Bottrop. Besucher des Kinderferienzirkus sind sauer und wittern Abzocke: Das Bottroper Straßenverkehrsamt hat viele Autos geblitzt und Knöllchen verteilt.
Viele Besucher der ersten Galavorstellung des Kinderferienzirkus bekommen bald Post vom Straßenverkehrsamt. Im Brief befindet sich eine bleibende Erinnerung ihres Besuches.
Eine WAZ-Leserin, die nicht namentlich genannt werden möchte, ist sauer und berichtet von ihren Erlebnissen am Samstag, 1. Juli. Zwei Politessen, die sie gesehen hat, hätten jene Fahrzeuge, die auf den nicht zugelassenen Flächen parkten, konsequent aufgeschrieben. „Hätte da nicht eine Verwarnung gereicht?“, fragt sie. „Kann die Stadt den Eltern und den Kindern zuliebe nicht Fünfe gerade sein lassen?“
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Was sie besonders aufregt: Zudem kontrollierte die Stadt mit einem Blitzer die Geschwindigkeit auf der Bogenstraße. Diese und die benachbarte Bergstraße sind beides Spielstraßen, erlaubt ist höchstens Schrittgeschwindigkeit.
Bei Facebook genügt in der „Bock auf Bottrop“-Gruppe ein veröffentlichtes Foto von jenem 1. Juli und ein paar kritische Zeilen, um eine Diskussion zu entfachen. Das Foto zeigt den stadtbekannten VW Caddy des Straßenverkehrsamtes auf der Bogenstraße unweit der Villa Dickmann. Mehr als 100 Personen haben das Foto bei Facebook kommentiert.
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„Es wurden permanent Knöllchen verteilt und zusätzlich wurde noch geblitzt. Das ist für mich Abzocke und ein No-Go“, sagt die WAZ-Leserin. Ihrer Meinung nach sei die Parkplatzsituation an der Bogen- und Bergstraße nicht richtig beschildert. Die Situation werde gnadenlos von der Stadt ausgenutzt.
Wer schon mal vor Ort war, weiß, freie Parkplätze sind je nach Veranstaltungen rar gesät. Die WAZ-Leserin meint: „Der Parkplatz ist nicht ausreichend.“ Gemeint ist die Fläche im Waldstück am Ende der Bogenstraße.
Drei Galavorstellungen finden gewöhnlich jeweils an den ersten drei Wochenenden in den Sommerferien statt. Die Vorstellungen im Zirkuszelt sind regelmäßig mit mehr als 300 Besuchern ausverkauft. Stolze Eltern, Großeltern und Verwandte wollen die kleinen Nachwuchsartisten in der Manege sehen.
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Stadt Bottrop: „Die Situation vor Ort ist nicht neu“
Mit den Vorwürfen konfrontiert, sagt Fabian Fingerlin, Amtsleiter des Straßenverkehrsamtes: „Wir erhalten seit Jahren Beschwerden von Anwohnern, weil in diesem verkehrsberuhigten Bereich zu schnell gefahren und falsch geparkt wird.“ Die Situation vor Ort sei nicht neu. Nicht nur der jährliche Kinderferienzirkus, auch das große Schützenfest der Alten Allgemeinen findet alle zwei Jahre auf dem Festplatz statt. „Gerade zu solchen Veranstaltungen ist mehr Verkehr und es wird mehr falsch geparkt“, sagt Fingerlin.
„Insbesondere bei Veranstaltungen mit Kindern, wie eben dem Kinderferienzirkus, sind wir verstärkt vor Ort.“ Der Amtsleiter nennt Zahlen zum Einsatz am 1. Juli an der Bogenstraße. „174 Fahrzeuge sind kontrolliert worden. Davon wurden 55 geblitzt“, so Fingerlin. Alleine diese Zahlen würden den Einsatz des Blitzes rechtfertigen.
Fast jeder Dritte war zu schnell. Fingerlin konkreter: „55 Fahrzeuge haben die Auslösegeschwindigkeit des Blitzers überschritten.“ Denn das Gerät „reagiert“ nicht bei zehn sondern erst bei 19 Stundenkilometern.
Trauriger Spitzenreiter des Tages: „Jemand wurde mit 41 km/h geblitzt“, so der Amtsleiter. Man sei nicht nur wegen der Galavorstellung vor Ort gewesen. „Wir kontrollieren auch in der Woche.“ Auch am 29. Juni, dem Donnerstag vor der Gala, kontrollierte das Straßenverkehrsamt die Geschwindigkeit. „Das Fahrzeug war nicht lange im Einsatz“, so Fingerlin, „aber in der Zeit sind zwölf von 17 Fahrzeuge geblitzt worden.“
Amtsleiter: „Nicht auszudenken, was passiert, wenn ein Elternteil nicht aufpasst.“
In dem verkehrsberuhigten Bereich („Spielstraße“) teilen sich Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer gleichermaßen die Flächen. Fingerlin betont: „Das ist ein Kinderferienzirkus. Die jüngsten Teilnehmer sind sechs Jahre alt, kommen gerade erst in die Grundschule und entwickeln erst ein Verständnis für den Straßenverkehr.“ Der Amtsleiter weiter: „Nicht auszudenken, was passiert, wenn ein Elternteil nicht aufpasst und ein Auto angerast kommt.“
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Angesprochen auf die Parkplatzsituation sagt er: „Es gibt in einem verkehrsberuhigten Bereich keinen ausgewiesenen Gehweg.“ Die Kinder müssen demzufolge, wenn sie an den falsch geparkten Autos vorbei möchten, zwangsläufig auf die Straße, auf der Fahrzeuge fahren.
Auf den Punkt gebracht: „Die Autos stehen im Weg“, so der Amtsleiter. Die Folge: Knöllchen. Hinzu kommt ein Phänomen, was dem Straßenverkehrsamt immer häufiger auffällt: „Angehörige sind leider nicht oft bereit, einen längeren Fußweg zum Kinderferienzirkus in Kauf zu nehmen.“
Die nächsten Vorstellungen im Zirkuszelt sind am 8. Juli (11 Uhr) sowie am Freitag, 14. Juli, um 17 Uhr.