Bottrop. Klimaneutral heizen – wie lässt sich das am besten umsetzen? Der Verein Haus und Grund Bottrop hat Präferenzen. Was er Hauseigentümern rät.
Die Wärmewende ist derzeit das zentrale Thema beim Eigentümerverein Haus und Grund in Bottrop. Vorstandsvorsitzender Walter Eilert hat eine sehr genaue Vorstellung davon, wie das Heizen in dicht besiedelten Bottroper Bereichen künftig klimafreundlich gestaltet werden könnte: durch Fern- und Nahwärme.
Kommunale Wärmeplanung soll in Bottrop bis Mitte 2027 fertig sein
Vorgeschaltet sei hier die kommunale Wärmeplanung, zu der die Städte verpflichtet sind und die in Bottrop Mitte 2027 fertig sein soll. Denn es müsse zunächst Gewissheit darüber bestehen, an welchen Stellen im Stadtgebiet künftig Fernwärme oder Nahwärme – z.B. per Großwärmepumpe oder Geothermiekraftwerk – oder Alternativen verfügbar seien, bevor Eigentümer eine fundierte Entscheidung über das künftige Heizsystem in ihren (Mehrfamilien-)Häusern treffen könnten. „Denn was nützt es, jetzt eine Wärmepumpe einzubauen, wenn in zwei Jahren die Fernwärmeleitung vor der Haustür liegt“, gibt Eilert zu bedenken. „Diese Daten und Erkenntnisse müssen erstmal erarbeitet werden.“ Angestrebt wird grundsätzlich, Fernwärmenetze mit klimafreundlicher Energie zu betreiben.
Für Walter Eilert jedenfalls steht fest: „Ich glaube, dass es für eine Region wie das Ruhrgebiet und eine Stadt wie Bottrop der richtige Weg wäre, das Thema Fernwärme- und Nahwärmenetze nach vorne zu stellen.“ Als Grund dafür nennt er die Art der Bebauung: „Wir haben eine geschlossene, dichte Bebauung, wo die Möglichkeit besteht, mit wenigen Versorgungssträngen viele Objekte zu beheizen.“ In dörflicheren Gebieten spiele die Wärmepumpe sicherlich eine größere Rolle.
Wobei noch zu unterscheiden sei, ob Wärmepumpen in einem Neu- oder einem Bestandsbau eingebaut würden, betont Eilert. Bei der Umrüstung im Bestand komme zu den Kosten für die mit Strom betriebene Wärmepumpe alleine zum Beispiel möglicherweise der Umstieg von konventionellen Heizkörpern auf flächenhafte Beheizung (wie eine Fußbodenheizung) dazu. „Die entscheidende Frage ist am Ende: Wird mein Haus warm“, betont der Vereinsvorsitzende.
„Die Verbraucher und Verbraucherinnen sind zurzeit zurückhaltend mit Wärmepumpen“, weiß zudem Ulrich Straub, neuer Geschäftsführer von Haus und Grund Bottrop, aus seiner Beratungspraxis. Das neue Gebäudeenergiegesetz, dessen Entwurf viel Kritik einstecken musste, sei ja noch nicht in Kraft. Ziel des Gesetzes ist grundsätzlich, dass neue Heizungen künftig zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Übergangsregelungen sind vorgesehen. Straub: „Ich muss den Mitgliedern raten: Warten Sie bitte bis September, Oktober mindestens, wie das geltende Recht dann aussieht.“ Und der Wärmeplan der Städte müsse ja auch noch erst stehen. „Einige Mitglieder sind verunsichert, andere wollen sich informieren – und einige haben schon umgestellt.“
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Der Verein vertritt in Bottrop rund 2500 Mitglieder, die im Schnitt jeweils Eigentümer von fünf Wohneinheiten sind. „Wir reden also über grob 12.000 bis 13.000 Wohneinheiten, die über unsere Mitglieder in Bottrop zur Verfügung gestellt werden“, unterstreicht Walter Eilert. Er verweist zudem darauf, dass deutschlandweit rund zwei Drittel aller Wohnungen in privater Hand seien und so dem Wohnungsmarkt zur Verfügung gestellt werden.
