Ruhrgebiet. Trickbetrug bewegt sich 2022 auf Rekordniveau, schätzt die Polizei. Viele neue Maschen lehnen sich an aktuelle Debatten an wie etwa Grundsteuer.
Unbeleuchtete Hunde sind keine Straftat. Jetzt staunen Sie, aber sie sind noch nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit. Auch wenn der Mann vom Ordnungsamt das behauptet hat: Wer im Dunkeln Gassi geht und dem Hund kein leuchtendes Halsband verpasst hat, der müsse zahlen. Hier und jetzt und bar, hat er gesagt. Klingt das für Sie nach Ordnungsamt? Nicht wirklich.
Der Trick ist neulich in Essen aufgefallen, und es gibt ihn auch in der Variante: Die Hundesteuermarke müsse am Halsband hängen, sonst Bußgeld. Auch das ist Unfug. Aber da vermutlich jeder Hundebesitzer in Essen weiß, dass die Stadt tatsächlich gerade nach Hundesteuer-Sündern sucht, hat der Trick eine gewisse Plausibilität. Vor allem zeigt er aber eines: Betrüger und Betrügerinnen segeln gern im Windschatten des aktuellen Geschehens. Neues also von den Neppern, Schleppern, Bauernfängern.
Keine Ortstermine und keine Hausbesuche in Zusammenhang mit der Grundsteuer
Sie hängen sich zum Beispiel auch an die Neufassung der Grundsteuer. So weist die Stadt Duisburg aus gegebenem Anlass darauf hin, dass ihre Mitarbeiter in diesem Zusammenhang keine Ortstermine oder Hausbesuche anbieten. Keine. Denn darum geht es ja immer: unter einem Vorwand in die Wohnung oder in den Rechner und so an das Geld anderer Leute zu kommen.
Während der Auszahlung der Energiepauschale ist es im Ennepe-Ruhr-Kreis so versucht worden: Menschen haben von ihren Geldinstituten, wie es zumindest schien, Mails bekommen mit der ewig jungen Frage nach persönlichen Daten und Kontodaten. „Um den Anspruch auf Auszahlung feststellen zu können.“ Wer sich darauf einlässt, bekommt natürlich nichts ausgezahlt. Im Gegenteil.
Die SMS vom Bundesfinanzministerium ist auch nicht echt
Auch dieser Trick hat einen Zwilling: eine SMS von „Bundes-Finanzministerium“, dass man den mitgesandten Link anklicken müsse, um an die Energiepauschale zu kommen. Tun Sie es einfach nicht. Und: Die Energiepauschale ist zwar durch, aber viele Menschen können demnächst andere Hilfsgelder vom Staat erwarten, und dann kommt eine solche Mail oder SMS vielleicht wegen des Wohngeldes. Oder des Bürgergeldes. Oder was auch immer.
Die Masche wird man nicht totkriegen. Die gute alte Nigeria Connection ist ja auch wiedergeboren als ukrainische Räuberbande (“banda rozbiynykiv“, wenn Sie es genau wissen wollen). Also: Eine Mail erzählt Ihnen die erschütternde Geschichte einer recht wohlhabenden ukrainischen Familie, die nicht ausreisen könne; doch wenn man ihr ein paar tausend Euro schicke, könne sie heraus und werde sich äußerst großzügig zeigen.
Polizei: Auch gescheiterte Versuche melden, „um das Dunkelfeld zu erhellen“
Ermittler schätzen, dass Trickbetrug aller Art sich 2022 auf „Rekordniveau“ bewegt. Man weiß es nicht, aber sicher ist, dass die meisten Fälle nie bekannt werden. Teilweise aus Scham über die eigene Gutgläubigkeit. Oder: Wer geht schon zur Polizei, wenn er einen dubiosen Anrufer abgewimmelt hat? Allerdings bittet die Polizei darum, auch solche Betrugsversuche anzuzeigen, „um das Dunkelfeld zu erhellen“.
In der Debatte um das 49-Euro-Ticket taucht plötzlich ein Gewinnspiel der Deutschen Bahn auf. Es verspricht sogar gleich vierstellige Rabatte auf künftige Bahnfahrten des glücklichen Gewinners. Man müsse nur auf eine bestimmte Internet-Seite der Bahn gehen und mitspielen. Nicht ganz unerwartet (vierstelliger Rabatt!), ist das natürlich keine Seite der Bahn, sondern eine, auf der Abo-Fallen lauern und/oder Schadsoftware, die gerne in ihren Rechner einsteigen würde.
Falsche Polizisten und falsche Unfallzeuginnen
Die Kriminalitätsvorbeugung weiß auch: „Wenn es um die momentan häufigste Betrugsart geht, wäre der falsche Polizist zu nennen.“ Der Sie vielleicht auffordert, ihm die Wertsachen anzuvertrauen, weil Einbrecher das Viertel unsicher machen. Oder Sie sollen Ihr Schließfach bei der Bank räumen. Gern wird der Freund und Helfer Ihnen anbieten, Sie auf dem Weg mit den Wertsachen nach Hause zu begleiten. Nur zur Sicherheit, versteht sich . . . So zugenommen haben die falschen Polizisten, dass sie seit kurzem als eigene Rubrik in der Kriminalstatistik auftauchen.
Die falsche Unfallzeugin hat das noch nicht geschafft. Kommt eine Frau vom Einkaufen zu ihrem Auto zurück. Steht da eine besonders nette Dame und sagt, sie wohne da oben (zeigt auf einen Balkon) und habe gesehen, wie ein anderes Auto dieses angefahren habe und dann weggefahren sei. Sie habe aber das Kennzeichen. Die gemeinsame Suche nach Beulen oder Kratzern bleibt erfolglos. Aber das Auto steht die ganze Zeit offen und die Einkaufstasche mit dem Portemonnaie auf dem Beifahrersitz.
Naja, das Portemonnaie jetzt nicht mehr. Aber als das auffällt, ist die falsche Zeugin längst weg, und natürlich wohnt sie auch nicht da oben.
„Die neuesten Betrugstricks“ wird fortgesetzt. Schätzungsweise nächste Woche.