Bottrop. Auf der Suche nach Fachkräften und Nachwuchs bieten Bottroper Firmen einiges, um sichtbar und attraktiv zu sein. So profitieren Arbeitnehmer.
Im Rennen um die knappen (Nachwuchs-)Fachkräfte sind Unternehmen aus allen Branchen kreativ, um sich als attraktive Arbeitgeber zu behaupten. Sie wissen: Heute gilt es, den Arbeitnehmern eine gute Work-Life-Balance zu bieten. Und: Die Aufmerksamkeit potenzieller Bewerber erringt man manchmal nur auf ungewöhnlichen Wegen.
Die Vestische bringt Azubis ganz groß raus
Der Verkehrsbetrieb Vestische etwa bringt seine Leute jetzt im Wortsinn ganz groß raus. Im vergangenen Jahr waren es die eigenen Mitarbeiter, die das Unternehmen zu Stars einer Werbekampagne machte. Jetzt hat das Unternehmen sechs Auszubildende in Szene gesetzt, um Nachwuchs zu rekrutieren. „Vor zehn Jahren war die Nachwuchswerbung noch ein Selbstläufer“, sagt Vestische-Sprecher Jan Große-Geldermann. „Heute merken auch wir: Es wird schwerer, Auszubildende zu finden.“
Deshalb hat das Unternehmen eine Kampagne gestartet mit Motiven auf Bussen und an Haltestellen. Die Gesichter der Kampagne kommen aus dem eigenen Haus: Sechs Auszubildende haben sich dafür ins Bild setzen lassen und bilden ein Gegengewicht zu „typischen Elternsprüchen über die verwöhnte Jugend“, sagt Große-Geldermann.
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Einer von ihnen ist David Goralczyk. Nach seinem Abschluss an der Gustav-Heinemann-Realschule hat der Batenbrocker eine Ausbildung als Konstruktionsmechaniker bei der Vestischen begonnen. Eine Entscheidung, die er guten Gewissens zur Nachahmung empfehlen kann. Und genau das tut er in der Ausbildungskampagne der Vestischen. „Ich wurde sehr gut aufgenommen, lerne viel in der Ausbildung und kann in der Werkstatt jederzeit jeden alles fragen.“ Das Unternehmen hat die Ausbildungswerkstatt im Wortsinn in den Mittelpunkt ihrer Werkstätten gestellt. Aktuell bildet die Vestische 28 junge Frauen und Männer aus: 17 in einem technischen Beruf sowie elf im kaufmännischen Bereich. Für das nächste Jahr sucht die Vestische fünf Auszubildende in einem technischen Beruf sowie drei im kaufmännischen Bereich.
Großschreinerei hat Bonus-Programm für Azubis aufgelegt
Azubis zu gewinnen, um sich die Fachkräfte für morgen zu sichern: Beim Bottroper Spezialisten für Innenausbau Seibel und Weyer ist das ebenfalls ein ganz wichtiger Punkt, „bei gut 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben wir 30 Auszubildende“, sagt die Personalverantwortliche Christina Bruns. Für die Azubis legt der Betrieb sich ins Zeug, bezahlt ihnen zum Beispiel das Nahverkehrsticket, Fahrsicherheitstrainings, lässt sie mit auf Montage ins Ausland fahren und hat ein Bonus-System aufgelegt, bei dem der Nachwuchs sich mit guten Leistungen zusätzliche Arbeitskleidung oder Extra-Budget fürs Gesellenstück verdienen kann.
Mitarbeiteranwerbung mal anders betreibt die Großschreinerei bei der Suche nach Berufskraftfahrern. Die sind nämlich besonders schwer zu finden, berichtet Christina Bruns. Unter anderem hätte der Betrieb daher Abreißzettel, „wie man sie zum Beispiel von Nachhilfelehrern im Supermarkt findet“, an einer Waschstraße aufgehängt. „Tatsächlich hat das dort jemand gesehen, und den haben wir diese Woche eingestellt“, so Bruns.
Zu den Merkmalen Seibel und Weyers als attraktiver Arbeitgeber zählen sicher auch wöchentliche Physiotherapieangebote, „also Massage“, Diensträder oder ein monatlicher Zuschuss zur Kita-Gebühr. „Das kommt sehr gut an“, erzählt Christina Bruns, die zudem auf flexible Arbeitszeitmodelle verweist.
Softwareentwickler: Am Wochenende arbeiten, in der Woche frei haben
Darauf setzt auch der Softwareentwickler Celano. Eine Vier-Tage-Woche, wie sie jetzt die Sanitär-Firma Helmut Lakenbrink & Sohn installierte, ist dort zwar kein Thema. Doch die Arbeitszeiten seien, den Bedürfnissen nach einer guten Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit entsprechend, nach individueller Absprache regelbar, verrät die Personalverantwortliche Maria Niehoff: „Man kann eigentlich auch am Wochenende arbeiten und hat dann einen Tag in der Woche frei.“ Die Arbeitszeit werde erfasst, die Überstunden entsprechend abgegolten. „Das ist gerade im IT-Bereich sonst nicht unbedingt üblich“, so Niehoff.
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Gestellte Getränke und ein Obstkorb, Parkplätze direkt vor der Tür, Gemeinschaftsevents stellt sie als weitere besondere Celano-Merkmale heraus. Gerne angenommen werde von den Arbeitnehmern zudem die Möglichkeit, Direktversicherungen (etwa zur Berufsunfähigkeit) über Celano abzuschließen. „Die Mitarbeiter zahlen einen Mindestbeitrag, und wir geben einen Beitrag dazu.“
Pumpenhersteller: Kantine und Kicker für den Wohlfühlfaktor
Die Möglichkeiten zum Homeoffice bzw. mobilen Arbeiten und das Dienstrad-Leasing-Angebot haben sich, wie bei Celano oder zum Beispiel auch der Caritas, inzwischen bei einigen Arbeitgebern durchgesetzt. Pumpenhersteller Seepex stellt darüber hinaus seine besondere Rolle beim Thema Gesundheitsvorsorge heraus: Die Firma bietet „neben der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchung auch die jährliche Grippeschutzimpfung direkt bequem am Standort in Bottrop an, und auch die Corona-Schutzimpfung wurde durch Seepex organisiert“.
Für so manchen Job-Interessenten mag zudem eine Kantine, wie Seepex sie hat, ausschlaggebend für die Betriebswahl sein. Oder diese Möglichkeit, die zur Work-Life-Balance beitragen dürfte: „Für ein kurzes Match in der Mittagspause wird auch gerne der Kicker im Pausenraum genutzt“, berichtet Seepex-Sprecherin Ferdinande Epping.