Bottrop. Mark Pfeifer will mit dem schaurig-schönen Halloween Haus Kirchhellen natürlich Freude machen. Aber hinter seinem Einsatz steckt noch viel mehr.

Mark Pfeifer greift in diesem Jahr nicht zum ersten Mal großzügig zur Halloween-Deko. Doch so viele schummrig-leuchtende Figuren und wohl arrangierte Grusel-Details wie in diesem Herbst waren noch nie rund ums Halloween Haus Kirchhellen am Lippweg zu sehen. Schaurig-schöne Momente möchte der Familienvater großen und kleinen Besuchern bereiten. Und denkt dabei vor allem auch an Kinder mit einem Handicap. Aus einem sehr persönlichen Grund.

Skelett Freddy sächselt ein wenig.
Skelett Freddy sächselt ein wenig. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Bei unserem Besuch begrüßt uns aber erstmal Skelett Freddy, mit stahlblauen, jede Bewegung verfolgenden Augen und sächsischem Akzent: „Hallo, Ihr Furchtlosen, willkommen in meinem Reich …“ Das erstreckt sich diesmal nicht nur über den Vorgarten, in dem mit Luft gefüllte Gespenster, Geister-Bäume und Riesen-Kürbisse das Dunkel erleuchten. Durch einen verhängten Gang, in dem eindeutig Riesenspinnen auf Menschenfang wohnen, gelangen mutige Besucherinnen und Besucher in den Garten hinterm Haus.

Halloween Haus Kirchhellen: Aufbau seit Mitte September

Seit Mitte September hat Mark Pfeifer dort zusammen mit seiner Frau, den Söhnen Lian (9) und Luan (6), seinem bestem Kumpel David Wiktor, Familie Müller und anderen Helfern einen Grusel-Rundgang aufgebaut. Klar, hier gibt’s hinter extra schiefen Bretterzäunen Grabsteine, Skelette, Fledermäuse und jede Menge Spinnweben. Aber noch so vieles mehr. Da leuchten unheimliche Augenpaare aus der Hecke, dort verwandeln sich harmlose Wand-Porträts in zähnefletschende Ungeheuer. (Strom-)Kosten spielen für Mark Pfeifer keine Rolle, auch nicht in diesen Zeiten. „Für mich ist das Hobby“, sagt er schlicht. Und: „Das ist etwas Außergewöhnliches, das hat nicht jeder.“

So gibt es neben LED-Beleuchtungen Projektionen und Sounds, große Halloween-Figuren wie einen Reiter samt Pferd – und vielleicht später auch noch Nebel. „Wir haben gerade zwei Nebelmaschinen getestet – schon war die Polizei hier“, erzählt David Wiktor.

Vorgarten-Szenerie vom Halloween Haus Kirchhellen.
Vorgarten-Szenerie vom Halloween Haus Kirchhellen. © Nina Stratmann

Halloween-Fan sammelt Spenden für die Duchenne-Stiftung

Der Besuch des Halloween-Hauses mit allen Angeboten ist zu den Öffnungszeiten (siehe Infobox) an allen Tagen kostenlos, betont der Organisator. Wer mag, kann aber etwas in die Spendenbox werfen, die Mark Pfeifer wieder aufstellen wird. Das Geld sammelt er für die Duchenne-Stiftung. Sohn Lian (9) leidet unter der Muskeldystrophie Duchenne. Ein seltener Gendefekt, der zu fortschreitendem Muskelschwund führt. Und die Lebenszeit verkürzt.

Die Diagnose erhielt Lian mit vier Jahren, nachdem einer Ärztin bei einer Vorsorgeuntersuchung aufgefallen war, dass der Junge Ballon-Waden habe. „Das ist ein erstes Anzeichen“, berichtet Pfeifer. Ein Gentest brachte dann die Gewissheit.

Treppensteigen sei inzwischen bereits schwierig für Lian, „und wir haben einen Rollstuhl für Ausflüge“, erzählt Mark Pfeifer. Gerade eben wuselt der Neunjährige durch den Vorgarten, als ob nichts wäre, doch lange Strecken seien schwer zu bewältigen. Dennoch: „Es gibt Kinder in seinem Alter, denen es wesentlich schlechter geht.“

Lian (9) Pfeifer leidet unter der Muskeldystrophie Duchenne. Seine Familie sammelt Spenden für die Duchenne-Stiftung.
Lian (9) Pfeifer leidet unter der Muskeldystrophie Duchenne. Seine Familie sammelt Spenden für die Duchenne-Stiftung. © Familie Pfeifer

Tania Di Bari, Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle der Duchenne-Stiftung, erklärt: „Die Krankheit trifft überwiegend Jungen. Sie verläuft langsam und schleichend. Es gibt keine Heilung. Man kann nur durch Hilfsmittel und Therapien versuchen, den Verlauf hinauszuzögern.“ Oft falle die Krankheit auf, weil die Kinder watscheln, nicht lange laufen können. „Teenager sind dann auf den Rollstuhl angewiesen“, berichtet Di Bari. Irgendwann würden auch Herz und Lunge betroffen, „alles, was mit Muskeln zu tun hat“.

Familie sammelt gemeinsame Erlebnisse

Es gibt Betroffene, die das Alter von 30, 40 Jahren durchaus erreicht haben, ihr Leben im E-Rolli meistern. Mark Pfeifer berichtet aber auch: „Man hat uns anfangs gesagt, wir müssten uns vor dem 20. Lebensjahr von unserem Kind verabschieden.“

„Komm ruhig näher“ scheint diese Hexe zu krächzen.
„Komm ruhig näher“ scheint diese Hexe zu krächzen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Die Familie nutzt daher die Zeit, die sie jetzt hat. „Wir ermöglichen Lian mehr als anderen Kindern in seinem Alter“, sagt Mark Pfeifer. Denn: „Das, was er einmal erlebt hat, kann man ihm nicht mehr nehmen.“ Sie besuchen Freizeitparks, waren mehrfach im Disneyland, probieren Motorcross aus, zählt der Kirchhellener Beispiele auf.

Und ein Halloween-Spektakel im eigenen Garten, zu dem man auch noch selbstgebastelte Details beisteuern kann – das hätte wohl jedes Kind gerne.

Öffnungszeiten und Kontakt

Das Halloween Haus Kirchhellen findet sich unübersehbar am Lippweg. Öffnungszeiten: 22./ 23. Oktober ab 17.30 Uhr nur nach Anmeldung über Facebook („Halloween Haus Kirchhellen“); 28. Oktober 17 bis 22 Uhr; 29. Oktober 17.30 bis 22 Uhr; 30. Oktober 17.30 bis 21.30; 31. Oktober 17 bis 23 Uhr mit Grillwurst und Getränken. Die Kinderhalloweenpartys sind schon ausgebucht.

Infos zur Duchenne-Stiftung mit Sitz in Bochum gibt es online auf duchenne-deutschland.de. Über die Spendenaktion aus Kirchhellen freuen sich die Verantwortlichen sehr. „Wir sind eine kleine Stiftung zu einer seltenen Erkrankung“, sagt Mitarbeiterin Tania Di Bari. Spürbar sei gerade im Moment auch, dass viel für andere Zwecke gespendet werde.