Bottrop-Kirchhellen. Schlagerpartystar Ina Colada und Songschreiber André von den „Amy’s“ kennen sich seit 25 Jahren. Jetzt haben sie eine schräge Nummer rausgehauen.
Kirchhellens Schlagerpartystar Ina Colada (37) und die vier Jungs der Rock-Coverband „Amy’s“ kennen sich seit der Schulzeit am Vestischen Gymnasium, wo „Amy’s First Journey“ 1997 als Punkband gegründet wurde. Seit Jahren machen sie zusammen Musik. Jetzt ist dabei ein sehr schräger Ballermann-Song herausgekommen: der „Bambusmann“.
„Eigentlich ist der Bambusmann gar kein Amy’s-Song“, sagt Songschreiber und „Amy’s“-Schlagzeuger André (39). Als Ende der 1990er-Jahre die Punk-Variante „Emotional Hardcore“ (Emo) nach Deutschland schwappte, hatten die Schüler André, Sänger Björn, Gitarrist Hendrik und Bassist Leif die Band gegründet. Nach der Schulzeit und während des Studiums trennten sich die Wege, erst 15 Jahre später sollte es wieder „Amy’s“-Konzerte geben.
In dieser Trennungszeit hatte André 2014 den Song „Bambusmann“ zum 30. Geburtstag eines Kollegen komponiert. Der Text spart nicht mit Anzüglichkeiten und Doppeldeutigkeiten. Als er Freundin Inga damals den Song vorspielte, war ihre spontane Reaktion: „Das kann ich niemals singen“, erinnert sich Inga Schoppe, wie sie nach ihrer Hochzeit im Frühjahr heißt.
Ina Colada: Umjubeltes Heimspiel 2021 vor 3000 Schlagerfans
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2017 finden sich die Jungs von „Amy’s“ wieder zusammen, satteln auf Rock-Coversongs um und füllen 2018 und 2019 mit befreundeten Bands zweimal den Festsaal im Brauhaus am Ring mit der legendären Konzertnacht „Driving Home for Christmas“, übrigens schon 2018 mit Ina Colada auf der Bühne.
In den Folgejahren ziehen Inga und „Amy’s“-Sänger Björn zurück nach Kirchhellen und werden Nachbarn. 2021 veranstaltet Ina Colada erstmals ein umjubeltes Heimspiel vor 3000 Schlagerfans bei Miermann am Scheideweg. Ein solcher Erfolg muss eine Fortsetzung in Kirchhellen finden. Und bei der Planung für 2022 kommt erstmals die Idee: Lasst doch „Amy’s“ mal auftreten. Der gemeinsame Gig mit Ina Colada wird zu einem der Knaller des Abends, dieses Jahr waren die Jungs wieder dabei.
„Alle denken, es ist einfach, einen Ballermann-Song zu schreiben“
Zurück zum „Bambusmann“: Vor der Partysaison, sagt Inga Schoppe, „war ich verzweifelt auf der Suche nach einem Song“. Also hat sich André von den „Amy’s“ hingesetzt und sechs Songs für Inga komponiert. „Alle denken, nichts ist einfacher als einen Ballermann-Songs zu schreiben“, sagt er. „Aber das ist ganz schön schwierig.“ Zumal André eine wichtige Voraussetzung für das Ballermann-Feeling fehlt: Er war noch nie auf Mallorca.
In den Debatten um die neuen Song, erinnert sich Manager Arthur Riegel, hätten Inga, André und Björn immer wieder mal gewitzelt über den „Bambusmann“. Nun lasst den Song doch mal hören, hat Riegel gesagt. Und danach waren sich alle Beteiligten einig: „Das ist so verrückt, das müssen wir machen.“ Zumal die Sexismus-Debatte im Vorjahr dem umstrittenen Song „Layla“ keineswegs geschadet hatte: Er hielt sich neun Wochen in den Charts und wurde im Dezember zum „Hit des Jahres“ erklärt. Inga Schoppe: „Wenn das geht, dann ist die Zeit für den ,Bambusmann’ gekommen.“ Freundin und Kollegin Carina Crone sieht es ganz genauso und hat sofort gebeten: Darf ich da bitte mitsingen? Durfte sie.
Frustrierende Erfahrung für Kirchhellener Sänger
Mitsingen durfte auch „Amy’s“-Sänger Björn. Doch für ihn wurde die Produktion des Songs in den Kölner „Extreme Studios“ eine frustrierende Erfahrung. Eine Männerstimme für diesen Text, das sei ein Tucken zu viel der Provokation, befand der Produzent und verbannte Björns Stimme in den Chorgesang. Ich mach’s wieder gut, verspricht Inga: „Wir werden ein Duett mit Björn machen.“
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Das Video zu dem Song entstand an einem paradiesischen Ort auf Mallorca, den Inga Schoppe aus gutem Grund geheim hält. Die Story in 2:47 Minuten: Carina und Inga entdecken einen Waldschrat in den mallorquinischen Wäldern („In Wirklichkeit kam der Mann aus Mexiko“, sagt Inga), brezeln ihn auf und schleppen ihn in den Ballermann-Tempel „Oberbayern“. Dort lässt der Mann dermaßen die Kuh fliegen, dass er die Mädels unter den Tisch trinkt und feiert. Der Schluss wird nicht verraten.
Der Song ist übrigens gerade von null auf drei eingestiegen in die „Ballermann Charts“. Und ist in nicht ganz einem Monat beim Streaming-Dienst „Spotify“ mehr als 33.000 Mal abgerufen worden. Schon klar: Bis zu Ina Coladas Superhits „Wodka mit Irgendwas“ (6,1 Millionen) und der „Gummibärenbande“ (10,4 Millionen) ist es noch eine Strecke.
Heimspiel in Kirchhellen beim Dorffest
Die gemeinsamen Konzerte mit Ina Colada haben die Kirchhellener Jungs von „Amy’s“ noch etwas gefragter gemacht auf dem Livemusik-Markt. Diese Woche verpassen Inga und die Jungs sich knapp auf der Cranger Kirmes. Und beim Dorffest, zu dem Ina auch noch mal ihr „Lennox“ öffnet, haben „Amy’s“ Heimspiel am Samstagabend ab 19 Uhr. „Wie lange spielt ihr?“, fragt Inga und schaut auf den eigenen Tourplan. Samstagabend Auftritt in der Nähe von Frankfurt, zwei Stunden Heimfahrt: „Vielleicht schaffe ich’s zum letzten Song.“