Bottrop. Stärkung des Wochenmarktes in Bottrop: Von besseren Parkmöglichkeiten bis zum Einsatz eines Marktmanagers reichen die Vorstellungen der Händler.
Wen man auch fragt in Bottrop, bei diesem Thema scheinen sich alle einig zu sein: Der Wochenmarkt ist das Herzstück der Innenstadt. Wie man ihn stärken könnte, dazu gibt es bei Politik, Einzelhandelsverband, Innenstadtakteuren, auch Bürgerinnen und Bürgern unterschiedliche Ideen. Wir haben einige Markthändler nach ihren Einschätzungen und Wünschen gefragt.
Bottroper Markthändler: „Die Selbsterzeuger sterben aus“
Gerade die alt Eingesessenen unter ihnen nehmen deutlich die Lücken in ihren Reihen wahr, die in den vergangenen Jahren entstanden sind. Oft aus Altersgründen. Klar wünschten sie, es könnten neue, qualitativ hochwertige Händler für den Bottroper Markt gefunden werden. Aber Berthold Paßmann, Gemüsehändler in dritter Generation vom Niederrhein, glaubt, dass das nur schwer gelingen kann, denn „neue Händler, so wie man sie sich für einen Markt vorstellt, gibt es nicht mehr“. Selbsterzeuger wie er selbst „sterben aus“. Und: Andere Städte kämpften ja mit dem gleichen Problem, so dass sie sich am Ende die Händler nur gegenseitig klauen könnten.
Der Idee, die Marktstände, die sich teils in der Fußgängerzone verteilen, auf dem Kirchplatz zusammenzuziehen, um die Lücken zu schließen, steht er zwiegespalten gegenüber. Er weiß: „Jeder, der einen festen Stand hat, verlässt nicht gerne seinen Platz.“ Damit die Kunden ihn nicht suchen müssen.
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Und sollte doch noch beschlossen werden, dass der Wochenmarkt geschlossen zum Berliner Platz zurückzieht, steht für Paßmann fest: „Dann sind wir weg! Ich fange nicht noch einmal fast von vorne an. Jeder Umzug ist eine Umstellung.“ Zudem sei für seinen Stand – wie bei so vielen anderen – kein Nachfolger in Sicht, für den ein Neuanfang lohne.
Bottroper Markthändlerin wünscht sich „mehr vernünftige Parkplätze“
Seit 28 Jahren verkauft Marie-Luise Klöpper Kartoffeln, Zwiebeln, Eier auf dem Bottroper Markt. Vor dessen Umbau stand sie auf dem Berliner Platz, doch dahin zurückkehren würde sie nicht wollen. Zum einen, weil es dort doch inzwischen viele Veranstaltungen gebe, „und wo sollen wir dann wieder hin?“ Zum anderen, weil sie den Platz so, wie er heute ist, für viel zu klein hält. Auf keinen Fall guttun würde es dem Markt, über die Poststraße auseinandergerissen zu werden, ist ihre Einschätzung.
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Für die Stärkung des Bottroper Marktes, den sie als klassischen Verbrauchermarkt einordnet, hat sie zusammen mit ihrem Mann ganz praktische Ideen. Ein Wunsch, gerichtet an die Stadt, ist, „mehr vernünftige Parkplätze für die Kunden in der Nähe zu haben“. Oder für die Parkplätze, die da sind, keine Gebühren zu verlangen. Das, sind sich die beiden einig, könne den Marktbesuch attraktiver machen.
Grundsätzlich glaubt Marie-Luise Klöpper an die Zukunft des Marktes. „Der Einkauf auf dem Markt ist nachhaltig. Ich kann den Kunden sagen, wo welches Produkt herkommt.“ Durch die Corona-Pandemie hätten auch neue Leute als Kunden gewonnen werden können.
