Bottrop-Kirchhellen. Wieder gibt ein Speiselokal in Bottrop auf. Das Grafenwälder „El Greco“ öffnet Sonntag seine Küche zum letzten Mal. Warum, erklärt die Chefin.
Die ersten Kunden kommen schon gut eine halbe Stunde, bevor das beliebte Fast-Food-Restaurant „El Greco“ in Grafenwald überhaupt richtig geöffnet ist. Noch ist Gastwirtin Theopoula Gkougkougianni die einzige, die im Haus ist. Der Gyrosspieß dreht sich morgens um elf schon im Grill. Im kleinen schattigen Biergarten steht die Tür zu dem Imbiss an der Bottroper Straße offen. Einer reicht der Wirtin schnell einen Zettel. Zweimal Gyrosteller, einmal Ouzoteller und Schaschlik ordert er für den kommenden Tag. Ein anderer stellt sein Fahrrad ab, steckt den Kopf zur Tür herein, bestellt Bier und Ouzo und setzt sich draußen an einen Tisch.
Der Laden läuft, doch nur noch bis Sonntag. Dann schließt das „El Greco“ für immer. „Es tut weh“, beschreibt Theopoula Gkougkougianni ihre Gefühlslage, doch die Aufgabe des Lokals habe sich nicht vermeiden lassen. „Mit einem schweren Herzen müssen wir Ihnen mitteilen . . .“ so kündigt das El Greco-Team daher auch über Facebook die bevorstehende Schließung an. Auch bei Stammgästen und Laufkundschaft habe die schlechte Nachricht Emotionen geweckt. Selbst ein paar Tränchen hätten einige verdrückt, andere haben die Chefin einfach still umarmt und alles Gute gewünscht. „Einnahmen sind ja da, doch die Ausgaben haben sich verdoppelt und verdreifacht“, bedauert die Gastronomin.
Seit 17 Jahren etwas griechische Küche für Grafenwald
Immerhin 17 Jahre lang haben Theopoula Gkougkougianni und Ehepartner Attanassios Labrakakis die schnelle griechische Küche in Grafenwald hochgehalten. „Wir sind ein Familienbetrieb“, betont die Restaurantbetreiberin und meint damit auch, dass es im Verhältnis zu den Stammkundinnen und Stammkunden schon einmal recht familiär zuging. „Einige kenne ich seit ihrer Kindheit. Dann kamen sie irgendwann mit dem ersten Freund und schließlich auch mit den Kindern zu uns“, erzählt sie.
Zuerst lag ihre Imbissstube noch an der Ecke zur Hegestraße, viele legten dort mit dem Auto einen Stopp ein, um sich einen Gyrosteller oder auch Currywurst mit Pommes frites mitzunehmen. In den ersten 13 Jahren erweiterte die Familie den Betrieb Schritt um Schritt, bewirtete ihre Gäste auch an ein paar Tischen im Freien, baute schließlich auch noch ein Zelt für die Gäste an. Dann folgte der Komplettumzug in das frühere italienische Lokal gegenüber der Schneiderstraße. „Da war ich noch glücklich“, erinnert sich die Gastwirtin, denn dort ging das Geschäft zunächst besser als je zuvor.
Wirtschaftskrise, Krieg, Inflation und explodierende Preise
Doch seit der Corona-Pandemie sei alles anders. „Corona hat uns alles zerstört“, beklagt die gebürtige Belgierin, deren Eltern aus Griechenland stammen. Kundinnen und Kunden durften zeitweise ja nicht mehr kommen, am Wochenende gab es zwar noch reichlich telefonische Bestellungen für den Lieferservice, doch in der Woche war das Geschäft mau. „Das brachte ein großes Minus bei den Umsätzen mit sich und die Corona-Hilfen haben längst nicht gereicht“, erklärt die 60-Jährige.
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Ihre Hoffnung war groß, dass es mit dem Ende der Pandemie wieder bergauf gehen würde. Doch es sei bekanntlich anders gekommen. „Wirtschaftskrise, Ukrainekrieg, Inflation, explodierende Strompreise“, zählt Theopoula Gkougkougianni auf. Gerade der Preisanstieg beim Strom schadete ihrem Betrieb enorm, auch die Lieferanten für Fleisch, Gemüse, Pommes frites verlangten mehr Geld. „Da mussten auch wir die Preise erhöhen. Wenn ich in unsere Karte schaue, erschrecke ich mich manchmal selbst“, sagt die Gastwirtin, und dann sei da ja auch diese ständige Sorge, ob das alles überhaupt zum Überleben reicht. Das zerre sehr an den Nerven, erste gesundheitliche Warnsignale blieben da nicht aus, erzählt die 60-Jährige offen.
Am Sonntag öffnet das El Greco zum letzten Mal
Inzwischen weiß die Gastronomin: „Es rechnet sich einfach nicht mehr“. Die Kundinnen und Kunden kämen jetzt ja auch längst nicht mehr so häufig wie früher, berichtet Theopoula Gkougkougianni und hat dafür volles Verständnis. „Ich bin ja auch nicht die einzige“, erkennt sie und weist auf das geschlossene Lokal von Partyschlagersängerin Ina Colada und das Brauhaus hin. Die Gäste hätten ja dieselben Sorgen wie sie und müssten zusehen, dass sie bei der Teuerung mit ihrem Geld zurechtkommen. „Viele können das einfach nicht mehr bezahlen und bleiben fort“, bedauert die Gastwirtin. Da dann auch noch ihr Mann schwerer erkrankte und als Helfer im Lokal ausfiel, fasste sie den Entschluss: „Ich steige aus.“
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Am Sonntag, 9. Juli, wird das „El Greco“ zum letzten Mal geöffnet sein. Auch ein paar Auslieferungen für Familienfeiern stehen noch an. Wie es danach für sie und ihren Mann weitergehe, wisse sie noch nicht. Neue Pächter für das Lokal seien noch nicht in Sicht. „Ich muss jetzt erst einmal zur Ruhe kommen“, sagt Theopoula Gkougkougianni und blickt dann doch mit einem Lächeln ein wenig voraus. „Ich bin ja Reiki-Meisterin und spirituell veranlagt“, erzählt sie, „wenn ich den ganzen Stress erst einmal hinter mir gelassen habe, werde ich diese Begabung ausleben“.