Bottrop-Kirchhellen. Der Movie Park in Bottrop-Kirchhellen startete eine Typisierung für Stammzellen. Die Gründe dafür und wie die Aktion bei den Besuchern ankam.

Bei einem Bummel durch den Movie Park kann man vielen Filmhelden begegnen und sich mit Batman oder Captain America fotografieren lassen. Am Samstag hatten die Besucher die Gelegenheit, bei der Typisierungsaktion zum Stammzellenspender selbst Held oder Heldin zu werden.

Die Westdeutsche Spenderzentrale (WSZE) forderte die Besucher auf „Heldenhaft gegen den Blutkrebs“ vorzugehen und sich registrieren zu lassen. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 14000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten, hauptsächlich Leukämie (Blutkrebs).

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Die Übertragung von gesunden Stammzellen ist für viele Erkrankte die einzige Chance, dabei müssen aber die Gewebemerkmale von Spendern und Empfängern bestmöglich übereinstimmen. Je mehr Menschen sich in einer Datei registrieren lassen, desto höher ist die Chance einen passenden Stammzellenspender zu finden.

Movie Park: Ein spezieller Ort für die Westdeutsche Spenderzentrale

Deshalb wurden die Movie Park Besucher zwischen 17 und 40 Jahren gebeten, eine Speichelprobe im Eventcenter abzugeben. Der Fall eines an Leukämie erkrankten Kindes aus Gladbeck veranlasste die Verantwortlichen des Parks, sich mit der WSZE in Verbindung zu setzen und das Eventcenter zur Verfügung zu stellen: „Gerade als Familienfreizeitpark haben wir auch einen sozialen Auftrag,“ sagt Ann-Katrin Dölken, Pressesprecherin und Leiterin der sozialen Projekte.

Der Ort ist auch für die WSZE etwas Besonderes. „So eine Aktion wie im Movie Park ist auch für uns eine Premiere, aber eine gute Location, um Menschen anzusprechen“, freut sich die Assistentin der Geschäftsleitung Joana Siepmann. Zwar seien in Deutschland bereits mehr als zehn Millionen Menschen registriert, aber durch die Altersbegrenzung auf 61 Jahre fallen jährlich viele Spender aus der Kartei.

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Um eine Heilung zu ermöglichen, sei es wichtig, schnell und frühzeitig Spender zu finden. „Es ist manchmal wie ein Sechser im Lotto“, sagt Joana Siepmann. Bei der Registrierung wird mit einem Stäbchen ein Abstrich der Mundschleimhaut vorgenommen, bei Blutspendeterminen kann die Registrierung auch gleichzeitig über die Blutentnahme erfolgen.

Eine Typisierung dauert nur wenige Minuten und erfolgt über eine Speichelprobe, die mit einem Stäbchen aus dem Mundraum entnommen wird.
Eine Typisierung dauert nur wenige Minuten und erfolgt über eine Speichelprobe, die mit einem Stäbchen aus dem Mundraum entnommen wird. © FUNKE Foto Services | Archiv: Kerstin Bögeholz

Nach der Bestimmung im Labor werden die Daten an das Zentrale Knochenmarkspender Register (ZKRD) anonymisiert übermittelt und von Kliniken benutzt, um passende Spender zu finden. Nur etwa jeder Tausendste wird später als Spender angefordert.

Typisierung: So läuft eine Spende der Stammzellen in der Praxis ab

Sollte jemand für einen lebensgefährlich Erkrankten in Frage kommen, muss sich der Spender oder die Spenderin erst nach einem ausführlichen Aufklärungsgespräch entscheiden, ob er oder sie in diesem Falle als Spender zur Verfügung steht.

Häufigste Methode ist dabei die Stammzellenspende, die aus dem Blut herausgefiltert wird. In selteneren Fällen wird unter Narkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. Joana Siepmann betont ausdrücklich, dass niemals Rückenmark entnommen werde, denn diese Verwechslung führe häufig zu Irritationen und Ängsten.

Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder war als Schirmherr der Veranstaltung dabei und „hat gern Reklame dafür gemacht, denn jeder, der heute dazu kommt, steigert die Chance, dass ein passender Spender als letzte Hoffnung dabei ist.“ Wer an diesem Nachmittag dem plakatierten Aufruf „Tu was: Hoffnung auf Leben geben“ folgte, hatte das beruhigende Gefühl, etwas Gutes zu tun .

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„Bevor ich Hilfe erwarte, muss ich selbst bereit sein, Hilfe zu geben,“ sagen Christian Jost und Tochter Vivien aus Fulda. Für ein Paar aus Thüringen ist es „wichtig zu helfen, weil man die Chance hat, Leben zu retten.“ Für Melanie Kubis aus Niedersachsen ist es „immer eine gute Aktion, anderen Menschen zu helfen.“

Tanja Kirchers möchte etwas tun, weil sie die Hilflosigkeit beim Krebstod ihrer Mutter noch empfindet. Ein Paar vom Niederrhein hatte sich die Registrierung schon längere Zeit vorgenommen, aber immer wieder verschoben: „Jetzt haben wir am Eingang davon gehört, es bietet sich hier vor Ort an, die paar Minuten muss man für so etwas haben.“

Stammzellenspende: Movie Park informierte auf dem Gelände auf allen Kanälen

Die Freiwilligen haben über die unterschiedlichsten Kanäle von der Aktion erfahren. Es gab Informationen an der Kasse, Durchsagen über Lautsprecher im Park und die kostümierten Action-Helden verteilten Flyer. Sascha Krosch und Leon Knop aus Gladbeck hatten die Facebook-Gruppe zur Information

Und zum Abschluss gab das Foto vor dem großen „Helden“-Plakat auch noch das Gefühl, selbst etwas Heldenhaftes vollbracht zu haben, bevor man sich aus den Gläsern mit „Lebensretter Stärkung“ bediente. Ab Nachmittag konnten auch externe Besucher zur Typisierungsaktion den Freizeitpark betreten und als Bonus für die gute Tat kostenlos bis zur Schließung bleiben. Damit nicht genug: Die Parkmitarbeiter konnten sich nach Dienstschluss registrieren lassen.

Infos zum WSZE

Die Westdeutsche Spenderzentrale (WSZE) ist eine gemeinnützige Gesellschaft, entstanden aus der Datei der Uniklinik Essen und dem DRK-Blutspendedienst West.

Die Kosten für die Aktionen werden nicht von den Krankenkassen übernommen und müssen über Spenden finanziert werden.

Mehr Informationen unter www.wsze.de, oder per E-Mail info@wsze.de.