Bottrop-Kirchhellen. In Kirchhellen hat das Hähne-Wettkrähen Tradition. Nun mussten die Züchter es aber absagen; die Vorsichtsmaßnahmen finden sie übertrieben.

Was zeichnet einen guten Hahn besonders aus – dass er in ziemlich kurzer Zeitspanne möglichst oft kräht? Im echten Hähne-Leben wird so ein Gockel garantiert für Befruchtenderes gebraucht, beim Hähne-Wettkrähen des Rassegeflügelzuchtvereins (RGZV) Kirchhellen aber wird genau das von einem guten Gockel erwartet: Als Kirchhellens Superhahn wird bei dem traditionellen Jux jedenfalls jener Hühnervogel ausgerufen, der in einer Stunde die meisten Kikeriki-Schreie ausstößt. In diesem Jahr können sich Züchter und Zuschauer das Zählen aber sparen. Das Hähne-Wettkrähen ist abgesagt.

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Wer jetzt etwa glaubt, dass danach sowieso kein Hahn krähen wird, dürfte sich täuschen. „Unser Hähne-Wettkrähen ist immer auch ein kleiner Publikumsmagnet“, sagt Vereinsvorsitzender Jens Pastrik. In der Regel ließen sich um die hundert Zuschauerinnen und Zuschauer den Kirchhellener Spaß nicht entgehen. Etwa 30 Züchter bringen ihre Hähne zum Wettkrähen mit. Am diesjährigen Austragungsort auf dem Hof Hetkämper-Flockert habe der Verein wegen der guten Verbindungen der Gastgeber zur Landjugend-Bewegung außerdem mit mehr Gästen als sonst gerechnet.

Früher krähten sich morgens um Fünf auf dem Markt

So alt ist die Kirchhellener Tradition inzwischen, dass der RGZV-Vorsitzende gar nicht so genau weiß, wann das Wettkrähen im Bottroper Norden überhaupt erstmals auf dem Markt war. Ganz früher hätten sich Bauern und Züchter mit ihren Hähnen dazu jedenfalls schon morgens um fünf auf den Kirchhellener Marktplatz gestellt. „Es ist auf jeden Fall so, dass das Wettkrähen gefühlt schon immer eine zusätzliche Gaudi zu unseren Geflügelausstellungen war“, erklärt Jens Pastrik.

Auch am Kirchhellener Brauhaus fand das Kikeriki-Zählen schon statt. Die Geflügelzüchter und ihre Helferinnen und Helfer führen Strichlisten, um die Zahl der Kikerikis der Hähne festzuhalten. Die Gaudi hier ist acht Jahre her. (Archivbild)
Auch am Kirchhellener Brauhaus fand das Kikeriki-Zählen schon statt. Die Geflügelzüchter und ihre Helferinnen und Helfer führen Strichlisten, um die Zahl der Kikerikis der Hähne festzuhalten. Die Gaudi hier ist acht Jahre her. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Ordentlich getrommelt hatte der RGZV daher für seinen Jux-Wettbewerb auch diesmal wieder. Eigentlich sollte es damit an diesem Sonntag um 10 Uhr losgehen. „Wir richten dann immer eine Cafeteria ein, stellen einen Bierstand und Würstchengrill auf“, sagt der Vorsitzende. Auch fürs Vereinsleben sei die Absage daher nicht das Wahre, bedauert Pastrik. Letztlich habe der RGZV-Vorstand aber keine andere Wahl gehabt. „Leider hat das Veterinäramt der Stadt Bottrop zu hohe Vorgaben gemacht“, meint der Vereinschef. Um diese Auflagen zu erfüllen, seien Aufwand und Kosten für den Verein zu hoch.

Kosten und Aufwand werden durch strenge Auflagen zu hoch

Die amtlichen Veterinäre hätten klinische Untersuchungen aller teilnehmenden Hähne kurz vor der Veranstaltung zur Bedingung gemacht. Das müsse vorsichtshalber so sein, bestätigt Stadtsprecher Torsten Albrecht und erklärt: „Das dient dem Schutz vor der Vogelpest.“ Die Stadt müsse wegen der Vogelgrippe-Fälle im vorigen Herbst auch jetzt noch solche Auflagen erteilen. „Bei Wildvögeln treten noch immer Fälle auf“, sagt Albrecht. Aufgabe sei es deshalb, den landwirtschaftlichen Vogelbestand zu schützen. Schon der Transport womöglich erkrankter Vögel aber erhöhe das Risiko, dass das Virus verbreitet werde.

Jens Pastrik, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins, hält die angeordneten Vorsichtsmaßnahmen für übertrieben.
Jens Pastrik, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins, hält die angeordneten Vorsichtsmaßnahmen für übertrieben. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

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„Daher müssen die Hähne vorher klinisch untersucht werden. Das heißt, dass ein Tierarzt sie in Augenschein nehmen und sein Okay geben muss, erläutert der Stadtsprecher. Das könne in jeder Kleintierpraxis geschehen. „Das macht hier aber kein Tierarzt. Ich finde jedenfalls keinen Tierarzt, der am Freitag noch meinen Hahn untersucht“, klagt Jens Pastrik. „Dafür hätten wir auch gar keine Zeit“, macht er klar. Schließlich hätte die Veranstaltung auch vorbereitet werden müssen.

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„Ich finde das übertrieben“, beurteilt Jens Pastrik die angeordneten Vorsichtsmaßnahmen. Er habe in der vorigen Woche das Hähne-Wettkrähen in Hamminkeln-Dingden besucht. „Da habe ich von solchen Auflagen nichts gehört“, sagt der Vereinsvorsitzende. Wegen der Geflügelpest habe der Kirchhellener Verein im vorigen Jahr ja auch schon seine Rassegeflügelschau absagen müssen. „Das alles trifft uns hart. Die Zahl der Züchter geht rapide runter.“