Bottrop. Kultur, Sport und Völkerverständigung waren die großen Anliegen von Egon Bremer. Darum kümmert sich seit 2006 die nach ihm benannte Stiftung.
Jedes Jahr entscheidet das Kuratorium der Egon-Bremer-Stiftung über einen sechsstelligen Betrag zur Förderung von Projekten und Einrichtungen in Bottrop. Damit erfüllen heute Herbert May, Erich Stemplewitz und der frühere Kulturamtsleiter Dieter Wollek, der zuletzt den Sitz des Gründungsmitglieds Seppel Althoff im Kuratorium einnahm, einen Wunsch, den Egon Bremer bereits lange vor seinem Tod vor zwölf Jahren testamentarisch festlegte.
„Die Mittel sollen der Förderung des Heimatgedankens, des Jugendsports und der Völkerverständigung dienen“, so zitiert Erich Stemplewitz die Stiftungssatzung. Der Rechtsanwalt, der bei vielen Gelegenheiten die Stiftung auch in der Öffentlichkeit vertritt, ist mit seinen Kuratoriumskollegen der Sachwalter Egon Bremers, wenn es um Geschenke für die Stadt geht. Also um die vielen i-Tüpfelchen, die eine Stadt erst schöner und lebenswerter machen.
2018 wurden 35 Projekte gefördert
Damit meint Stemplewitz nicht nur die Blumensäulen, die im Sommer über die Stadt verteilt sind - doch, auch die finanziert die Stiftung. Aber Projekte wie die erste Oper auf der Halde, Wagners „Der fliegende Holländer“, Ausstellungen im Museum Quadrat, den Austausch Bottroper Schüler mit ihren Altersgenossen aus den Partnerstädten, Sporteinrichtungen und -vereine, die Kulturkirche oder jetzt wieder das Festival „Orgel Plus“, Jazz im Filmforum oder Veranstaltungen im kommenden Jubiläumsjahr: All dies sind nur einige „Leuchttürme“, die die Stadt aus eigener Kraft so nicht stemmen könnte, die Bottrop aber noch mehr Lebensqualität verleihen. „Allein für dieses Jahr hat das Kuratorium der Stiftung etwa 35 Förderanträge bewilligt“, so Erich Stemplewitz.
Aber es seien nicht immer nur die großen Projekte wie das Museum, Orgel Plus oder Ähnliches, die regelmäßig fünfstellige Summen erhielten. „Wir bezahlen auch schon mal eine Bank vor einem Altersheim oder stehen der Fête de la Musique als Frankreichschwerpunkt wohlwollend gegenüber“, so Stemplewitz. Überhaupt Frankreich: „Der Völkerverständigungsgedanke hat Egon Bremer sehr am Herzen gelegen“, so dessen langjährige Mitarbeiterin Heike Stadler. Er habe das immer auch mit seiner Erinnerung an die gute Behandlung erklärt, die er während des Krieges als ganz junger Mann in Frankreich erfahren hat, so Heike Stadler. Die Aussöhnung und Verständigung waren ihm seither ebenso ein Herzensanliegen wie der Einsatz „zur Verbesserung des Erscheinungsbildes“ seiner Heimatstadt.
So verfügte der 2006 im Alter von fast 80 Jahren verstorbene Kaufmann und Unternehmer in seinem Testament, dass sein gesamtes Vermögen aus Beteiligungen, Grundbesitz und Immobilien in die Stiftung eingebracht wurde. Damit ist die Egon-Bremer-Stiftung eine der großen von rund zehn gemeinnützigen Stiftungen in der Stadt. Der Großteil der Erträge stammt aus Pachten und Mieten. „So sind wir kaum von Zinsen abhängig, was zurzeit ein Glück“, sagt Erich Stemplewitz. So bleibt das Andenken an einen engagierten Bottroper lebendig.
Die Familie und der Stiftungsgründer
Bereits der Großvater von Egon Bremer, Ernst Bremer, hatte 1878 ein Baugeschäft mit Schreinerei und Baumaterialien im Bottroper Ortskern, die rasch wuchs und an die Horster Straße umzog, wie eine kurze Chronik des Stadtarchivs berichtet. 1906 eröffnete Ernst bremer dann eine Ziegelei am Köllnischen Wald. Bis zum Ersten Weltkrieg waren bereits 2000 Mitarbeiter bei bremer beschäftigt.
1918 übernahm Sohn Ernst das Bauunternehmen, Clemens und Alois den Baustoffhandel und die Ziegelei.
1926 wird Stiftungsgründer Egon bremer als Sohn von Ernst Bremer geboren, der ab 1937 Bauhandlung und Ziegelei allein weiterführt. Der studierte Volkswirt Egon Bremer, für die FDP Ratsmitglied von 1952- 56, übernahm 1963 den Betrieb. Auf dem Gelände der aufgegebene Ziegelei gründete er später die Siedlung Im Mallingforst am Köllnischen Wald, deren Erbpachtzahlungen heute unter anderem einen guten Teil der Stiftungserträge ausmachen.
Egon Bremer, der 2006 starb, war unverheiratet und kinderlos. Sein Bruder ist bereits im Zweiten Weltkrieg gefallen, die Schwester war da bereits ebenfalls verstorben. Bis zu seinem Tod lebte er in einer Villa an der Randebrockstraße.