Bottrop. Rund 200 Sängerinnen und Sänger proben in der Martinskirche für das Chormusical „Bethlehem“. Da steht plötzlich Komponist Dieter Falk vor ihnen.

Eine Chorprobe mit 170 Sängerinnen und Sängern in der Martinskirche, das ist an sich schon ein bemerkenswertes Ereignis. Aber diese Zusammenkunft war buchstäblich eine Sternstunde, denn der Komponist und Pur-Produzent Dieter Falk war als Überraschungsgast vor Ort.

Die Chormitglieder aus Bottrop und den Nachbarstädten bilden unter der Leitung von Thomas Bednarz und dem Kreiskirchenkantor Matthias Uphoff den „Projektchor-DREAM“ des Evangelischen Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten. Das Projekt, das sie alle verbindet, ist das Chormusical mit dem Titel „Bethlehem“.

Die Mitglieder des Bottroper Projektchores werden bei der Uraufführung des Musicals „Bethlehem“ Teil eines stimmgewaltigen Chores mit über 3000 Personen sein. Komponist Dieter Falk, manchen vielleicht auch noch bekannt als Popstars-Jurymitglied, stimmte sie auf die Uraufführung ein.
Die Mitglieder des Bottroper Projektchores werden bei der Uraufführung des Musicals „Bethlehem“ Teil eines stimmgewaltigen Chores mit über 3000 Personen sein. Komponist Dieter Falk, manchen vielleicht auch noch bekannt als Popstars-Jurymitglied, stimmte sie auf die Uraufführung ein. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

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„Wer sich darunter aber ein musikalisches Krippenspiel vorstellt, liegt völlig falsch“, versichert Thomas Bednarz. Den Begriff Chormusical hat Komponist Dieter Falk gemeinsam mit seinem langjährigen Freund, dem Musikproduzenten Michael Kunze geprägt, und beide haben seit 2010 drei Großprojekte als Chormusicals inszeniert. Das erste, „Die 10 Gebote“, wurde bei der Ruhrtriennale uraufgeführt. Das neue Projekt wird am 16. Dezember in Düsseldorf Premiere haben. Dabei werden die 200 Sängerinnen und Sänger aus dem hiesigen Kirchenkreis Teil des stimmgewaltigen Chores mit über 3000 Personen sein. Das allein ist schon beeindruckend.

Bibel-Musical: Alle Chormitglieder sind musikalische Laien

Hinzu kommt, dass alle Chormitglieder musikalische Laien sind. Für die Teilnahme wird weder eine Mitgliedschaft in einem anderen Chor noch eine Konfessionszugehörigkeit erwartet. Rosemarie Soboll aus Xanten, mit ihren mehr als 90 Jahren das älteste Chormitglied, räumt jedoch ein, dass sie über jahrelange Chorerfahrung verfügt. Und das, so ihre Einschätzung, kommt ihr durchaus zugute.

Die Männer sind in dem Projektchor des Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten tatsächlich in der Unterzahl.
Die Männer sind in dem Projektchor des Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten tatsächlich in der Unterzahl. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

So ein Großprojekt ist nicht zuletzt eine gewaltige organisatorische Herausforderung, denn bis der Dirigent Danny S. Neumann bei der Uraufführung alle 3000 Stimmen zu einem Klangkörper zusammenführt, ist viel Feinabstimmung nötig und natürlich intensives Üben. Ein ausgeklügeltes Programm, das allen Sängerinnen und Sängern viel Eigenverantwortung beim Erarbeiten ihrer Beiträge abverlangt, ist das Geheimnis des großen Erfolges des Chormusicals. Bei den monatlich Proben der einzelnen Projektchöre werden Passagen, die die Sänger im Eigenstudium mittels CDs für ihre jeweilige Stimmlage erlernt haben, vertieft und abschließend zu einem eindrucksvollen Klangbild zusammengefügt.

Und am Ende geschieht das, was Barbara Josfeld, eines der Bottroper Chormitglieder, so beschreibt: „Text und Musik passen wunderbar zusammen. Und jeder von uns wird emotional vom Chor getragen. Ich bin Teil einer Botschaft.“ Birte von Radzibor-Horst bestätigt das lebhaft. Die Dorstenerin nimmt mit Mutter und Schwiegermutter am Projekt teil und beschreibt die Erfahrung als echtes Familienerlebnis. „Mich hat’s sofort ergriffen und tief berührt“, schildert sie ihre ersten Eindrücke. „Und wenn man in der Premiere vor mehreren tausend Leuten steht und man merkt, der Herzschlag springt auf das Publikum über, das ist ein wundervolles Wir-Gefühl.“

Dieter Falk kam als Überraschungsgast zur Bottroper Chorprobe

Dass Dieter Falk, manchen vielleicht auch noch bekannt als Jurymitglied der Casting-Show „Popstars“, am Freitag als Gast vor Ort sein würde, ahnten die Sängerinnen und Sänger zu Beginn der Probe übrigens nicht. Und als er plötzlich im Chorraum erschien, wurde er mit Jubel und Applaus begrüßt. Und wie sind nun die nächsten Schritte bis zur Uraufführung?

Ein Musical wäre kein Musical, wenn es nicht ein Bühnenbild gäbe und natürlich auch ein Ensemble von Solisten, die die Geschichte „Bethlehem“ auch tänzerisch erzählten. Da ist es wichtig, dass die 50 Einzelchöre und die Solisten sich kennenlernen, einen Bezug zur Dramaturgie des Stückes herstellen und der Einklang der Aufführung sich entwickeln kann. Diese sogenannte Hauptprobe findet Anfang Dezember in der Grugahalle statt.

Die Nachfrage für Premierenkarten war übrigens so groß, dass bereits jetzt zwei Uraufführungen für den 16. Dezember geplant sind. Tickets: chormusical-bethlehem.de