Bottrop. Die Mädchen vom TV Deutsche Eiche turnen auf Leistungsniveau, haben schon viele Pokale gewonnen. Wie schaffen sie das? Ein Besuch beim Training.
Jeder kennt diesen Ort noch aus dem Sportunterricht: die Sporthalle. Von manchen geliebt, von anderen gehasst. Sind die jungen Turnerinnen vom TV Deutsche Eiche e.V. zu Gast, erfüllt Lachen die Halle, Turngeräte und Matten werden hin und her geschoben. Von Unwille keine Spur.
Sechs Mädchen im Alter von fünf bis acht Jahren stehen in einer Reihe. Fürs Foto, das heute gemacht wird, haben sie sich extra ihre schwarzen Glitzeranzüge angezogen. Die „Minis“ turnen auf Leistungsniveau und haben in der Vergangenheit schon viele Pokale gewonnen. Nach der Coronapandemie konnten sie richtig durchstarten.
TV Deutsche Eiche: Online- und Outdoortraining während der Corona-Pandemie
Trainerin Natascha hat alles gegeben, um die Kids bei der Stange zu halten: „In der Pandemie haben wir Onlinetraining gemacht. Da waren auch alle mit dabei und haben super mitgemacht. Später durften wir wieder draußen trainieren. Also haben wir einfach alle Geräte nach draußen gestellt. Wir haben uns echt viel einfallen lassen.“
Vier Stunden in der Woche trainieren die Minis, und das zahlt sich aus: Sowohl im Einzelwettkampf als auch zusammen als Mannschaft wird ein Pokal nach dem nächsten geholt. Anfang des Jahres wurden die Minis an den Niederrhein eingeladen zum „Minipokal“. Als jüngster Jahrgang, in der Gesamtwertung, werden sie Dritter. Für alle ein riesiger Erfolg: „Wenn du alle da oben auf dem Treppchen stehen siehst, ist das schon Wahnsinn. Und das bei 52 Teilnehmerinnen“, so Natascha.
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Trotz des harten Trainings sind die Mädchen fokussiert und immer dabei. „Sollen wir uns schon mal einturnen?“ oder „Wann geht es zum Reck?“ sind nur einige der Fragen, die auf die Trainerin einprasseln. Zwischendurch wird gelacht, geredet – und es werden Freundschaften geschlossen.
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Für die Wettkämpfe werden verschiedene Übungen trainiert: Pflichtübungen auf dem Boden wie Handstände und Rollen oder Kürelemente mit vereinzelten Pflichtelementen sind wichtig. Auf die Details kommt es an. Viele der Minis sehen dabei schon aus wie ganz Große: Das typische Präsentieren mit erhobenem Arm am Anfang, vor der Übung, darf auch bei ihnen nicht fehlen.
Auf die Frage, was den Mädchen am besten gefällt, kommt wie aus der Pistole geschossen: „Das Reck! Die Wettbewerbe! Oder nein . . . alles!“ Alle lachen. Und was tut man gegen die Nervosität beim Wettbewerb? „Einfach so tun, als wäre man beim Training“, gibt eine der Turnerinnen ihren Tipp preis.
Bottroper Turnverein: Es regnet Pokale und gute Platzierungen bei den Minis
„Ihr werdet weinen, Bauchschmerzen haben und euch wird schlecht sein. Das ist aber ganz normal“, predigt Natascha den Kindern vor jedem Wettbewerb. Aufregung sei ganz natürlich. Die Turnerinnen bestätigen: „Beim Wettkampf konzentrieren wir uns dann nur noch auf die Übung, dann geht das aber.“ Von dem Gefühlschaos lässt sich niemand unterkriegen: Im Emscher-Lippe-Cup werden Pauline und Emily beide Erste, beim Kaiserbergfest ist den Minis die goldene Schale sicher. Vielleicht trainieren hier die nächsten Olympioniken.
Derzeit stehen 260 Kinder auf der Warteliste. Dies zu bedienen sei ein Ding der Unmöglichkeit. Es gäbe zu wenig Trainer: „Wir sind momentan ganz gut aufgestellt, trotzdem sind wir froh, dass es in Schulen die Möglichkeit gibt, einen Helferschein zu machen und wir dann Helfer bekommen“, so Natascha.
Viele Kinder mögen den Sport und wollen diesen beim TV Deutsche Eiche ausprobieren. Diejenigen, die Talent haben, werden meist früh gecoacht. Natascha und ihre Kollegin Jenny haben sich mit „NJ Gymnastics“ selbstständig gemacht. Zu ihren Aufgaben gehört auch das Kinderturnen im Kindergarten. Wenn dort ein Kind besonders auffällt, kann es sportlich weiter gefördert werden.
„So viele Kinder möchten turnen, aber der Sport bekommt kaum Aufmerksamkeit“
Die Mini-Turnerinnen wachsen den Trainerinnen schnell ans Herz. Oft bleiben sie lange im Team und noch länger in Kontakt: „Eine Frau aus meinem Liga-Team ist dabei, seitdem sie fünf Jahre alt ist. Jetzt ist sie 26 und gehört zur Familie. Manchmal kommen auch frühere Mitglieder mit ihren Kindern hierher“, erzählt Natascha.
Die Trainerin ist mit viel Herzblut dabei. Sie kennt die Anstrengungen, die mit dem Sport verbunden sind, von früher, war selbst jahrelang Turnerin. Danach ging die Karriere im Turnsport weiter: Zuerst wurde Natascha Kampfrichterin und machte dann den Trainerschein. Jetzt ist Natascha vierzig und hat mehr als die Hälfte ihres Lebens dem Sport gewidmet. Aus gutem Grund: „So viele Kinder möchten turnen, aber der Sport bekommt kaum Aufmerksamkeit. Die Kinder wollen das wirklich und weinen, wenn sie aufgrund einer Krankheit mal nicht kommen können. Das macht die Arbeit so besonders.“