Bottrop. Der Erlös aus dem traditionellen Frühlingsbasar am Tierheim hilft den Tierfreunden ein Stück weiter. Auch sie kämpfen mit explodierenden Kosten.

Strahlender Sonnenschein sorgte auch für strahlende Gesichter und gute Laune beim Oster- und Frühlingsbasar der Tierfreunde Bottrop am Samstag. Viele treue Besucher genossen umgeben von Hundegebell wieder Kaffee, Kuchen, Waffeln oder die erste Grillwurst des Jahres. Bei der gefragten Tombola gingen schon am Nachmittag die Lose aus.

Wie immer gab es in den Stöberzelten Schnäppchen aller Art zu moderaten Preisen, vom Spielzeug über Bilder, Taschen, Puppen und Textilien, bis zu Geschirr und Hausrat. Aus dem Bücherzelt wurde der preiswerte Lesestoff taschenweise abgeschleppt. Stark nachgefragt war auch Zubehör für Hunde, Katzen und Kleintiere. Dort ließ sich Havaneserhündin Luna geduldig vom Frauchen ein Hundemäntelchen nach dem anderen anziehen.

Anprobe: Sieglinde Nendza aus Gladbeck mit ihrer Hündin Luna.
Anprobe: Sieglinde Nendza aus Gladbeck mit ihrer Hündin Luna. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Nach drei Jahren Zwangspause gab es am Wochenende endlich wieder den traditionellen Basar im Tierheim. Die Vorsitzende der Tierfreunde, Hildegard Tüllmann, erinnert sich mit Schaudern an den letzten Versuch: „ Wir hatten alles mühevoll aufgebaut und kurz vor Beginn kam das Corona-Aus vom Ordnungsamt.“

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Dabei werden die Einnahmen damals wie heute dringend für den Unterhalt des Tierheims benötigt. „Wir leben von der Hand in den Mund, ich bin froh, wenn wir von Monat zu Monat kommen,“ sagt Hildegard Tüllmann. Man spare, wo es möglich sei, aber dabei gebe es Grenzen: „Tiere kennen keine Inflation und Gaspreise und warten auf ihr Futter.“

Bottroper Tierfreunde: Tierarztkosten steigen um mehr als das Dreifache

Inflationsbedingt seien die Futterpreise ebenso stark gestiegen wie die Energiekosten, die in einem Tierheim sehr hoch seien. Besonders belastend seien aber die Tierarztkosten für Untersuchungen, Impfungen und Medikamente, die um das mehr als Dreifache gestiegen seien. „Wir leiden sehr unter diesen Kosten, davor habe ich in Zukunft besonders Angst“, ist die Tierheim-Chefin besorgt.

In allen Farben und Formen: Trink- und Fressnäpfe beim Tierheim-Basar.
In allen Farben und Formen: Trink- und Fressnäpfe beim Tierheim-Basar. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Diese Kosten treffen nicht nur das Tierheim, sondern auch viele, besonders ältere Menschen, die sich die Tierarztkosten nicht mehr leisten könnten. Manche Tierhalter fragen im Tierheim nach möglichen Hilfen und müssen im Extremfall ihre Tiere abgeben. Im Tierheim spürt man den vermehrten Zulauf aufgrund finanzieller Belastung der Tierbesitzer. Die Kosten seien aber nur die eine Seite des Problems, denn „mit solchen Entscheidungen sind Schicksale und Tränen verbunden.“

„Mit solchen Entscheidungen sind Schicksale und Tränen verbunden“

Ein Beispiel dafür ist „Maddy“, eine französische Bulldogge, die bei Tüllmann im Büro ist, weil die Besitzer die Kosten für den kranken Hund nicht mehr tragen konnten. Inzwischen sei der Hund fast gesund und wartet auf ein neues Zuhause.

Dieses neue Zuhause soll Hündin Taya an diesem Wochenende bekommen. Heike und Giesbert Recke aus Hiesfeld haben den acht Monate alten Mischling bei täglichen Spaziergängen kennengelernt und wollen sie jetzt „adoptieren“.

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Bei den finanziellen Engpässen freut man sich im Tierheim über jede Spende: „Die Leute bedenken uns ganz toll, wir sind glücklich über die ganzen Spenden, könnten aber noch mehr gebrauchen.“ Die hereinkommenden Gaben werden von vielen ehrenamtlichen Helfern wie Monika Schikora, die auch den Basar organisiert, für den Verkauf vorbereitet. Die freiwilligen Helfer fangen schon eine Woche vorher mit dem Aufbau an, schließlich müssen die Spenden ausgepackt, sortiert, gereinigt, aufgebaut oder verpackt werden. „Dahinter steckt viel Arbeit“, sagt Monika Schikora, „ich komme schon auf mehr als 1000 ehrenamtliche Stunden im Jahr.“

Tierheim Bottrop, Wilhelm-Tell Straße 65, 46240 Bottrop. 02041 93848,info@tierheim.bottrop.de