Noch recht neu auf dem Bottroper Markt ist Simon Tengs (Obst und Gemüse Winter/Rees): „Wir haben zum 1. Oktober den Marktstand hier übernommen“, erzählt er. Mit Blick auf den Kirchplatz meint Tengs: „Man könnte den Markt kompakter machen, so dass der Platz hier mehr gefüllt ist.“ Er weiß aber auch, dass die Marktstände dann nicht mehr die komplette Innenstadt beleben würden. Den Markt hält er insgesamt für „ansehnlich“ und von „guter Qualität“. „Viele Leute kommen extra am Samstag hier in die Stadt dafür“, ist seine Beobachtung.
Er habe sich gut eingelebt, und dieses Gefühl teilt Mehmet Cahan an seinem Blumenstand. Seit einem Jahr ungefähr stehe er in Bottrop-Mitte, erzählt der Gelsenkirchener. Er habe sich aus eigener Initiative darum bemüht, nachdem ein anderer Blumenstand hier aufgehört habe. Mit seinem Standort auf dem Kirchplatz, gewissermaßen zwischen Gemüse und Obst, ist er zufrieden. Ihm gefällt der Bottroper Markt gut, betont Cahan.
Kevin Küsters, der vor gut einem Jahr den Eier- und Geflügelstand von Jürgen Göbel übernommen hat, ist mit insgesamt drei Verkaufswagen auf Märkten von Dortmund bis Ratingen unterwegs, betreibt zudem einen festen Laden in Düsseldorf. Er erlebt den positiven Zuspruch der Bottroper und auch auswärtiger Kunden für den hiesigen Wochenmarkt. Kevin Küsters sagt: „In Bottrop sind wir im Vergleich zu anderen Samstagsmärkten mit dem Umsatz zufrieden. Ich glaube aber, dass hier noch viel mehr gehen würde.“
Geflügelhändler wünscht sich eine Neusortierung
Dazu hat der Markthändler, der an der Flanke der Cyriakuskirche Richtung Hansastraße steht, sehr konkrete Idee. „Erstens müsste man auf dem Markt aufräumen.“ Alles, was zum Angebot eines „grünen Wochenmarktes“ gehöre – also Lebensmittel, zudem Blumen und Grün – sollten seiner Ansicht nach in der Aufstellung klar getrennt werden von Textilern und Co. Im Sommer habe er die leidvolle Erfahrung gemacht, zwischen zwei Textilern platziert zu sein, die die Sicht auf ihn blockiert hätten. „Wir hatten ein Umsatzminus von 25 Prozent. Das ist kein tragbarer Zustand!“
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Zudem: „Es gibt hier ein riesiges Stromproblem.“ Es gebe nicht genug Stecker, vor allem im Starkstrombereich. Den würde er zum Beispiel dringend benötigen für seine Kühltheke. „Die Marktwagen haben sich über die Jahre verändert, haben Kühlung, Beleuchtung, elektronische Kassensysteme bekommen“, erläutert Küsters. Doch die Infrastruktur habe sich nicht mit entwickelt. „So kann der Markt nicht wachsen“, sagt er.
Ihm sei zu Ohren gekommen, dass aus diesem Grund schon einem Bewerber habe abgesagt werden müssen. Möglicherweise, überlegt er, sei die Strom-Infrastruktur auf dem neuen Berliner Platz besser. Aber bei einem Umzug würde der Markt den Innenstadthändlern fehlen, ist auch seine Überzeugung.
Idee eines Marktmanagers stößt auf positive Resonanz
„Mir fehlt der Pep auch in der Organisation“, ergänzt Kevin Küsters. Die Idee eines Marktmanagers findet er gut. Als jemand, der sich engagiere und frische Ideen umsetze. „Der Markt hat eine alte Struktur, jeder Händler steht immer auf demselben Fleck.“ Wenn einer aufhöre, bleibe dort ein Loch. „Man müsste den Mut haben als Stadt gemeinsam mit den Markthändlern alles einmal neu zu sortieren.“ Am besten, meint der Händler, konsequent nach Themengebieten.