Bottrop. . Schuld ist die Landwirtschaft: VSR-Gewässerschutz untersuchte Proben aus 40 Brunnen. Bei jedem sechsten Test wurde eine Überschreitung gemessen.

Hohe Nitratwerte im Grundwasser hat der Verein VSR-Gewässerschutz bei den Brunnenwasserproben festgestellt, die im April in Kirchhellen abgegeben worden waren. In jeder sechsten untersuchten Probe lag die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwerts der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter.

Insgesamt wurde bei der Untersuchung das Wasser aus 40 privat genutzten Brunnen aus ganz Bottrop analysiert. Die Gewässerexperten - ein Zusammenschluss verschiedener Initiativen - warnen vor einer weiteren Überdüngung der landwirtschaftlichen Böden, weil es so zu einer unnötig hohen Nitratauswaschung ins Grundwasser kommt.

In einem Fall fanden die VSR-Mitglieder im Wasser eines Feldhausener Brunnens 93 Milligramm Nitrat pro Liter. Starke Verschmutzungen stellten sie auch in Bottrop-Mitte mit 66 Milligramm und in Kirchhellen mit 62 Milligramm pro Liter fest. Das Wasser ist wegen der Überschreitungen nicht mehr zum Trinken geeignet, so der VSR. Er weist darauf hin, dass mit derart belastetem Wasser kein Fischteich befüllt werden sollte, da die Gefahr bestehe, dass es zur Massenvermehrung von Algen und in der Folge zu einem Fischsterben kommen könne.

Der Umweltverband erinnert daran, dass beim Bewässern mit belastetem Grundwasser es zu einer zusätzlichen Nitratzufuhr kommt. Nur wenn diese in die Berechnung einfließe, mit wie viel Stickstoff die angebauten Pflanzen gedüngt werden müssen, könne eine unnötige Nitratanreicherung verhindert werden.

„Die gemessenen, viel zu hohen Nitratkonzentrationen zeigen einen deutlichen Handlungsbedarf in der Landwirtschaft“, sagt Harald Gülzow, Experte in Grundwasserfragen beim VSR. „Die Bundesregierung sah sich bisher aufgrund des Drucks von Seiten der landwirtschaftlichen Lobby nicht in der Lage, in den Betrieben geringere Stickstoffüberschüsse durchzusetzen.“ Gülle aus Massentierhaltungen, Gärreste aus Biogasanlagen und riesige Mengen an Mineraldünger dürften damit weiterhin in viel größeren Mengen, als es Pflanzen aufnehmen könnten, von den landwirtschaftlichen Betrieben über die Ackerflächen verteilt werden. Da es für die Wasserversorger in Zukunft immer aufwendiger werde, Wasser zu liefern, das den Nitrat-Grenzwert von 50 Milliliter einhält, sagt der VSR eine Preissteigerung für Leitungswasser voraus.

Wer im Sommer an die Nordsee fahre und die Schaumberge am Strand sehe, dürfe davon ausgehen, dass ihn die Nitratbelastung seiner Heimat eingeholt hat. Denn das belastete Grundwasser sickert den Bächen und Flüssen zu und landet letztendlich in der längst nährstoffbelasteten Nordsee.

Der VSR-Gewässerschutz möchte mit seinen Messungen dazu beitragen, dass die Notwendigkeit einer Änderung der Düngerausbringung akzeptiert wird. Es müsse in den belasteten Regionen zu einem Informationsaustausch zwischen Bürgern und Landwirten kommen.

Der VSR Gewässerschutz wird weitere Brunnenwasseranalysen durchführen. Fragen dazu beantwortet Harald Gülzow freitags zwischen 9 und 12 Uhr unter Telefon 02831 9763342.