Bottrop. Just VGN schließt Ende Dezember. Der einzige vegane Supermarkt in Bottrop sieht keine Perspektive in der Stadt, die Umsätze reichen nicht.
Im Spätsommer waren Stefan Wollenberg und Julia Kubik noch optimistisch: Zwar war die geförderte Miete über das Sofortprogramm Innenstadt nach zwei Jahren ausgelaufen. Die beiden hätten aber schon eine Vereinbarung für den nächsten Mietvertrag getroffen, sagten sie im August. Just VGN sollte an der Bottroper Hochstraße bleiben. Nun aber die Kehrtwende: Der vegane Supermarkt schließt, letzter Verkaufstag ist der 23. Dezember. Was ist passiert?
Am Sonntagabend haben die Betreiber von Just VGN die Entscheidung in den sozialen Netzwerken veröffentlicht: „Schweren Herzens müssen wir euch mitteilen, dass wir zum Ende des Jahres das Geschäft in Bottrop schließen werden. Wir bedanken uns für all eure Treue und Unterstützung über die letzten 2,5 Jahre.“
„Perspektivlosigkeit in Bottrop“: Umsätze bei Just VGN reichen nicht
Im Gespräch nennt Stefan Wollenberg die Hintergründe für die Entscheidung: „Die Umsätze reichen nicht, um das Geschäft wirtschaftlich zu betreiben.“ Ja, man hatte mit dem Vermieter die Konditionen nachverhandelt. Die teurere Miete nach Auslaufen der Förderung sei nicht der Grund für die Schließung, vielmehr die „Perspektivlosigkeit in Bottrop“. „Deshalb haben wir uns entschieden, die Reißleine zu ziehen.“
Die Innenstadt sei in einem „desolaten Zustand“, sagt Stefan Wollenberg. „Und die Situation hat sich nicht verbessert, seitdem wir angefangen haben, eher verschlechtert.“ Es gebe zu wenig direkte Kundschaft in der Stadt, die Kaufkraft in Bottrop sei zu niedrig.
Just VGN will in einer anderen Stadt weitermachen
Hinzu komme die Inflation und das veränderte Kaufverhalten. „Wir haben viele Kunden an den Discounter verloren.“ Nach der Corona-Flaute hatte er gehofft, aus dem Gröbsten raus zu sein, aber der Ukraine-Krieg und die angestiegenen Preise hätten die Situation wieder verschlechtert. Damit blieben auch die Kunden aus, die von weiter weg nach Bottrop gefahren waren, um das Angebot von Just VGN zu nutzen.
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„Das Projekt ist aber nicht gestorben“, sagt Stefan Wollenberg. Er wolle sich nun eine Pause gönnen, Energie tanken und im Frühjahr sehen, wie es weitergeht. Pläne hat er schon, nicht für Bottrop, aber in einer anderen Stadt. Spruchreif sind sie aber noch nicht. Nur so viel: Es soll ein leicht verändertes Konzept werden, „noch mehr spezialisiert auf Produkte, die nirgendwo zu kriegen sind“.
Just VGN hatte im Sommer 2021 eröffnet – regelrechter Hype in sozialen Netzwerken
Stefan Wollenberg und Julia Kubik hatten im Sommer 2021 ihren Laden auf der Hochstraße eröffnet. Julia Kubik ist derzeit nicht aktiv im Geschäft. Es ist der einzige vegane Supermarkt in der Stadt. Der Start lief gut, es gab einen regelrechten Hype in den sozialen Netzwerken, wenngleich die beiden danach von einer Corona-Delle sprachen und durchaus die Inflation zu spüren bekamen.
Das Geschäft war eines der ersten, die von dem Sofortprogramm Innenstadt profitiert haben. Den Großteil der Miete trug bist zum Sommer dieses Jahres die Stadt über das Landesprogramm, 20 Prozent die Geschäftsleute.
Stefan Wollenberg hatte vor zwei Jahren allerdings auch Kritik an der Kommunikation mit der Stadt und den verschiedenen Ämtern geäußert. Denn kurz nach der Eröffnung habe das Lebensmittelüberwachungsamt vorbeigeschaut und erklärt, dass die Räume für Verkauf und vor allem Lagerung von Lebensmitteln ungeeignet seien. Dabei war das Ladenlokal so von der Wirtschaftsförderung übergeben worden. Erst eine langwierige Kommunikation zwischen Betreibern und Ämtern brachte damals Klärung.
Bis zum 23. Dezember bleibt Just VGN in der Hochstraße geöffnet: dienstags bis donnerstags von 12 bis 18 Uhr, freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 15 Uhr.