Bottrop. Die Drogenszene vom ZOB trifft sich im Jugendcafé zum Gespräch und Frühstück mit ehrenamtlichen Helfern. Hier teilen Suchtkranke ihre Sorgen.
Das „Szenefrühstück“ der Gemeinde St. Cyriakus hat sich etabliert. Seit eineinhalb Jahren gibt es alle zwei Wochen samstags ein Frühstück für die Drogenabhängigen, die sich meist am Berliner Platz treffen.
Organisiert wird dies von Johannes Bombeck, der in Essen beim Sozialamt arbeitet. Bereits vor der Öffnung warten einige mehr oder weniger frierende „Kunden“ und betreten „Nikolaus kommt in unser Haus“ singend das Jugendcafé an der Horster Straße.
Drinnen ist es nicht nur warm, es erwartet die Menschen auch ein festlich geschmückter Raum und gedeckte Tische mit Brötchen, Wurst, Käse, Eiern und heißem Kaffee. Bombeck betont: „Wir machen hier keine Sozialarbeit, wir machen Frühstück für Menschen und unterhalten uns. Diese Menschen haben erkennbar Bedarf an einer Stelle, an der sie willkommen sind.“ Die Betroffenen seien meist drogenabhängig, fast alle bekämen Methadon, leben von Hartz IV und haben „wenig Kontakte außerhalb der Szene“, beschreibt der ehemalige Bottroper Ratsherr seine Gäste.
Die meisten lebten allein, gingen zur Methadon-Ausgabe, dann auf den Berliner Platz und wieder nach Hause vor den Fernseher: „Ein echt trauriges Leben.“ Unterstützt wird Bombeck von Torsten Narawitz und einem Team von Ehrenamtlichen, zu denen auch Tina, 51, gehört, die die Szene durch ihren Lebensgefährten kennt und von sich sagt: „Ich bin eine Respektsperson für die Leute.“
In den Gesprächen mit den Frühstücksgästen wird deutlich, dass es den meisten um die Gemeinschaft geht. „Allein esse ich kaum was“, sagt eine Frau. „Besser als am ZOB rumstehen.“ Marco, der bei der Suppenküche „Kolüsch“ mitarbeitet, ist zum ersten Mal da: „Damit man nicht immer allein zu Hause sitzt, fast alle sind Single.“ Hier hätten mal die „Gestrandeten“ Gelegenheit gemütlich zu frühstücken und zu „zeigen, dass man auch zur Stadt gehört,“ meint Detlev. „Allein sein ist auch Scheiße“, weiß Winny, der seinen Kaffee diskret mit einem Schuss aus dem Flachmann „veredelt“, aber „hier kann man über alles quatschen, Sorgen haben wir alle.“
Ralf ist nicht mehr regelmäßig in der Szene, weil er „Gott sei Dank“ jetzt einen festen Arbeitsplatz als Gerüstbauer hat, kommt aber aus Tradition, denn „ich bin nichts Besseres, nur weil ich Arbeit habe.“ Stefan, 56, hat sich im Nebenraum mit T-Shirts eingedeckt, die er sorgfältig zusammen faltet. Der ehemalige Leistungsschwimmer ist nach eigenen Angaben seit 15 Jahren heroinfrei. Inzwischen arbeitet er auch bei Kolüsch und ist nur gelegentlich am Berliner Platz „nur um Hallo zu sagen.“
Gewöhnlich nehmen zwischen 20 und 35 Personen das Angebot an. Als beim letzten Termin der Oberbürgermeister Bernd Tischler anwesend war, war die Resonanz deutlich geringer. „Wir hatten noch nie so wenig Besuch,“, berichtet Bombeck, obwohl bei den Gesprächen immer viel Bedarf geäußert worden sei. „Das bringt doch sowieso nichts“, habe es vielfach geheißen. Und Stefan ergänzt: „Wenn der OB nicht da ist, haben alle große Klappe, aber wenn er da ist, sind alle still.“
Kontodaten für Spenden
Weil die Menschen nur einen symbolischen Beitrag von 50 Cent zahlen, ist das Projekt stark von Spenden abhängig. Die Kirchengemeinde St. Cyriakus stellt Spendenquittungen aus.
Spenden sind möglich unter dem Stichwort „Szenefrühstuck“ an die Kath. Kirchengemeinde St. Cyriakus, Bank im Bistum Essen. IBAN: DE49 3606 0295 0015 7500 14, BIC: GENODED1BBE