Bottrop. Abhishikt Sai Kochuru hat fast 500 Bewerbungen geschrieben – alle erfolglos. Der Inder braucht schnell einen Job, um nicht abgeschoben zu werden.
- Abhishikt Sai Kochuru hat 500 Bewerbungen geschrieben
- Der Mann aus Indien sucht verzweifelt einen Job, weil ihm sonst die Abschiebung droht
- Auf über 400 Bewerbungen hat er gar keine Antwort bekommen
Nach über 500 Bewerbungen noch immer keine Job-Zusage? Was unglaublich klingt, ist für einen Neu-Bottroper zur harten Realität geworden. Und es kommt noch schlimmer. Denn es steht noch viel mehr auf dem Spiel als nur ein Job: seine Aufenthaltserlaubnis in Deutschland.
Abhishikt Sai Kochuru kam Ende Februar voller Hoffnung aus Indien nach Deutschland. In seiner Heimat hat der IT-Security-Spezialist trotz seines Masters keine Chance auf eine ausreichende Bezahlung. Doch auf diese ist Abhishikt angewiesen, um seine Familie vor Ort unterstützen zu können.
Das Arbeitssuchendenvisum läuft nach sechs Monaten ab: Wenig Zeit, um einen Job zu finden
Abhishikt Sai Kochuru kam deshalb nach Deutschland und beantragte ein Arbeitssuchendenvisum. Sein Plan: In Bottrop und Umgebung mit seinem Master einen Vollzeitjob finden und sein Visum dadurch in ein Arbeitsvisum umzuwandeln, um in Deutschland bleiben zu dürfen. Doch genau hier steht er nun vor riesigen Hürden. Denn auch nach über 500 Bewerbungen ist er noch immer auf der Suche nach einer Anstellung. Und die Zeit rennt.
„Das Problem ist, dass er nur ein halbes Jahr Zeit hat, um einen Job zu finden“, erklärt Markus Bernsmann. Der Bottroper hat Abhishikt nach seiner Ankunft in Deutschland durch Zufall in seinem Friseursalon kennengelernt und war von der Geschichte des Inders berührt. Abhishikt landete zunächst in einer menschenunwürdigen WG, so Bernsmann. Ihm sei schnell klar geworden, dass Abhishikt Hilfe braucht. Und so zog Abhishikt Anfang April bei dem Bottroper Friseur ein.
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400 Bewerbungen noch immer unbeantwortet: Wie kann das sein?
Seither hat Abhishikt Sai Kochuru Hunderte Bewerbungen an Firmen geschickt, in der Hoffnung eine Anstellung zu finden, um in Deutschland bleiben zu dürfen. „Er ist sehr bemüht und versucht alles, um einen Job zu kriegen“, berichtet Bernsmann. Doch von den vielen Bewerbungen blieben gut 400 bis heute unbeantwortet. Auf die wenigen Antworten auf seine Bewerbungen folgten meist langwierige Prozesse, bei denen gut und gerne mal vier Wochen zwischen den Bewerbungsrunden lagen, sagt Bernsmann. „Die Zeit hat er aber nicht“, sagt der Bottroper.
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„Auf die Bewerbungsgespräche hat sich Abhishikt sehr gründlich vorbereitet“, so Markus Bernsmann. Und dennoch: Auch nach Monaten hat Abhishikt noch immer keine Zusage bekommen. „Für uns ist es völlig unverständlich, wie so etwas sein kann. Die Situation ist sehr schwierig“, sagt Bernsmann. Schließlich steige der Druck nun immer mehr. Denn schon Mitte August ist das halbe Jahr für Abhishikt vorbei. Hat er bis dahin keine Anstellung, muss er zurück nach Indien.
Noch immer keine Zusage: „Verständlich, dass bei ihm die Hoffnung schwindet“
„Das ist die härteste Nuss, die ich in meinem Leben zu knacken hatte“, sagt Bernsmann. Denn auch Facebookaufrufe und sämtliche private und geschäftliche Kontakte des Bottropers haben Abhishikt bei seiner Jobsuche nicht helfen können. „Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend, aber trotzdem wird die Lage immer schlimmer“, weiß Bernsmann. Denn auch bei Abhishikt Sai Kochuru sei die Frustration mittlerweile immer größer. „Wenn man nur Absagen bekommt, oder gar keine Antworten, dann ist es verständlich, dass bei ihm die Hoffnung schwindet.“
„Ich versuche, ihn zu stärken und ihm Mut zu machen. Doch er kennt die Realität ja selbst.“ Mit der Realität meint Markus Bernsmann neben der verzweifelten Jobsuche vor allem auch die fehlende Hilfe der Behörden. Hilfsangebote seien nicht bekannt und nur schwer zu finden. „Wenn es für mich als deutschen Muttersprachler schon schwer ist, Infos und Hilfsangebote zu finden, ist es für Abhishikt unmöglich“, kritisiert er.
Rassismus und Diskriminierung bei der Jobsuche: Auch in Bottrop bittere Realität
Dass Menschen aus Indien oder anderen Ländern nach Deutschland kommen, für diese Reise in eine bessere Zukunft meist jahrelang sparen mussten, um dann hier „in unserem System zu scheitern“, findet Bernsmann erschreckend und traurig. „Die Menschen fliegen zurück und haben dann gar nichts mehr“, kritisiert er. Schließlich gäbe es hier Fachkräftemangel und die ausländischen Fachkräfte würden mehr als gebraucht. Doch die Rahmenbedingungen in Deutschland bereiteten diesen Menschen einen mehr als steinigen Weg, so Bernsmann.
Und auch Rassismus und Diskriminierung bleiben Abhishikt Sai Kochuru nicht erspart. Sätze wie „Inder stellen wir nicht ein“, seien auch im Jahr 2023 in Bottrop noch harte Realität. „Mittlerweile bin ich gar nicht mehr geschockt von den rassistischen Parolen, weil es immer wieder kommt“, so Bernsmann. „Ich habe Riesenrespekt vor Abhishikt und hoffe sehr, dass er schnell einen Job findet und in Deutschland bleiben kann“.
Wer Abhishikt Sai Kochuru helfen kann und jemanden kennt, der auf der Suche nach einem IT Spezialisten ist, kann hier Kontakt aufnehmen: a.kochuru@web.de.