Bottrop. “Grölen ohne Grenzen“ ist die Devise bei dem Männerchor, den der Bottroper Szenemusiker Dirk Sühling gegründet hat. Ein Probenbesuch.
Der erste Notenständer im Cottage ist aufgebaut. Darauf ein Textblatt, das „Steigerlied“. Nach und nach füllen gut gelaunte Herren den Raum, begrüßen sich lautstark, klappen weitere Notenständer auseinander. Dirk Sühling (63) sitzt ganz vorn, stim mt seine Gitarre. „Grölen ohne Grenzen“ ist das Motto des Abends, aber einfach losgegrölt wird mitnichten.
Erst wollen – unter einigem Gelächter – Muskeln und Stimme ordentlich aufgewärmt werden. Und nach dem Mitsing-Klassiker „Country Roads“ schlägt Sühling als Variante für „Dirty Old Town“ einem Teil der Truppe vor: „Wir Fünf singen einen Kanon!“ Spontane Reaktion: „Der war gut!“ Doch die Strophe klappt, immer sicherer.
Die Hamburger Goldkehlchen sind das Vorbild für den Bottroper Chor
Für seinen frisch gegründeten Chor hat der Bottroper Vollblut-Musiker Dirk Sühling ein Vorbild: die „Hamburger Goldkehlchen“. Ein Männerchor, der definitiv keinem klassischen Klischee entspricht, mit Sängern ohne Frack und Fliege, dafür gerne mit Mütze oder Käppi. Ihr Logo ist ein Totenkopf mit Rose zwischen den Zähnen. Selbst gewähltes Motto: „70 Männer, ein Chor, keiner kann singen – Ihr werdet es lieben!“
Mit den Kumpels einen Chor gründen, einfach aus Spaß an der Freud: Das wollte Dirk Sühling auch, schon lange. Doch unter anderem die Corona-Pandemie bremste das Vorhaben zunächst. Bis zu diesem Jahr, im Januar ging’s endlich los mit dem „Grölen ohne Grenzen“. Cottage-Wirt Ralf Mader wurde als Gastgeber gewonnen – und schmettert nun selbst mit. „Es sind alle willkommen, die nicht singen können“, meint Dirk Sühling mit einem Grinsen. Gut, eine Handvoll Männer werde schon gebraucht, die die Töne halten könnten….
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Nun, die Wahrheit ist: Beim Besuch der Chorprobe klingen die 15 anwesenden Herren sehr gut! Voll, enthusiastisch, (allermeistens) im Einklang mit Dirk Sühlings Gitarrenbegleitung. „Desto öfter wir uns treffen, desto lauter werden wir“, hatte der Chorleiter schon vor der Probe gesagt – und damit gemeint, dass die Sänger immer mutiger und selbstbewusster werden. Ohne extra Alkohol, falls das jetzt jemand gedacht haben sollte.
Songs von den Ärzten bis hin zu Shantys sind im Repertoire
Mit-Sänger Torsten Rode, gebürtiger Bremer, Ex-Hamburger und seit 30 Jahren Bottroper, formuliert es so: „Alle, die zur ersten Probe gekommen sind, sind dabei geblieben mit dem Mantra: Wir können nicht singen. Doch a) macht das nichts – und b) stimmt das gar nicht!“ Er selbst wagt sich sogar an ein Shanty-Solo, beim „Hamborger Veermaster“. Mit den anderen Herren im Rücken gar kein Problem, findet er.
Gesungen werden laut Sühling auch Songs von den Toten Hosen oder den Ärzten, das „Bella Ciao“ ist dabei und der Radio-Hit „Wellerman“.
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Gerne können noch Männer dazu kommen, wirbt Dirk Sühling, der in Bottrop durch seine Bandvergangenheit („Smoking Killz“, „Rauchende Colts“) bekannt ist. Vor allem gebraucht würden noch „ein paar dynamische junge Burschen – uns fehlen noch 30er und 40er Stimmen.“ Bis jetzt bestehe das Ensemble hauptsächlich aus Herren im Alter von Mitte 40 bis Mitte 60. „Man singt einfach anders, wenn man jung ist, kommt dann noch ein bisschen höher mit der Stimme“, begründet der Chorgründer seinen Wunsch nach Verjüngung.
Was wiederum zeigt: Klar geht es in erster Linie um den Spaß, um „Lieder zum Mitsingen, die jeder kennt“, wie Ralf Mader sagt. Aber einen Anspruch an die gemeinsame Chorleistung gibt es durchaus.
Und so sind Auftritte in Zukunft nicht ausgeschlossen, gerne für gute Zwecke, wie es auch die „Hamburger Goldkehlchen“ tun. „Man muss aber erst sehen, ob da alle auch Bock drauf haben“, sagt Dirk Sühling. Gemeinsam entschieden werden soll auch über den endgültigen Chornamen. Zunächst sollte „Grölen ohne Grenzen“ nur ein Arbeitstitel sein und die Einstellung der Sänger spiegeln. „Unsere Whatsapp-Gruppe heißt Grölkehlchen“, verrät der Musiker.
Man darf gespannt sein, wie es mit den singenden Herren weiter geht.