalen Lippe (LWL) in Münster.
Eingriffe dürfen Klang oder historische Technik der Orgel nicht verändern
Gutachter und Behörde setzen da weiter auf die aus der Zeit stammenden und funktionstüchtigen „Setzer“, die so genannten Freien Kombinationen, Voreinstellungen der Register, die mechanisch auf Knopfdruck funktionieren - soviel Minimalerklärung musste jetzt sein. Der original erhaltene Spieltisch auf der Empore muss ebenfalls bleiben. Der Anschaffung eines zweiten Spieltischs, der bei Konzerten künftig im Chorraum stehen könnte, zum besseren Blick auf die Solisten, stehe aber wohl nichts im Wege. Sofern kein verändernder Eingriff in die Technik des charakteristisch zweigeteilten Orgelwerks erfolgt.
Problemlos aus Sicht der Denkmalschützer war die Erneuerung des Läutewerks für die immerhin fünf Bronzeglocken und die Digitalisierung des Uhrwerks. Demnächst schlägt es vom Turm wieder die halbe und volle Stunde. „Und das zehnminütige Vollgeläute zwischen Silvester und Neujahr haben wir schon einprogrammiert“, freut sich Dirk Helmke.