Bottrop. Ein junger Mann aus Bottrop überfällt mit einer Pistole zwei 18-Jährige. Was dann passiert, muss auch für ihn ein Schock gewesen sein.
Schmales Gesicht, schmächtige Statur, trauriger Blick: Wer den jungen Mann aus Bottrop zum ersten Mal sieht, kann sich kaum vorstellen, was er getan hat. Seit Dienstag steht der 23-Jährige in Essen vor Gericht. Der Vorwurf: bewaffneter Raubüberfall. Mindeststrafe: fünf Jahre Haft.
Es war der 30. August letzten Jahres, als der Angeklagte zwei 18-Jährige verfolgt hat. Der Weg führte von der Kirchhellener Straße in ein kleines Waldstück, dann überschlugen sich die Ereignisse auch schon. „Hey Jungs!“ So oder so ähnlich soll der 23-Jährige die späteren Opfer angesprochen haben. Als sie sich umdrehten, zückte er eine Pistole. „Handys und Portemonnaies her!“
18-jähriges Opfer aus Bottrop: „War in Schockstarre“
Einer der 18-Jährigen war auch sofort bereit, sein Mobiltelefon herauszurücken. „Der Angeklagte hat die Waffe direkt auf uns gerichtet“, sagte er den Richtern der 7. Strafkammer am Essener Landgericht. „Deshalb konnten wir auch nicht mehr weglaufen.“ Die Waffe sah offenbar täuschend echt aus. „Wie eine Polizeipistole.“ Dass es sich „nur“ um eine Gaspistole gehandelt hat, konnten die 18-Jährigen nicht ahnen. „Ich war regelrecht in Schockstarre“, sagte einer von ihnen im Prozess. Doch dann passierte etwas, womit auch er nicht gerechnet hatte.
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In dem Moment, als er dem Täter sein Handy übergab, sprang sein Freund dem Angeklagten an den Hals und nahm ihn in den Schwitzkasten. Warum er zum Angriff übergegangen ist, erklärte er den Richtern so: „Ich habe gesehen, dass der Angeklagte die Waffe kurz nach unten gerichtet hat, als er das Handy meines Freundes in die Hosentasche stecken wollte.“ Das habe er ausgenutzt. Was folgte, war ein kurzes Gerangel, bei dem der Angeklagte allerdings ohne Chance war. Die 18-Jährigen nahmen ihm die Pistole und das gerade geraubte Handy wieder ab, riefen dann die Polizei.
Bottroper Täter ist schwer heroinabhängig
Die Folgen waren aber auch für sie nicht ohne. Wochenlang trauten sie sich kaum noch alleine auf die Straße, blickten sich um, wenn jemand hinter ihnen herlief. „Man hatte immer ein mulmiges Gefühl.“ Der Angeklagte hat die Tat gestanden und sich bei den Opfern entschuldigt. Der 23-Jährige, der eher einem 16-jährigen Schüler gleicht, ist offenbar schwer heroinabhängig. Zur Tatzeit war er auf Entzug, brauchte Geld für weitere Drogen.
Nach eigenen Angaben war er nach der Trennung der Eltern in ein tiefes Loch gefallen, dabei über Cannabis beim Heroin gelandet, das er zuletzt täglich geraucht hat. Zurzeit befindet er sich in der Entgiftung, im Anschluss ist eine mehrwöchige Entwöhnungstherapie geplant. „Ich will ein neues Leben beginnen“, sagte er den Richtern. Der Prozess wird fortgesetzt.