Bottrop. Björn Maas aus Bottrop hat Multiple Sklerose. Trotzdem will der Triathlet Paris erobern: Bei den Paralympischen Spielen im Sommer 2024.

Björn Maas ist Para-Triathlet und ein Ausnahmesportler mit vielen Talenten. Das ist nicht erst klar seit seinen Siegen bei der Deutschen Meisterschaft 2021 in Hamburg und der WM der Challenge Tour, einem Wettbewerb auf Ironman-Niveau, im gleichen Jahr. Aber Björn Maas ist nicht nur erfolgreicher Leistungssportler, er hat auch mit einer besonderen gesundheitlichen Herausforderung zu kämpfen: Björn Maas ist an Multipler Sklerose erkrankt. Sein nächstes Ziel: Die Paralympischen Spiele in Paris.

Von seinem Leidens-, aber vor allem auch Erfolgsweg erzählte Björn Maas kürzlich bei einem Vortrag in der Alten Börse. Erfahren hat er von seiner Krankheit vor sieben Jahren, als er nach einem schweren Fahrradunfall mit mehreren Knochenbrüchen in der Reha unerklärlicherweise kaum Fortschritte machen konnte und sogar mehrere Wochen auf den Rollstuhl angewiesen war.

Vor allem die Bewegungskoordination wollte einfach nicht mehr gelingen. Niemand konnte sich so recht erklären, warum die Heilung nicht voranschritt, bis schließlich die MS-Diagnose die Erklärung lieferte.

Mit der „Rollstuhl-Perspektive“ wollte er sich aber keinesfalls abfinden, und er hatte das große Glück, einen Physiotherapeuten zu finden, der selbst Triathlon Sportler ist und ihm buchstäblich wieder auf die Beine half.

Trotz Multipler Sklerose: 15 bis 20 Stunden Training die Woche

Björn Mass zeigt Bilder seiner unglaublichen sportliche Karriere, die seine Erfolge dokumentieren, aber auch Rückschläge nicht auslassen. Auf einem Foto ist sein Rennrad nach einem heftigen Sturz zu erkennen. „Da hat’s uns beide zerlegt“, kommentiert Maas trocken. Aber er wäre nicht der ehrgeizige Kämpfer, wenn er nach so einem Zwischenfall nicht wieder aufstehen und weitermachen würde. Denn das – Durchhalten, in Bewegung bleiben, auch und gerade dann, wenn es gar nicht mehr weiterzugehen scheint – das ist es, was auch im Umgang mit der heimtückischen MS-Erkrankung für ihn die beste Therapie ist.

Medikamente? „Es gibt nur eins auf dem Markt“, sagt Maas, „und das hat so heftige Nebenwirkungen, dass ich mich dagegen entschieden habe.“

Björn Maas zeigt, wie er vom Rollstuhl wieder auf die Beine und in den Sattel gekommen ist.
Björn Maas zeigt, wie er vom Rollstuhl wieder auf die Beine und in den Sattel gekommen ist. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Inzwischen trainiert der zweifache Vater 15 bis 20 Stunden in der Woche. Das ist nur möglich, weil seine Familie seine sportlichen Ambitionen voll mitträgt. Und auch in seinem Job als SAP-Berater muss er kürzertreten, um seine Triathlon-Ziele zu erreichen.

Bottroper Sportler Björn Maas mit MS auf dem Weg nach Paris

Was als nächstes ansteht? Sein Traum ist, im kommenden Jahr bei den Paralympischen Spielen in Paris in Paris dabei zu sein. Zurzeit ist er die Nummer elf der Weltrangliste, um sicher in Paris dabei zu sein, muss er unter die ersten zehn kommen. „Und darauf arbeite ich jetzt konsequent hin“, sagt er entschlossen.

Übrigens ist trotz der beiden heftigen Unfälle das Fahrradfahren immer noch seine beste Disziplin. Er hat sogar sein Rennrad zum Vortrag mitgebracht. Schnell wird klar: das ist ein Hochleistungssportgerät, das individuell auf die Bedürfnisse des Fahrers zugeschnitten ist. Das Hinterrad ist zum Beispiel so verkleidet, dass eine glatte Scheibe entsteht. Wenn der Wind günstig steht, wirkt dieses Rad wie eine Art Segel und der Fahrer bekommt enorm Antrieb. Da sind atemberaubende 70 Kilometer pro Stunde ohne weiteres möglich.

Schließlich steigt Björn Maas sogar kurz in den Sattel und zeigt, welche Bedeutung die optimale Rennposition auf dem Fahrrad für die erfolgreiche sportliche Performance hat. Er liegt fast auf dem Lenker, zwei spezielle Stützen führen seine Unterarme eng zusammen, und seinen Kopf hält er dicht über die Arme gesenkt. „So liegt man optimal im Wind,“ erklärt er. Der Nachteil bei dieser Körperhaltung? Das Gleichgewicht ist enorm schwer zu halten und damit steigt das Unfallrisiko. Für einen Sportler mit seinem Handicap sind da in jedem Moment 100 Prozent Aufmerksamkeit gefordert.

Bottroper Paralympics-Sportler: Auch mit Depressionen zu kämpfen

Ein Gast will wissen, wie man eine solche Diagnose psychisch verkraftet. Ja, er habe durchaus mit Depressionen zu kämpfen, sagt Björn Maas, und auch Schlafmangel sei ein Thema. Die Wunderwaffen gegen Niedergeschlagenheit hören auf die Namen Elmo und Yoda. Das sind keine exotischen Medikamente, sondern die beiden Familienhunde.

Und gegen den Schlafmangel haben sich Entspannungstechniken und spezielle Musikfiles bewährt. „Die kommen übrigens auch im Zuge der Vielfliegerei zum Einsatz“, erklärt Maas. „Als Mitglied im Para-Nationalteam der Deutschen Triathlon Union trete ich zu Wettkämpfen überall auf der Welt an, und schon alleine um bei Reisen nach Übersee nicht Opfer des Jetlag zu werden, muss man schon ein gutes Zeitmanagement und wirksame Strategien haben.“

Auch das Frustthema „Finanzierung“ kommt am Schluss noch zur Sprache. Die Teilnahme an Wettkämpfen ist enorm kostspielig, denn Equipment, Lizenzen, Reisekosten alles das muss der Sportler selbst tragen. „Ich bin dankbar für die finanzielle Unterstützung, die ich im Rahmen der Leistungsförderung des Bottroper Sportbundes erhalte“, sagt Björn Maas, „aber ich würde mich sehr freuen, weitere Sponsoren zu finden, die mich auf meinem Weg unterstützen.“