Bottrop. An einem Beispiel zeigt die Janusz-Korczak-Gesamtschule Bottrop, wie sie gegen Mobbing vorgeht. Die Gegnerinnen von früher sind heute befreundet.

Ein Mädchen wird in der Schule gemobbt. Mitschülerinnen machen sie vor anderen lächerlich, filmen ihr Opfer auch noch dabei. Was kann, was muss die Schule da tun? Einen erfolgreichen Fall der Konflikt-Lösung bei Mobbing zeigt die Bottroper Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG).

Das Soziapädagogik-Team schildert ein anonymisiertes Fallbeispiel, das sich vor einiger Zeit in einer siebten Jahrgangsstufe ereignet hat: „B. wird in der Pause mit Sprite übergossen und dabei gefilmt – der Film wird dann in die Klassengruppe gestellt. Vorausgegangen ist ein immer wiederkehrender Streit zwischen fünf Mädchen aus dem Jahrgang – klassenübergreifend. Durch Befragungen wurde schnell klar, dass die Tat geplant war und die Akteure sich abgesprochen hatten. Eine Schülerin lockte das Opfer an einen schlecht einsehbaren Ort des Schulhofes, die eine rempelte das Opfer an, so dass die andere das Mädchen ,versehentlich’ mit Sprite übergießen konnte und eine weitere filmte die Tat. B. musste dann nass nach Hause gehen, um sich trockene Kleidung anzuziehen.“

Mobbing unter Bottroper Schülerinnen: Eifersucht im Hintergrund

Es sei deutlich geworden, dass es eine Gruppe von fünf Mädchen gab, die in unterschiedlichen Konstellationen miteinander befreundet waren. Es kam zu Eifersucht. Der Lösungsansatz an der JKG: „Wir führten den No-Blame-Approach-Ansatz (Ansatz ohne Schuldzuweisung, Anm. d. Redaktion) durch: Für ein Gespräch wählten wir die Mobberin, Helfer der Mobberin, Anführerinnen des Jahrgangs als Helferinnen für das Opfer. Bis auf die Haupttäterin zeigten sich alle Anwesenden betroffen und versprachen ihr Verhalten zu ändern.“

Mit der zunächst uneinsichtigen Haupttäterin wurde dann ein Einzelgespräch geführt und dabei die Farsta-Methode angewandt: Das meint eine kurze und klare Ansage von der Schulleitung, die Mobbing-Aktivitäten zu unterlassen. Anschließend habe sich die Täterin bereit gezeigt, ihr Verhalten zu ändern – Mitgefühl habe sie jedoch keines entwickeln können.

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Die Gruppe habe dann vorgeschlagen, dass sie sich einmal an einem Ort außerhalb der Schule treffen wollte, um die Geschehnisse aufzuarbeiten. Die Schulsozialarbeiter hielten dies für eine gute Idee, „da der Konflikt schon seit dem fünften Schuljahr immer wieder schwelte.“ Sie bereiteten ein angepasstes Sozialtraining vor. Mit Erfolg: „Die Mädchen hatten keinen nennenswerten Streit mehr, die Gruppe wuchs zusammen, und heute machen einige Abitur bei uns - und sind mittlerweile befreundet.“

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Diese Art, auf Mobbing-Fälle zu reagieren, habe dem Experten-Team an der JKG schon oft geholfen. Die Methode sei zwar zeitaufwendig, aber der Erfolg zeige, dass sich das Vorgehen lohne.

Prävention als wichtige Säule im Kampf gegen Mobbing

Neben den geschilderten Maßnahmen in einer Akutsituation, in die die Klassenleiter- und Schulsozialarbeiter-Teams eingebunden sind, sind bei Bedarf weitere Eskalationsstufen möglich wie Ordnungsmaßnahmen (z.B. schriftlicher Verweis, vorübergehender Ausschluss vom Unterricht, Überweisung in eine Parallelklasse) und die Teilkonferenz bei Androhung der Entlassung von der Schule.

Mindestens ebenso wichtig für das Anti-Mobbing-Konzept an der JGK ist die Prävention. Zu dieser zählen nach Auskunft der Schule unter anderem Tutorstunden, SV-Arbeit, Medienscouts, das Sozialtraining „beHappy“ in den Jahrgangsstufen fünf und sechs sowie Angebote wie das Coolness-Training in Kooperation mit externen Partnern.