Bottrop. Roland Bach saß im Gefängnis, nahm Drogen. Eine Sozialarbeiterin half dem 35-jährigen Bottroper aus der Sucht – „ein Wechselbad der Gefühle“.

Roland Bach hat in seinem Leben noch rechtzeitig die Kurve gekriegt. Zuvor ist der 35-Jährige mehrmals falsch abgebogen. Er saß im Gefängnis, nahm Drogen und lebte auf der Straße. Wie sein Leben enden würde, kann sich jeder denken. Doch es kommt anders.

„Ich war stark drogenabhängig, bin jetzt seit zwei Jahren clean“, sagt er. Geholfen hat ihm das Angebot „Ambulant Betreutes Wohnen“ der evangelischen Kirchengemeinde in Bottrop. Aufgrund seiner damaligen Lebenssituation war er bei der Evangelischen Sozialberatung (ESB), einer Anlaufstelle für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen, bereits bekannt.

„Ambulant Betreutes Wohnen“: Hilfe für drogenabhängigen Bottroper

Die damalige Sozialarbeiterin, Claudia Kretschmer, vermittelt ihn an das seit 2019 bestehende Angebot „Ambulant Betreutes Wohnen“. Beides ist an der Kirchhellener Straße 62a unter einem Dach beheimatet. Zu dem Zeitpunkt hat er keinen festen Wohnsitz. Als Sozialarbeiterin kümmert sich Eva Vogelsang fortan um ihn. Seitdem sind fast zweieinhalb Jahre vergangen.

„Eva ist den ganzen Weg mit mir gegangen“, sagt Roland Bach glücklich. Beide durchleben in dieser Zeit ein Wechselbad der Gefühle. Am Anfang dieses Weges wird er kurz rückfällig, nimmt wieder Drogen. An den Moment kann sie sich noch gut erinnern. „Ich muss Dir was sagen“, zitiert sie die ersten Worte seiner damaligen Beichte.

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Dank Therapien und professioneller Hilfe bekommt er seine Dämonen in den Griff. „Er hat es durchgezogen“, lobt Eva Vogelsang. Sie hilft, indem sie ihn bei Behördengängen oder bei Arztbesuchen begleitet. Oder sie hilft bei der Vermittlung eines Jobs und bei einem Platz in einer Wohngemeinschaft. In der Pandemie treffen sie sich zu Spaziergängen an der frischen Luft oder telefonieren miteinander. Die Sozialarbeiterin wird für ihn zur wichtigsten Bezugsperson.

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Er will sich von seinem früheren sozialen Umfeld lösen. Leichter gesagt als getan. Vogelsang: „Das Umfeld hat nicht den besten Einfluss auf ihn ausgeübt.“ Halt gibt ihm das Team von „Ambulant Betreutes Wohnen“. Zusätzliche Kraft erhält er von seiner Kira. Bach: „Sie wird sechs Jahre alt.“

Das Team „Ambulant Betreutes Wohnen“ der ev. Kirchengemeinde Bottrop bekommt für seine Arbeit ein E-Auto von „Aktion Mensch“ gefördert.
Das Team „Ambulant Betreutes Wohnen“ der ev. Kirchengemeinde Bottrop bekommt für seine Arbeit ein E-Auto von „Aktion Mensch“ gefördert. © Carsten Liebfried

Tierische Lebenshilfe: Roland Bach liebt seine Hündin Kira

Einst sollte die Hündin vom früheren Besitzer ins Tierheim oder – noch schlimmer – ausgesetzt werden. Roland Bach verliert sein Herz an sie. Er liebt das Tier abgöttisch. In der Wohngemeinschaft seien keine Haustiere erlaubt gewesen, erinnert er sich. Er versucht, ihre Anwesenheit zu verheimlichen. Aber spätestens beim Gassi gehen, gehen ihm gegenüber dem Vermieter die Ausreden aus.

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Inzwischen lebt der 35-Jährige alleine in einer eigenen Wohnung in der Innenstadt – ganz offiziell mit Kira. Das Tier hat direkten Einfluss auf seine persönliche Entwicklung. Dank ihr lernt er, Verantwortung für jemand anderen zu übernehmen. Kira will gefüttert werden oder muss auch mal zum Tierarzt.

Ev. Kirchengemeinde: Aktion Mensch fördert Angebot mit E-Auto

Roland Bachs Geschichte ist nur ein Schicksal von vielen. „Im Jahr 2022 haben wir 36 Personen durch unseren Dienst betreut“, sagt Oliver Balgar, Abteilungsleiter Diakonische Einrichtungen und Ambulant Betreutes Wohnen. Nun wird das Angebot von „Aktion Mensch“ mit der Förderung eines E-Autos unterstützt. Damit sind die Sozialarbeiter vor allem flexibler unterwegs.

Denn die Tätigkeiten erledigen sie gemeinsam mit den Klienten. Manche von ihnen sind nach so vielen Jahren ohne Wohnung auf Lebenshilfe angewiesen oder sie sind aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr gut zu Fuß und benötigen zur Fortbewegung einen Rollator. Auch größere Einkäufe können nun mit dem E-Fahrzeug getätigt werden.

Zahlen aus dem Jahresbericht

Laut Jahresbericht 2022 zum „Ambulant Betreutes Wohnen“ wurden 36 Personen betreut (27 Männer, neun Frauen). Die meisten Personen sind zwischen 30 und 60 Jahre alt. Eine Person hat einen Migrationshintergrund. Bei einer Person musste die Betreuung aus Gründen (mangelnde Mitwirkung, andauernde Straffälligkeit) beendet werden.

Zu den Aufgaben des Teams „Ambulant Betreutes Wohnen“ zählen zum Beispiel: Vermittlung von Wohnraum, Begleitung zu Arztterminen, Justizbehördengänge inklusive Bewährungshilfe sowie Vermittlung und Begleitung zur Drogen- oder Schuldnerberatung.