Bottrop. 120 Interessierte kommen zum Infoabend der Rettungsinitiative für Bottrops Biomarkt. Das sind die ersten Zusagen zur Genossenschaftseinlage.

Gut 120 Interessierte bei einer Infoveranstaltung zur Zukunft des einzigen Bio-Supermarktes in Alt-Bottrop – und das am Sonntagabend bei gutem Wetter; 110.000 Euro Einlage-Zusagen für die neue Genossenschaft, dazu weitere 50 potenzielle Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftler, die an dem Abend verhindert waren, aber bereits ebenfalls finanzielle Zusagen gemacht haben: „Besser konnte es nicht laufen, das hätten wir uns so nicht vorgestellt, wir sind begeistert, über den Zuspruch und die Einsatzbereitschaft für diese Idee“, so die vier Initiatoren der Rettungsinitiative.

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Hans-Joachim Dunio, Burkhard Hölting, Gregor Schaefers und Sebastian Stöber sehen sich so in ihrem Bemühen zur Sicherung des Bio-Lebensmittelstandorts gestärkt. Sie moderierten abwechselnd den Abend, präsentierten nicht nur eigene Zahlen und Ergebnisse einer Kundenumfrage, sondern vor allem auch die Umsatzzahlen des Ladens des vergangenen Jahres und dessen Fixkosten wie beispielsweise für Personal, Energie, Miete oder, als größter Posten, der Wareneinkauf.

Der Jahresumsatz von zuletzt 870.000 Euro muss auf jeden Fall erhöht werden

Ohne mit zu vielen Zahlen zu langweilen: Fest steht, 870.000 Euro Umsatz pro Jahr sind nicht schlecht, reichten aber zuletzt nicht, das Geschäft so profitabel zu führen, dass für die Inhaberinnen am Ende noch etwas übrig blieb. Eine Erhöhung des Umsatzes und weitere Steigerung der Attraktivität hat demnach für die künftig genossenschaftlich organisierten Akteure oberste Priorität. Dass der Laden über den Sommer geschlossen bleibt, ist unausweichlich. Ziel: eine Wiedereröffnung möglichst im September.

Premiere: Sebastian Stöber von der vierköpfigen Initiative zur Rettung des Bottroper Bioladens moderiert die Infoveranstaltung im Supermarkt.
Premiere: Sebastian Stöber von der vierköpfigen Initiative zur Rettung des Bottroper Bioladens moderiert die Infoveranstaltung im Supermarkt. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Bis dahin muss die Infrastruktur wie Küche, Lüftung, inklusive kleinerer Baumaßnahmen auf einen zeitgemäßen Stand gebracht werden. In dieser Anschubphase sei man auf Rücklagen angewiesen, die über die Genossenschaftseinlagen gesichert würden, so die Organisatoren. Das Modell der Genossenschaft, Möglichkeiten, vor allem aber auch mögliche Risiken und Mithaftung waren neben konzeptionellen und inhaltlichen Fragen Hauptaspekte der lebhaften wie engagierten Diskussion.

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Das Modell solle so angelegt sein, dass bei eventuellem Fehlschlag der Unternehmung kein Genossenschaftler kein größeres Risiko als die eigene Einlage trage, so Hans-Joachim Dunio. Bankkredite sollen ausdrücklich nicht aufgenommen werden. Die Rücklagen für das Projekt seien die genossenschaftlichen Einlagen.

Wichtig sei dann, möglichst früh die Anträge bei den zuständigen Ämtern zu stellen und das Okay für alle Maßnahmen zu haben, damit im Nachhinein den Behörden „wie aus heiterem Himmel“ nicht noch mehr und neue Beanstandungen einfielen, die zu Verzögerungen und Lücken im Budget führten, so Sebastian Stöber.

Haftung künftiger Genossenschaftler soll Höhe der eigenen Einlage nicht übersteigen

Die Anwesenheit von Immobilienbesitzer Stefan Schulz und dessen Zusage, sich an Sanierungsmaßnahmen für den Weiterbetrieb des Ladens zu beteiligen, ist auf Zustimmung des Publikums gestoßen. Beifall brandete auf, als Hans-Joachim Dunio verkündete, dass die vier Organisatoren der Initiative die Genossenschaft so bald wie möglich – wohl innerhalb der nächsten 14 Tage – auf eigenes Risiko hin gründen wollen, damit es schon eine handlungsfähige Struktur für künftige Verhandlungen gebe. Zu dem Zeitpunkt konnte man von den 110.000 Euro durch potenzielle Einleger noch nichts wissen.

Bereits diese Woche soll das gesamte Inventar des Supermarktes für einen symbolischen Euro von der Noch-Besitzerin Karin Bukes übernommen werden. Fazit unter Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser ersten Infoversammlung: Allein schon die Gründung dieser Genossenschaft mit fähigen und verantwortungsvollen Leuten an der Spitze wäre ein Riesenerfolg und tolles Beispiel für ein Engagement aus der Mitte der Stadtgesellschaft heraus.

Die Umfrage – Kontakt

Die Umfrage-Teilnehmenden (die weitaus meisten gehören zur Altersgruppe der 29- bis 65-Jährigen) ist die Weiterführung des Ladens als ausschließlicher Bioladen sowie die Kombination mit einem Bistro wichtig. Erreichbarkeit, Parkplätze, Einkaufserlebnis und guter Kontakt/Beratung sind demnach ebenfalls zentrale Aspekte.

Auch ehrenamtliches Engagement oder die Bereitschaft zur praktischen Mithilfe bei der Fortführung des Bioladens sind unter den Umfragekommentaren zu finden. Kontakt: bioladenbottrop.de.