Bottrop. Singen hält jung: Wie rund 30 Bewohnerinnen und Bewohner des Malteserstift St. Suitbert in Bottrop zu einem Chor zusammengefunden haben.

In der Adventszeit einen Gottesdienst zu besuchen und gemeinsam zu singen, das gehört für viele zu Weihnachten wie der jährliche Christstollen. Mit viel Freude und Elan präsentieren die „Malteser Spatzen“, der Chor des Malteserstifts St. Suitbert aus Bottrop-Vonderort, während der ersten Adventsmesse ihr Können. Genau dreißig Sängerinnen und Sänger kommen zusammen, eine Mischung aus Heimbewohnern und Mietern. Das älteste Mitglied ist stolze 102 Jahre alt.

St. Suitbert Bottrop: Chorgemeinschaft entstand nach Treffen mit Kindern

Anstatt des typischen Gemurmels während der Lieder im Gottesdienst sind in St. Suitbert kräftige Stimmen zu hören. Beim Auftaktsingen geben alle Senioren ihr Bestes, schließlich proben sie auch regelmäßig dafür. Doch wie ist der Chor eigentlich entstanden?

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Angestoßen hat diese Idee ein Besuch von Grundschülern: „Die Kinder sind zu Besuch gekommen und wir haben gemeinsam gesungen. Danach haben wir uns gefragt, ob wir nicht selbst einen Chor bilden und zusammen singen können“, erzählt Ingrid Sowa, Mitglied bei den Malteser Spatzen. Bei einem Besuch des Landesjugendchors wurde auch das traditionelle „Steigerlied“ gelernt und vorgetragen – mit Erfolg. Der Spaß am Gesang blieb bestehen – und eine richtige Chorfamilie bildete sich.

Auch die Besucher der Messe sind begeistert: „Man hat wirklich alles gut gehört, es war sehr schön und auch sehr laut“, berichtet eine Besucherin im Anschluss der Chorleitung.

„Jeder hat eine Stimme“: Alle dürfen mitmachen

Ganz getreu dem Motto: „Jeder hat eine Stimme“, kann jeder Bewohner oder Mieter dem Chor beitreten. Vertreten sind Bewohner und Bewohnerinnen aus allen Wohnbereichen des Malteserstifts St. Suitbert. Insgesamt werden hier 90 Bewohner im Heim betreut und 26 Mieter, die das Angebot „Wohnen mit Service“ nutzen. Es gibt die Kurzzeitpflege hier sowie Pflegeangebote für Wachkoma- und Beatmungspatienten, Patienten mit einem Schlaganfall oder auch junge Pflegebedürftige.

Heinz Falkner ist einer der beiden Chorleiter und Dirigenten der Malteser Spatzen.
Heinz Falkner ist einer der beiden Chorleiter und Dirigenten der Malteser Spatzen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass der Chor überhaupt zusammengekommen ist, wundert den einen oder anderen: „Es hat mich verwundert, dass wir eine Chorgemeinschaft bilden konnten, viele Jüngere wollen ja sowas gar nicht mehr machen. So können wir aber Traditionen, wie das Singen an Weihnachten, weiterleben lassen. Für uns ist das eine gute Beschäftigung und hält jung!“, sagt Bernhard Thiehofe.

Den Namen haben sich die Bewohner selbst ausgesucht und gemeinsam abgestimmt: „Eigentlich wollte sich die Gruppe erst ´die Silberlocken´ nennen, aber dann wurden es doch lieber die Malteser Spatzen“, verrät der Hausleiter Artur Krämer.

Ältestes Mitglied der Malteser Spatzen ist bereits über hundert Jahre alt

Für den 102-Jährigen Heinrich Klöpper ist der Chor eine Möglichkeit, positive Energie zu schöpfen: „Schon früher habe ich gerne mit Kranken gesungen und später war ich dann der erste Mieter hier. Wenn wir singen, ist es immer eine schöne Zeit und es liegt einfach in meiner Art, stets positiv zu bleiben.“

Das Logo wurde eigens in Berlin für das Stift St. Suitbert angefertigt und auf kleine Anstecker gedruckt: Das Erkennungsmerkmal wird mit Stolz getragen. Weitere Chorauftritte beispielsweise bei der Familienfeier in Vonderort oder bei Treffen mit Grundschülern sind auch schon geplant.

Über „fehlenden Nachwuchs“ muss sich die Initiatorin aus dem sozialen Dienst Tina Kook keine Gedanken machen: „Zu uns ins Haus kommen ja immer mehr ältere Menschen“, so Bernhard Thiehofe. Auch wenn die Knochen nicht mehr ganz so fit sind, die Stimmbänder sind es dagegen allemal. Die Bewohner fühlen sich wohl im Haus und Ingrid Sowa fasst die ganze Mentalität der Malteser Spatzen nochmals perfekt zusammen: „Wir sind einfach eine fröhliche Gemeinschaft.“