Bottrop. Künstler René Haustein inszeniert in der Ausstellungshalle am Kulturzentrum ein Gesamtkunstwerk als Paralleluniversum. Was es damit auf sich hat.

Musik, Texte, Bilder, Videos, beinahe raumgreifende Objekte aus quietschbuntem Stoff, beleben gerade die Ausstellungshalle B 12. Nach acht Jahren zeigt René Haustein wieder einmal Arbeiten in einer Ausstellung in seiner Heimatstadt. „Inszeniert“, bringt die Sache eher auf den Punkt. Denn der gebürtige Bottroper bespielt die lichte Halle geradezu multimedial und führt die Besucher sanft aber bestimmt in eine andere Wirklichkeit: „Realité B12“.

In dieser „Realité“ geht es nicht nur um eine gedachte Utopie, sondern direkt um ein neues Universum in dem bis 2030 auf der Erde nichts anderes als Frieden herrscht, alle Kriege beendet sind. Wer sich auf diese Installation aus eigenen Texten und selbst eingespielter Musik einlässt, in der „Quanten“ nicht nur der Physik entspringen, sondern auch ganz umgangssprachlich als Füße einfach mal hochgelegt werden können, erfährt nach einer Weile den Hörns und Sehens auf jeden Fall den Freiraum, sich auf Hausteins Ideen-Wirklichkeit einzulassen.

Reminiszenzen an Philosophie, Magie, Science Fiction und Naturwissenschaft

Für diese Kunst-Welt mit Reminiszenzen an Philosophie, Science Fiction, Magie oder Naturwissenschaft wird unter Händen des Konzeptkünstlers – auch wenn Haustein das K-Wort schon lange aus Sprache und Schrift gestrichen hat – eine Art Versuchsanordnung. Der Raum wird zum Raumzeitschiff-Labor, in dem Hörende und Schauende sich ins Paralleluniversum aufmachen. Eine „Abkürzung“ auf dem Weg zum Frieden, zum anderen Universum, sind die so genannten Wurmlöcher, die manche vielleicht aus der Science Fiction, andere aus der Physik kennen.

Würmer und Wurmlöcher, Bilder, Erdprofile,Text, Musik und Objekte verbindet René Haustein zur Rauminstallation „Realité B12“.
Würmer und Wurmlöcher, Bilder, Erdprofile,Text, Musik und Objekte verbindet René Haustein zur Rauminstallation „Realité B12“. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

In der B12 erinnern nicht nur die bunten Stoffobjekte Hausteins an Würmer. Es gibt auch echte Würmer, die sich mit neuen Wurm-Bildern Hausteins in Erdprofilen in Rahmen hinter Plexiglas verbergen. Dort hinein hat Haustein wiederum „echte“ Wurmlöcher gebohrt. Und ja: „Sie müssen feuchtgehalten werden.“ Weiter vorn läuft der Countdown auf einem Smartphone, nicht, um die richtigen Zeitfenster zur Wurmpflege abzupassen, sondern bis 2030, wenn der Weltfrieden laut „Realité B12“ erreicht sein soll.

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Der ansonsten strenge Raum erhält durch die Arbeit etwas Spielerisches, eine Art kindliche Unbekümmertheit, aber auch etwas Sisyphoshaftes, was die akustische Endlosschleife wiederum stützt. Dort singt René Haustein (er ist auch durch Performances und als Spieleentwickler bekannt) den Reggae-Song „Row Fisherman row“. Bis zum Weltfrieden gilt’s eben noch viel zu rudern. Und nicht nur für manche Philosophen scheint er unerreichbar.

René Haustein: „Realité B12“: ab 12. August bis 7. Oktober. Do (16 - 19 Uhr), Fr (16 - 18 Uhr), Sa (10 - 14 Uhr). Böckenhoffstraße 12. Eröffnung: 12. August, 11 Uhr durch Bürgermeisterin Monika Budke mit einer Einführung von Maximilian Körner. Eintritt frei. Am 2. September zeigt Haustein um 11 Uhr eine eigens zur Ausstellung entwickelte Performance.