Bottrop. Werden ZOB und Ehrenpark in Bottrop zur No-go-Area für junge Leute? Die Grünen sehen die Lage kritisch - auch wegen der Klagen über Drogenhandel.
Der Brennpunkt, der sich mitten in der Stadt über den Berliner Platz und den ZOB hinaus bis zum Ehrenpark zieht, ist nach Erkenntnis der Grünen gerade für viele junge Leute in Bottrop zu einer No-go-Area geworden. Wer nicht in der Nähe wohne oder für dringende Besorgungen und Busfahrten dorthin müsse, meide das Viertel, ist sich Jo Gutsche sicher. „Jugendliche haben Angst ab 20 Uhr den ZOB zu besuchen“, bekräftigt der Grünen-Ratsherr. Damit drohe ein zentraler Bereich in der Innenstadt auf lange Sicht zu einem Unort zu werden.
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„Es hat sich verbessert“, stellt Grünen-Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda nach den gemeinsamen Aktionen des Kommunalen Ordnungsdienstes und der Polizei fest, doch das reiche selbstverständlich nicht aus. Die Schreckensszenarien über ungenierten Drogenhandel und Drogenkonsum, über Gewalttaten sowie Diebstähle, über Belästigungen oder Trinkgelage der sogenannten Obdachlosenszene verfestigten sich in den Köpfen und es komme ja auch immer wieder zu neuen Konfliktsituationen rund um den ZOB und den Ehrenpark.
Unmut über Unterstand – „Der Ort ist katastrophal“
„Man darf das nicht außer Acht lassen“, begründet Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda das Engagement der Grünen für mehr Sicherheit und auch für ein besseres Sicherheitsgefühl im Stadtkern. Bei einem gemeinsamen Rundgang mit der grünen Bundestagsabgeordneten Irene Mihalic durch den prekäreren Teil der Bottroper City verschafften sich die Grünen daher einen aktuellen Eindruck von der Szenerie. Irene Mihalic ist Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag und als Polizistin auch Fachfrau für Sicherheitsfragen.
Besonders kritisch sehen auch die Grünen den Unterstand, den die Stadt den Leuten aus der sogenannten Szene am Berliner Platz direkt neben dem Kaufland-Warenhaus anbietet. „Der Ort ist katastrophal“, ärgert sich Ratsherr Roger Köllner. Die Grünen lehnen den Unterstand nach wie vor ab. Dieser sei oft verunreinigt und die Leute müssten draußen sitzen anstatt in einem Raum, wie es die Grünen vorgeschlagen hatten. Beim Rundgang der Grünen ist der Unterstand menschenleer. Leute aus der Szene tummeln sich vielmehr einige Meter weiter um eine Bank auf dem Berliner Platz.
„Die Kunden fühlen sich da gar nicht wohl“
„Die Kundinnen und Kunden von Kaufland fühlen sich da gar nicht wohl“, bedauert Roger Köllner. Sie fühlten sich nicht sicher, und es sei ja auch zu Übergriffen gekommen oder auch zu Verhaltensweisen wie Urinieren aufs Pflaster oder gegen die Mauer. Das sei nicht akzeptabel. „Es hat da ja auch wiederholt schon geknallt“, redet Jo Gutsche Klartext. Bundestagsabgeordnete Irene Mihalic teilt die Bedenken: Die Stelle für den Unterstand sei erkennbar nicht gut gewählt.
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Dort halten sich zum Beispiel wegen des Kaufhauses oder des Geldautomaten der Sparkasse, wegen der öffentlichen Toilette und der Radstation ja viele unterschiedliche Nutzer auf, die sich oft auch abgeschreckt fühlten. „Es ist für diesen Zweck kein geeigneter Ort, weil sich dort alles so kumuliert“, stimmte die Abgeordnete ihren Parteifreundinnen und Parteifreunden zu. Wenn es schon ein Unterstand im Freien sein müsse, dann sollte dieser verlegt werden. Verwunderlich sei es jedenfalls nicht, dass sich viele an diesem Engpass nicht sicher fühlten, meinen die Grüne.
Ansprechpartner für die verunsicherten Bürger
Dabei befürwortet die Abgeordnete der Grünen die Arbeitsteilung zwischen Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst. „Es ist eine kommunale Aufgabe, das Sicherheitsgefühl zu erhöhen“, betont Irene Mihalic. Die Polizei könne erst eingreifen, wenn es zu Straftaten komme und Sicherheit tatsächlich gefährdet sei. Die Bundestagsabgeordnete riet dazu, den verunsicherten Passantinnen und Passanten möglichst konkret Ansprechpartner zu benennen, an die sie sich wenden können, und verstärkt auch Sozialarbeiter und Streetworker einzusetzen.
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Das beherzigt die Stadt auch nach wie vor. Beschäftigte des Kommunalen Ordnungsdienstes seien in der Regel einmal pro Schicht auch auf dem Berliner Platz und im Ehrenpark unterwegs, erklärt Stadtsprecher Andreas Pläsken. Streetworker Timo Tolksberg kümmere sich ebenfalls um das Geschehen dort. „Er ist in der Szene bestens bekannt und verteilt während der Streifen regelmäßig seine Visitenkarten“, erläuterte Pläsken. Außerdem stehen immer wieder gemeinsame Aktionen des KOD mit der Polizei an und auch die mobile Wache der Polizei sei vor Ort. „Der KOD kommt unregelmäßig dazu“, berichtet der Stadtsprecher.
Drogenspritzen werden über den Zaun gereicht
Dass soziale Kontrolle allein offensichtlich auch absolut nicht genügt, machen die Grünen zusätzlich am Beispiel des Ehrenparks klar. „Viele sagen uns, dass hier weiterhin Drogenhandel stattfindet. Da werden dann auch Spritzen über den Zaun gereicht“, berichtet Andrea Swoboda und weist auf den Kinderspielplatz hin, der in unmittelbarer Nähe liegt. „Das sind Dinge, die einfach untragbar sind“, betonte die Grünen-Ratsfrau.