Bottrop. Nach Jahren des Leerstands ist wieder Leben im einstigen Café Siebeck. Vieles ist neu, Charme und Mobiliar sind geblieben. Ein Besuch vor Ort.
Es gibt einen Leerstand mehr auf der Hochstraße, und einen Leerstand weniger auf der Essener Straße. Denn die Jugendredaktion „Salon 5“ vom Recherchenetzwerk Correctiv ist umgezogen. Von der Hochstraße 25 haben sie ihr neues Domizil im ehemaligen und traditionsreichen Café Siebeck bezogen. Nach unzähligen Jahren des Dornröschenschlafs kehrt endlich wieder Leben dorthin zurück.
Der Umzug erfolgte im Dezember. „Wir wollten eigentlich schon früher in diese Räumlichkeiten. Denn der Standort hat eine Bedeutung für Bottrop“, erklärt Redaktionsleiterin Hatice Kahraman. Damals hat es nicht geklappt und so zog man an die Hochstraße. Nun der zweite Versuch. „Es ist super, dass sich das ergeben hat.“
Die Jugendredaktion arbeitet inzwischen in den neuen Räumen, aber noch ist nicht alles fertig. „Wir hoffen, dass Mitte/ Ende Januar alles abgeschlossen ist“, sagt Hatice Kahraman. Wie früher das legendäre Café Siebeck, zieht auch Salon 5 die ersten Besucher an. „Täglich schauen Leute vorbei und fragen, was hier entsteht“, so Kahraman.
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Der Charme des Cafés ist trotz der vielen Jahre des Leerstands noch immer allgegenwärtig. Damen und Herren genossen bei Kaffee und Kuchen die Atmosphäre, Jugendliche fieberten ihrer Führerscheinprüfung entgegen. Vieles von dem ehrwürdigen Mobiliar hat die Jugendredaktion übernommen. Zum Beispiel die Kronleuchter, die Stühle, dazu Tische, Schwingtüren und der frühere Garderobenständer. Auch der weinrote Teppich und die Holzvertäfelung an den Wänden sind geblieben.
Salon 5 im Café Siebeck: Journalistische Workshops für Podcasts und Recherche
Aus dem ehemaligen Verkaufsraum ist ein Schaufensterraum geworden. Mitten im Schaufenster stehen zwei Stühle und ein Tisch. Freitags um 17 Uhr sollen hier ab dem 3. Februar Gespräche zwischen zwei Personen stattfinden. Ein Jugendlicher moderiert, Zuhörer dürfen auf einer Couch und auf Sitzsäcken Platz nehmen und dem Interviewpartner Fragen stellen. Inhaltlich soll Kultur im Mittelpunkt stehen. „Wir können uns vorstellen, dass Künstler aus dem Ruhrgebiet kommen oder Leute aus Bottrop, die etwas Besonderes machen und davon berichten“, sagt Hatice Kahraman. Bei der Premiere soll entweder ein Musiker oder eine Musikerin aus dem Revier zu Gast sein.
Der vordere Teil des einst großen Gastraums wird als Raum für Jugendeinrichtungen und Schulklassen genutzt. „Hier möchten wir journalistische Workshops für Podcasts, Audio oder Recherche anbieten“, so die Redaktionsleiterin. Auch eine Schultafel soll an der Wand befestigt werden. Dazu wird es eine Ecke mit einer großen Couch geben, wo man sich entspannen kann. Im hinteren Teil des Raums wird sich die Redaktion befinden. Die einstige Küche ist geblieben. Auch der Esstisch ist eine Erinnerung an das Café.
In einem abgegrenzten Gastraum ist dagegen jetzt ein Tonstudio für Podcasts untergebracht. In den alten Redaktionsräumen an der Hochstraße habe das Studio nur wenig Platz geboten, so Kahraman. Ganz anders an der Essener Straße. Nun hat man sogar Platz, um etwa die Gesprächspartner beim Interview zu filmen.
Videostudio mit Greenscreen in der alten Backstube
Apropos filmen: Aus der alten Backstube ist ein Studio mit Greenscreen-Leinwand für Videos und Beiträge geworden. Noch sei das Studio nicht komplett schalldicht, so die Redaktionsleiterin. Das wird sich bald ändern. Ohnehin musste für den Umbau der Backstube kräftig malocht werden.
Die Bodenfliesen waren zerstört, ein Boden musste neu verlegt werden. Die Fliesen an den Wänden sind zudem mit Nockenschaumstoff beklebt, um den Schall zu dämmen. Das ehemalige Kühlhaus mit seiner zentimeterdicken Stahltür ist umfunktioniert worden. Anstatt Lebensmittel wird dort im Lager nun das technische Equipment aufbewahrt. Aber die alten Deckenlampen aus der Backstube sind geblieben.
Die Jugendredaktion hat geöffnet von Montag bis Freitag von 9.30 bis 18 Uhr. Mehr Infos: https://correctiv.org/salon5