Paris. Para-Triathlet Björn Maas hat die Paralympischen Spiele in Paris als großes Ziel. Für die Qualifikation hat er einen ungewöhnlichen Weg gewählt.
Björn Maas scheut die weiten Wege nicht. Ganz im Gegenteil. Wieder sitzt er im Auto auf dem Weg zum Flughafen, nur wenig später dann im Flieger. Dieses Mal geht es Richtung Los Angeles. Abu Dhabi, Devonport und Sharm El Sheik hat Maas in diesem Jahr bereits besucht und wieder verlassen.
„Ich bin gespannt, was die Amerikaner zu den Stempeln aus Ägypten und aus Abu Dhabi sagen werden“, meint er mit einem Lachen. Auf gewisse Weise ist Maas Vielflieger aus Leidenschaft, auch wenn seine Reisen so gar nichts mit einem Urlaub zu tun haben.
Die besten neun schaffen es zu den Paralympischen Spielen
Seine Route, auf der auch noch die Philippinen und Österreich stehen, ist mit Bedacht gewählt. Diese Orte sollen nur Etappen sein, an deren Ende Paris stehen soll. Der Kirchhellener Para-Triathlet des SV Gladbeck 13 will sich für die Paralympischen Spiele 2024 qualifizieren. Wie so viele, und die Plätze im Feld sind eng bemessen.
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Nur die besten neun der Welt in der PTS3-Klasse der Welt werden sicher für die Weltspiele in der französischen Hauptstadt teilnehmen. Dafür muss Maas in der Rangliste noch etwas klettern. Denn im Gegensatz zu anderen Sportarten zählen nicht die Zeiten, sondern die Punkte, die die Para-Triathleten bis zum August 2024 gesammelt haben.
Bottroper ist der Weltelite aus dem Weg gegangen – um Punkte zu sammeln
Und genau deshalb sucht sich Maas die etwas abwegigeren Events aus. „Ich gehe dahin, wo nicht alle hinwollen“, erklärt er. So hatte er erst kürzlich auf einen Start beim World Triathlon Para Cup in A Coruna (Spanien) verzichtet, der günstiger gelegen gewesen wäre. „Dort war die gesamte Weltelite. In Long Beach kann ich jetzt mit einer durchschnittlichen Leistung ähnlich viele Punkte holen.“
Auch wenn sich die nackten Ergebnisse von Maas in diesem Jahr bislang sehen lassen können, – zwei zweite Plätze, ein erster Platz – ist seine Gefühlslage alles andere als gut. „Es war bislang ein mieses Jahr. Ich hatte einen anderen Plan verfolgt“, erklärt er. Er verzichtete im vergangenen Winter auf den Start bei der WM, um möglichst früh wieder ins Training einsteigen zu können. Doch erst setzte ihn eine Erkältung außer Gefecht und zusätzlich verschlimmerte sich seine Krankheit. „Ich hatte mir bessere Ergebnisse erhofft.“
Maas hat nach seiner Diagnose zum Sport gefunden
Aufgeben gehört aber nicht zum Vokabular des Bottropers. Erst nach seiner MS-Diagnose und einem schweren Fahrradunfall im Erwachsenenalter fand er den Weg zum Sport. „Ich bin kein klassischer Leistungssportler, der von früh an gefördert worden ist. Ich habe da eine ganz andere Basis, ich bin der Hobby-Athlet, wie es die Deutschen eigentlich auch sind. Es ist der Weg, der mich motiviert, ich will es aus anderen Gründen.“ Es gäbe viele, die sich aufgrund ihrer Behinderung verstecken. Es gibt ein älteres Video von Maas, in dem er läuft. „Das sieht nicht gut aus“, sagt er. „Da könnte man sagen: ‚Lass es lieber.‘ Aber genau dann muss man weitermachen, irgendwann kommt’s.“
Trotz aller Hindernisse und Unwegsamkeiten bleibt der Fixpunkt ganz klar Paris im kommenden Jahr. Aber bereits in diesem Jahr kann sich Maas schon einmal an sein Ziel herantasten. Bei einem Probewettbewerb können sich die Para-Triathleten bereits einen ersten Eindruck verschaffen. Allerdings ist die Seine derzeit noch so verschmutzt, dass hinter dem Schwimmen noch ein dickes Fragezeichen steht.
Bottroper wird durch Leistungssportprojekt unterstützt – sucht aber noch Sponsoren
So gerne Maas auch an diesem Event teilnehmen würde, sein Hauptaugenmerk liegt auf den Paralympics. „Bei der Ehrung der Athleten hinter der Flagge einzulaufen, wenn ich das geschafft habe…“, lässt er den Satz auslaufen. Es ist klar, was er meint.
Doch das Scheitern bleibt eine Möglichkeit. Wird er dann die Spiele in Los Angeles 2028 in Angriff nehmen? „Stand heute: Nein. Da würde meine Familie wohl sagen: ‚Du spinnst‘“, sagt der 45-Jährige. „Ich werde schließlich auch nicht jünger.“ Zudem ist der finanzielle Aufwand für Reisen und Training hoch. Die finanzielle Unterstützung, die Maas von der Bottroper Leistungssportförderung erhält, ist zwar „toll und dafür bin ich auch dankbar“, auf lange Sicht aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sponsoren etwa aus dem Mittelstand, die hinter ihm stehen und ihn auf seinem Weg unterstützen, würde er mit offenen Armen begrüßen.
Aber für Björn Maas zählt erstmal nur das Event in Los Angeles. Der nächste Schritt nach Paris. Beides eine Stadt der Träume. Vielleicht ist da ein gutes Omen.