Bottrop. Durch die hohe Inflation verzeichnen Bottrops Bioläden spürbare Umsatzeinbußen. Wie die Fachhändler nun Kosten einsparen wollen.

Die hohe Inflation zwingt die Menschen, ihre Ausgaben zu überdenken. Gespart wird dabei auch im Bereich hochwertiger Lebensmittel: Die Bottroper Fachgeschäfte für Bio-Produkte verzeichnen teils deutliche Umsatzrückgänge.

Etwa 15 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vorjahr (jeweils für den Zeitraum Januar bis September) registriert Karin Bukes, Chefin des gleichnamigen Bioladens in der Innenstadt. Sie beobachtet im Geschäft, dass die Kunden nun eher zu den günstigeren Produkten greifen. Denn für vieles gibt es ja auch im Bioladen Preisspannen, je nach gewählter Marke. Zudem: „Angebote werden verstärkt nachgefragt.“

Bioläden: Sinkender Umsatz – steigende Kosten

Gleichzeitig steigen die Energiekosten hier genauso wie überall. Wie will Bukes reagieren? Aktuell jedenfalls nicht mit der Einschränkung von Öffnungszeiten. „Das ist für uns nicht der richtige Weg. Wir sind aber dabei, das Sortiment vielleicht zu straffen“. Und zwar so, dass die hochpreisigsten Produkte möglicherweise demnächst gar nicht mehr bei Bukes in den Regalen zu finden sind.

Der Biomarkt Bukes liegt mitten in der Stadt zwischen Volksbank-Gebäude und Martinszentrum. Günstige Angebote sind dort aktuell stärker gefragt als gewohnt.
Der Biomarkt Bukes liegt mitten in der Stadt zwischen Volksbank-Gebäude und Martinszentrum. Günstige Angebote sind dort aktuell stärker gefragt als gewohnt. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Bernadette Müting-Spickermann von Spickermanns Bioladen bestätigt, dass bei den Kunden aktuell „eine gewisse Zurückhaltung da ist“. Die Corona-Zeit sei eine gute für die Branche gewesen. „Wir waren die Läden mit mehr Platz zwischen den Regalen“, nennt sie einen Grund dafür. Die Leute kämen auch nach wie vor in ihren Bio-Supermarkt, doch die Anzahl sei geringer. Für den Umsatz in dem Kirchhellener Geschäft heißt das: „Ich denke nicht, dass wir schon auf das Niveau von vor der Pandemie zurückgefallen sind.“ Aber der Umsatz sei schon geringer als zuletzt.

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Spickermanns Reaktion auf sinkende Umsätze auf der einen und steigende Kosten auf der anderen Seite: „Wir haben die Einsatzzeiten des Personals reduziert.“ Aber nicht die Öffnungszeiten, „das wäre kein gutes Signal“.

„Sobald es ans eigene Portemonnaie geht, wird an der Nachhaltigkeit gespart“, resümiert Bio-Metzger Ulrich Scharun das, was er gerade erlebt. Keine Frage, die Corona-Jahre mit ihren Kontaktbeschränkungen seien gute für die Branche gewesen. Die Menschen waren viel zu Hause, konnten wenig unternehmen, gönnten sich dann zumindest gute Lebensmittel. Aber nun? „Seit Anfang September kaufen die Leute deutlich weniger.“ Seitdem etwa der Tankrabatt Geschichte ist. Dazu komme aktuell, dass viele in den Herbstferien noch einmal in den Urlaub gefahren seien. Summa summarum macht er ein Umsatz-Minus von 20 bis 25 Prozent gegenüber den letzten Corona-Jahren aus.

Als sehr energieintensiver Betrieb – „wir haben ständig die Kühlung laufen“ – behält Scharun die Entwicklung gut im Auge. „Wenn es schlimmer wird“, könnten für die Metzgerei durchaus verkürzte Öffnungszeiten oder ein Ruhetag in der Woche ein Thema werden. Als „letztes Mittel“ müssten die Preise für die Kunden erhöht werden. „Wir hatten zwei, drei gute Jahre. Jetzt ist es schwer. Und es ist kein Ende absehbar“, sagt Scharun.

Konkurrenz durch Discounter

„Bio-Supermärkte, Reformhäuser und Naturkostläden erleiden zurzeit deutliche Umsatzeinbußen“, sagte auch bereits der Handelsexperte Robert Kecskes vom Marktforschungsunternehmen GfK der Deutschen Presse-Agentur. Was aber seiner Einschätzung nach nicht bedeutet, dass gar keine Bio-Lebensmittel mehr gekauft werden. Vielmehr verzeichneten die Discounter ein deutliches Wachstum im Bio-Bereich. „Die Verbraucher kaufen weiter Bio ein, aber eben günstiger“, berichtete Kecskes der dpa.

Karin Bukes und Bernadette Müting-Spickermann bezweifeln allerdings, dass Bio-Lebensmittel im Discounter notwendigerweise weniger kosten als im Fachgeschäft. „Wir hatten schon Kunden, die uns berichtet haben, dass Bio-Produkte im Discounter gar nicht günstiger sind“, sagt Karin Bukes.

Bernadette Müting-Spickermann weist zudem darauf hin, dass die aktuell flächendeckend in den Supermärkten zu erlebenden Preissteigerungen bei Lebensmitteln in ihrem Bio-Bereich sogar weniger stark ausfallen würden als anderswo. De facto gebe es durchaus mit vielen Produkten eine preisliche Annäherung an den konventionellen Bereich.