Bottrop. Das neue Wohnzentrum für Senioren in Lehmkuhle wird später als geplant eröffnet. Darum müssen die Pflegedienste ihre Baupläne aufschieben.

Der Bau des neuen Wohnzentrums für Senioren in Lehmkuhle verzögert sich. Die Ambulanten Pflegedienste Gelsenkirchen (APD) mussten nicht nur die Baupläne für den Gebäudekomplex mit den rund 20 geplanten Seniorenwohnungen grundlegend ändern, sondern hatten wegen der Corona-Phasen in den letzten beiden Jahren bisher auch kaum Zeit, das Vorhaben in Bottrop intensiver voranzutreiben.

Doch APD-Geschäftsführer Claudius Hasenau betont: „Wir stehen weiterhin zu unserem Standort in Bottrop.“ Einen Termin für den Baubeginn auf dem inzwischen brach liegenden Gelände an der Lehmkuhler Straße 36 - 46 wird er vorerst aber nicht nennen. Noch sieht der Pflegedienstleister die Eröffnung des neuen Wohnzentrums für Senioren ab Herbst 2023 vor.

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Die Gelsenkirchener Pflegedienst-Gesellschaft wurde 1993 gegründet und ist vor allem im nördlichen Ruhrgebiet aktiv. Das Familienunternehmen zählt sich mit seinen rund 450 Beschäftigten zu den großen privaten Pflegediensten in Deutschland und betreut mehr als 800 Patientinnen und Patienten sowie insgesamt 18 Demenz-Wohngemeinschaften. Zum Angebot des Dienstleisters gehören neben ambulanten Pflegeleistungen auch hauswirtschaftliche Hilfen, ein Menü-Service sowie Schulungsangebote.

Unerwartete Probleme mit dem Baugelände

Die Stadt hatte schon vor gut zwei Jahren grünes Licht für die Seniorenwohnungen und das Pflegeprojekt in der Nähe des Bottroper Hauptbahnhofs gegeben. Eigentlich sollten die Bauarbeiten im vorigen Jahr beginnen. Doch: „Gerade Pflegeeinrichtungen sind in der Corona-Pandemie sehr gefordert“, sagte Claudius Hasenau. Das Unternehmen habe daher keine Ressourcen für anderes frei gehabt. Das sei inzwischen zwar wieder anders, dafür stießen die Pflegedienste und die Firma Kirchner Liegenschaften als Bauherrin aber auf Probleme mit den Bodenverhältnissen des ausgewählten Baugeländes.

Der Grundwasserspiegel liege dort höher als erwartet. „Wir standen deshalb vor der Entscheidung, ob wir das Gebäude noch wie geplant unterkellern können. Dazu hätten wir es aber wie in einer Betonbadewanne einfassen müssen, und das hätte die Baukosten zu sehr in die Höhe getrieben“, erläuterte der APD-Geschäftsführer. Mit dem Verzicht auf die Unterkellerung und der Errichtung des Baus auf einer festen Bodenplatte seien weitere Änderungen des geplanten Gebäudekomplexes und somit auch neue Gespräche mit den Bottroper Baubehörden nötig geworden. „Die Stadt Bottrop hat sich dabei sehr gut verhalten“, betonte Hasenau.

Die Allgemeinen Pflegedienste (APD) betreiben in Gelsenkirchen auch eine Reihe von Demenzwohngemeinschaften. Hier ist das APD-Wohngemeinschaftshaus im Gelsenkirchener Stadtteil Rotthausen zu sehen.
Die Allgemeinen Pflegedienste (APD) betreiben in Gelsenkirchen auch eine Reihe von Demenzwohngemeinschaften. Hier ist das APD-Wohngemeinschaftshaus im Gelsenkirchener Stadtteil Rotthausen zu sehen. © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Großer Bedarf für Kurzzeitpflegeplätze in Bottrop

Außer den 20 barrierefreien Service-Wohnungen plant die Pflegedienst-Gesellschaft in Lehmkuhle drei ambulant betreute Wohngemeinschaften für insgesamt 24 Mieterinnen und Mieter, die an Demenz leiden. Auch eine Kurzzeitpflege-Einrichtung mit 20 Plätzen im Erdgeschoss des Gebäudes ist geplant. „Wir haben erfahren, dass für die Kurzzeitpflegeplätze großer Bedarf besteht“, sagte der APD-Geschäftsführer. Denn Angehörige, die Familienmitglieder pflegen, brauchten auch einmal Entlastung. „Wenn die Tochter zum Beispiel Urlaub machen möchte oder auch krank wird, ist die Kurzzeitpflege eine gute Hilfe“, erklärt Hasenau.

Die Pläne der Ambulanten Pflegedienste aus Gelsenkirchen waren auch im SPD-Ortsverein Süd auf ein positives Echo gestoßen. Für dessen Vorstandsmitglieder waren die Altbauten an der Lehmkuhler Straße ein großes Ärgernis. Denn darin standen Wohnungen schon länger leer, teils waren die Häuser komplett unbewohnt und vergammelten. Inzwischen sind die Altbauten abgerissen und das Grundstück an der Lehmkuhler Straße 36 - 46 liegt brach.

Volle Auftragsbücher in der Baubranche

Einen Zeitplan für die geplanten Neubauten hat APD-Geschäftsführer Claudius Hasenau allerdings noch nicht parat. „Momentan herrschen am Bau chaotische Zustände“, sagte er. Die Auftragsbücher der Betriebe seien offenbar noch immer voll. Das Unternehmen komme daher zurzeit nicht zu akzeptablen Kosten an Gewerke. „Wir wissen auch noch nicht, inwiefern sich die Preise im Baugewerbe wieder normalisieren“, sagte der Geschäftsführer der Ambulanten Pflegedienste.