Für sie kämpft Walter Eilert auch auf Landesebene um Verbesserungen beim Thema Mieterstrom, ein weiterer Aspekt der Wärme- und Energiewende. „Die bürokratischen Hürden sind immer noch recht hoch, um eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach zu betreiben und den Strom an die Mieter zu verteilen.“ Im Blick hat der Vereinschef dabei Mehrfamilienhäuser. Eine einfache Einspeisung ins Netz bewertet Eilert als finanziell wenig reizvoll für die Eigentümer.
Mieterstrom: „Wir glauben, da ist ein Riesenpotenzial zu heben“
„Der Weg, wo es hingehen muss, ist erkennbar“, sagt Eilert. „Es muss so sein, dass der Mieter den Strom abnimmt, aber nicht abnehmen muss. Der Strom vom Dach ist auf jeden Fall günstiger als der, der aus dem Netz kommt – das ist der Vorteil für den Mieter. Der Vermieter muss ein bisschen verdienen dürfen an dem Strom aus seiner Anlage, in die er investiert hat. Und wenn die Sonne mal keinen Strom produziert, muss der Versorger einspringen, den der Mieter selbst wählen kann.“ Im Zweifel sind dabei in einem Mehrparteienhaus auch mehrere Versorger im Spiel – was den Vorgang nicht vereinfacht. „Ideal wäre es, wenn in Verbindung mit dem Netzbetreiber ein Modell entstehen könnte, wonach der Vermieter über die Betriebskosten den Strom verrechnet mit seinen Mietern.“
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Dafür seien aber noch viele bürokratische Hürden zu nehmen. Dennoch, so Eilert: „Wir glauben, dass da ein Riesenpotenzial zu heben ist, gerade solchen Regionen, die schon zugebaut sind, wo Unmengen an Dachflächen bestehen.“
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Welche oftmals förderfähigen Modernisierungsmaßnahmen Eigentümer am Ende auch umsetzen: Ihre Investitionen können sie auf ihre Mieterinnen und Mieter zum Teil umlegen, betont Ulrich Straub. Dafür seien dann aber die Energiekosten für die Mieter geringer.
Apropos Miete: Die Vertreter von Haus und Grund loben ausdrücklich die Zusammenarbeit mit der Stadt Bottrop und örtlichen Mietervereinen in Sachen Mietspiegel. Dieser werde alle zwei Jahre neu aufgestellt und bilde die Realität gut ab. Der Mietrichtwert (ohne Betriebskosten) pro Quadratmeter reicht von 5,72 Euro für Gebäude, die bis 1948 errichtet wurden, bis 8,16 Euro für Häuser, die ab 2017 entstanden sind. Faktoren wie Lage oder Sanierungen finden im Mietspiegel über ein Punktesystem Berücksichtigung.
Neuer Geschäftsführer
Seit dem 1. Juli hat der Eigentümerverein Haus und Grund in Bottrop einen neuen Geschäftsführer: Ulrich Straub (54). Nach seinem Jurastudium war Straub ab 1999 zunächst 13 Jahre als Rechtsanwalt in einer zivilrechtlich ausgerichteten Kanzlei in Dorsten tätig, wo er auch amtlich bestellter Notarvertreter war.
Nach einer Zwischenstation in Bottrop arbeitete Straub zuletzt sieben Jahre in einer Kanzlei in Borken. In der Zeit dort erwarb er seinen Fachanwaltstitel für Miet- und Wohnungseigentumsrecht.
Sein Vorgänger, Markus Kruse, ist als Geschäftsführer zu seinem Heimatverein Haus und Grund in Moers zurückgegangen.
Infos/Kontakt:haus-und-grund-bottrop.de