Bottrop-Kirchhellen. Das Kirchhellener Unternehmen Stremmer hat 2021 mit dem Abbau im Tagebau am Weseler Weg begonnen. Seit November dürfen die Bagger tiefer graben.
Im Stremmer-Tagebau zwischen Weseler Weg und Altem Postweg ist der Abbau von Sand und Kies im vollen Gange. In einem ersten Schritt hatte das Unternehmen 2021 eine Genehmigung für den Abbau bis knapp über dem Grundwasserpegel bekommen. Seit November darf Stremmer die Grube bis zu zwölf Meter tief ausbaggern und dafür das Grundwasser abpumpen.
Um diese Frage hat es im Sommer 2022 eine Debatte um den Grundwasserschutz gegeben. Denn: Für die erhofften eine Million Kubikmeter Sand wird das Unternehmen bis 2032 fast das gleiche Volumen, bis zu 970.000 Kubikmeter, Grubenwasser abpumpen und in den 780 Meter entfernten künstlichen Zierothsee einleiten.
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Streit zwischen Politik und Verwaltung um Kirchhellener Sandgrube
Die Verwaltung hatte den politischen Gremien empfohlen, das Abpumpen unter Auflagen zu genehmigen. Kernsatz: Auf Flächen, wo Regionalplan und Flächennutzungsplan Tagebau zulassen, seien die Auswirkungen auf das Grundwasser „im Rahmen der Abwägung als hinzunehmend zu betrachten“.
Der Naturschutzbeirat hat das anders gesehen und im August 2022 seine Zustimmung verweigert unter anderem mit der Begründung, gerade in der Kirchheller Heide müsse der Grundwasserschutz Vorrang haben. Damit musste der Umwelt- und Planungsausschuss das letzte Wort sprechen auf Grundlage einer neuen Empfehlung der unteren Naturschutzbehörde. „Die Verwaltung hat es sich dabei nicht leicht gemacht und jedes Argument noch einmal sorgfältig geprüft“, sagt Stremmer-Geschäftsführer Lars Fiele.
Knappe Entscheidung zugunsten des Abbaus
Das Ergebnis der Abwägung hat die Verwaltung dann so zusammengefasst: „Die untere Naturschutzbehörde hält die Erteilung einer Befreiung weiterhin für rechtlich geboten. Es ist Aufgabe des Naturschutzbeirats, die Belange des Natur- und Landschaftsschutzes zu vertreten, während der Ausschuss für Stadtplanung und Umweltschutz alle betroffenen Interessen berücksichtigen muss.“
Die Politiker müssten entscheiden, „ob in dem vorliegenden Fall der Gewährleistung der langfristigen Versorgungssicherheit mit dem Rohstoff Sand und Kies oder dem absoluten Schutz des Grundwasserkörpers durch Versagen jeglichen weiteren Eingriffes Vorrang gewährt wird“. Diese Entscheidung hat der Ausschuss im November mit elf zu acht Stimmen bei einer Enthaltung getroffen: zugunsten des Abbaus.
Der läuft jetzt auf Hochtouren. Fast pausenlos faucht die Kehrmaschine den Weseler Weg auf und ab, damit die Lastwagen möglicht wenig Staub und Schlamm auf dem Alten Postweg verteilen. Sie laden in der Grube von angeschütteten Haufen, sortiert nach Qualität und Korngröße. Zwei Drittel der Rohstoffe, sagt Fiele, gehen an die Industrie vom Baustoffhersteller bis zur Gießerei.
Der geringere Teil findet sich in Reitställen und auf Turnierböden wieder: Seit den 1980er Jahren vermarktet Stremmer den Sand aus Kirchhellen auch als Reitsand, in 18 Mischungen je nach Reitboden und Pferdesportdisziplin. „Dieser Teil unseres Geschäfts wird öffentlich viel intensiver wahrgenommen“, sagt Lars Fiele. „Wir bewerben ihn ja auch viel intensiver“, zuletzt im März auf der „Weltmesse des Pferdesports“, der Essener „Equitana“.
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Firma Stremmer muss Wasserstand wöchentlich melden
Beim Abpumpen des Wassers aus der Grube steht Stremmer unter Beobachtung der Stadt und der Bezirksregierung Arnsberg als Bergaufsichtsbehörde. Wöchentlich muss Stremmer den Wasserstand nach Vorgabe der Bergaufsicht „zentimetergenau“ dokumentieren. Im März und im August wird das Grubenwasser im Labor untersucht; das gereinigte Wasser, das in den Zierothsee fließt, kommt sogar viermal im Jahr ins Labor. Das Feuchtbiotop nebenan an der Dinslakener Straße hat eine eigene Wasserleitung bekommen und wird wöchentlich kontrolliert. Fiele: „Wir selbst prüfen natürlich täglich auf Auffälligkeiten.“
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Möglichst gründlich will und soll das Unternehmen die rund zehn Hektar große Fläche abgraben. Weil es wirtschaftlich und ökologisch Sinn macht, sagt Lars Fiele: „Wir müssen den Tagebau natürlich maximal ausnutzen, bevor wir eine neue Grube aufmachen.“ Bisher übertreffen Qualität und Menge die Prognosen der Experten: „Wir sind mit dem Feld sehr glücklich.“