Bottrop/Essen. Ein Bewohner einer Notunterkunft in Bottrop wird niedergestochen. Jetzt steht der mutmaßliche Täter wegen versuchten Totschlags vor Gericht.
Erst wurde gestritten, dann floss Blut: Vor rund acht Monaten ist ein Bewohner einer Bottroper Notunterkunft niedergestochen worden. Der mutmaßliche Täter war ein Mitbewohner. Seit Dienstag steht der 31-Jährige in Essen vor Gericht. Der Vorwurf: versuchter Totschlag.
Es war die Nacht auf den 19. Dezember letzten Jahres. Das spätere Opfer saß in seinem Zimmer, als plötzlich etwas gegen die Fensterscheibe geworfen wurde. Der Mann ging nach draußen, traf auf einer Grünfläche auf den Angeklagten.
Streit in Notunterkunft: Der Angeklagte soll völlig ausgerastet sein
Der 31-Jährige hielt laut Anklage eine Glasflasche in der Hand, machte offenbar einen aufgebrachten und aggressiven Eindruck. Die Situation war offenbar so unheimlich, dass ein Security-Mitarbeiter alarmiert wurde. Dann nahm das Drama seinen Lauf. Bevor der Mann vom Sicherheitsdienst auftauchte, soll der Angeklagte völlig ausgerastet sein. Der angebliche Wurf mit einer Flasche ging zwar noch daneben, doch dann flogen angeblich auch schon die Fäuste.
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Kurz darauf blitzte auch ein wuchtiges Messer auf. Klingenlänge: 20 Zentimeter. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte immer wieder zugestochen hat, bis das Opfer zu Boden ging. Doch auch dann war noch nicht Schluss. Der 31-Jährige soll sich auf den Körper des Verletzten gesetzt und weiter zugestochen haben – jetzt auch auf Hals und Kopf. „Ich bringe dich um!“ Diese Worte soll er dabei mehrfach geschrien haben. Erst als der Security-Mitarbeiter auftauchte, war der Angriff vorbei.
Ärzte zählen zahlreiche Schnitt- und Stichverletzungen
Die Ärzte haben später zahlreiche Schnitt- und Stichverletzungen gezählt. Ein Stich ging in den Schädel, durchtrennte dabei die harte Hirnhaut. Ein weiterer soll von der Schulter bis in die Achselhöhle gegangen sein. Lunge und Hauptschlagader im Oberarm wurden nur knapp verfehlt. Das Opfer ist noch in derselben Nacht im in der Essener Uniklinik operiert worden.
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Zum Prozessauftakt vor der 12. Strafkammer des Essener Landgerichts hat der Angeklagte eine Art Geständnis abgelegt. „Ich habe ihn verletzt, weil er mich verletzt hat“, sagte der 31-Jährige den Richtern. „Ich mache das aber nicht noch mal.“
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Hintergrund sei ein Streit um Lärm gewesen. Der Angeklagte fühlte sich durch das spätere Opfer gestört. „Der hatte irgendein Gerät in seinem Zimmer, das war so laut, dass ich nicht schlafen konnte.“ Das sei über Tage so gegangen. Bis man schließlich aneinandergeraten sei. Dabei will der Angeklagte allerdings zuerst angegriffen worden sein.
Der 31-Jährige kommt aus Guinea, hat offenbar auch mehrere Kinder. Von seiner Frau ist er geschieden. Viel ist über ihn aber offenbar nicht bekannt. „Ich bin schon lange in Bottrop“, sagte er den Richtern. „Ich habe noch nie jemanden angegriffen.“
Dem Angeklagten wird auch eine Brandstiftung zu Last gelegt
Vorbestraft ist der 31-Jährige tatsächlich nicht. Es gibt allerdings noch eine weitere Anklage. Darin wird ihm vorgeworfen, in einer anderen Unterkunft versucht zu haben, Feuer zu legen – und zwar unter den Platten der Deckenverkleidung. Der Brand wurde aber wohl sofort entdeckt, so dass kein größerer Sachschaden entstanden ist.
Bestraft werden kann der 31-Jährige nicht. Er gilt als psychisch schwer krank. Im Prozess droht ihm die unbefristete Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie. „Er ist für die Allgemeinheit gefährlich“, so die Staatsanwältin. Mit einem Urteil ist voraussichtlich in der zweiten Septemberhälfte zu rechnen.